Ein wenig einsam und schmucklos wirkt sie noch, die Weihnachtstanne vor St. Lamberti. Das mit dem Schmuck ändert sich noch, ab Montagmorgen wird eine 300 Meter lange Lichterkette dafür sorgen, dass der Baum leuchtet, wie es sich für einen Weihnachtsbaum gehört. Nur das mit der Einsamkeit wird so bleiben, keine Buden mit Weihnachtsschmuck, keine Verabredungen „unter der Tanne“ zum Glühwein, alle Weihnachtsmärkte wurden wegen der Pandemie abgesagt.
Wo sonst beim Aufbau der Tanne bereits die blau-weißen Buden den Lambertikirchplatz füllen, herrscht jetzt gähnende Leere. Nur die Hobbyfotografen, die sich am Donnerstagmorgen zum Aufbau in aller Frühe in die Stadt begeben haben, können die Aktion aus einer ungewohnten Perspektive aufnehmen. Gespendet wurde der Baum von Anne und André Nutsch aus Gremmendorf. Die junge Familie lebt seit rund einem halben Jahr in dem Haus, auf dessen Grundstück die Tanne in etwa 40 Jahren zu einer beachtlichen Größe von 20 Metern heranwuchs. Acht Meter breit ist der Baum und geschätzte 3,5 Tonnen würde er auf die Waage bringen, wenn man sich die Mühe machen würde. Mit ein wenig Unbehagen hat die Feuerwehr das Wetter beobachtet, zwar zeigte sich irgendwann der blaue Himmel, es waren aber höhere Windgeschwindigkeiten angesagt, die das punktgenaue Absenken der Tanne hätte gefährden können. Doch das Wetter hatte ein Einsehen und alles lief glatt.
Diana Walbröl von Münster Marketing ist sehr zufrieden mit dem Baum aus Gremmendorf, das Stadtmarketing legt bei der Wahl des Baums Wert darauf, dass er aus der Nähe kommt. Für die Kinder von Anne und André Nutsch ist es offenbar noch etwas seltsam, dass die riesige Tanne, unter der sie vor wenigen Tagen noch gespielt haben, jetzt nicht mehr in ihrem Garten sondern vor der St. Lambertikirche steht. Von ihrer Mutter auf dem Fahrrad gezogen, sind die beiden im Fahrradanhänger zum Aufstellen der Tanne angereist und offensichtlich schwer beindruckt vom Kran der Feuerwehr, an dessen Haken der Baum hängt. Wenn dann ab Montag der Baum erstrahlt wie in den Jahren zuvor, kehrt wenigstens etwas Normalität in die Adventszeit eines Jahres ein, das von Normalität weit entfernt ist.
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