Es würde „ein langer Abend mit viel guter Musik werden, das Publikum solle auch nach der Pause bleiben, da im Fernsehen eh nichts Gescheites liefe“, stellte Simple Minds-Sänger Jim Kerr gleich zu Anfang des „40 Years of Hits“-Sets als augenzwinkernd-programmatischen Vorschlag in der lange ausverkauften Halle Münsterland am Mittwochabend in den Raum. Gute zweieinhalb Stunden später waren sich 6.500 glückliche Menschen kollektiv sicher: Der schottische Sänger hatte recht behalten. Im Zentrum seiner siebenköpfigen Band lieferten die Simple Minds ein atmosphärisch dichtes wie höchst unterhaltsames Hitfeuerwerk aus vier Jahrzehnten Bandkarriere ab.
Mit 60 Millionen verkauften Tonträger weltweit im Rücken, einer nach wie vor unermüdlich um den Globus tourenden Band und einer (insbesondere in Deutschland) bedingungslos treuen Fangemeinde sind Kerr und sein Kindheitsfreund und Gitarrist Charlie Burchill – mit dem er die Band 1978 in Glasgow gründete – natürlich Vollprofis, wenn es um die dramaturgische Gestaltung eines Konzertabends geht. Unaufgeregt wie stilsicher starteten die sieben Musiker den Abend eher unspektakulär mit dem Triple „Act Of Love“, „Celebrate“ und „I Travel“.
Die nachfolgenden Songs „Glittering Prize“ und „Promised You A Miracle“ nahmen dann zielgerichtet mehr und mehr Fahrt auf, bevor mit dem rockig-treibenden „Book Of Brilliant Things“ ein erster Konzerthöhepunkt folgte. Insbesondere die quirlige Schlagzeugerin Cherisse Osei und Backgroundsängerin Sarah Brown setzten hier klangliche Glanzpunkte. Die ruhigeren Songs wie „Mandela Day“ oder auch „Belfast Child“ lieferten spieltechnisch ausreichenden Raum zur klanglichen Entfaltung der einzelnen Musiker und so hatte sich die Bandbesetzung – desweiteren bestehend aus Gordy Goudie (Gitarre), Gad Gimes am Bass und Keyboarderin / Sängerin Berenice Scott – entsprechend vor der angekündigten Pause im Sinne des gemeinsamen Eingroovens warmgespielt.
Ihrer stilistischen Vielfältigkeit Rechnung tragend, lieferten die Simple Minds dann in der zweiten Hälfte des Abends noch einmal ein eineinhalbstündiges Songrepertoire ab, das kaum Fanwünsche offen ließ. Vom Instrumental „Theme For Great Cities“ über frühe Glanztaten wie „Waterfront“ und „Someone Somewhere In Summertime“ dem Art-Rock der Marke „She`s A River“ oder „All The Things She Said“ bis hin zum Klassiker „Don`t You (Forget About Me) – die Simple Minds hatten das Münsteraner Publikum mit ihrer unbändigen Spielfreude scheinbar mühelos im Sturm erobert.
Insbesondere der Mitsingpart des Überhits sorgte für einen XXXL-Gänsehautmoment, als die komplette Halle den berühmten Chorteil in der Mitte von „Don`t You“ übernahm. Der „New Gold Dream (81-82-83-84)“ verbreitete nochmals seliges 80er-Flair, bevor der Zugabenteil mit „Speed Your Love To Me“ (atmosphärisch von Keyboarderin Berenice Scott gesungen) und den All-Time-Klassikern „Alive & Kicking“ und „Sanctify Yourself“ einen Konzertabend der Extraklasse beendete. Der Ausdruck der Glückseligkeit in den Gesichtern der Konzertbesucher sowie auch der Band sprach da eine unmißverständliche Sprache: Die Simple Minds sind in Münster zu jeder Zeit willkommen!
In einer früheren Version des Texts trug die Keyboarderin den Namen Catherine Anne Davies. Das ist nicht korrekt, die Rede ist natürlich von Berenice Scott. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst. (Anm. d. Red.)
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