Vier Studierende des Fachbereichs Elektrotechnik und Informatik an der FH Münster haben sich mit der Herausforderung beschäftigt, dass Fahrradfahrer im Straßenverkehr nur begrenzte Möglichkeiten haben, um auf sich aufmerksam zu machen und gesehen zu werden. Ihr umfassendes Beleuchtungskonzept für Fahrräder umfasst Fern- und Abblendlicht, Blinker, Brems- und Rücklicht sowie eine Warnblinkfunktion.
Obwohl diese Ausstattung gemäß der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) derzeit im öffentlichen Raum als übermäßig angesehen wird, ist das Testfahrzeug dennoch beeindruckend. Nach dem Einschalten regeln verschiedene Sensoren die Beleuchtungsfunktionen. Das Fahrlicht schaltet sich automatisch ein, wenn es dunkel wird, und das Bremslicht leuchtet auf, sobald das Fahrrad seine Geschwindigkeit verringert. Über ein Bedienfeld am rechten Griff können bei Bedarf die restlichen Lichter manuell eingeschaltet werden. „Die Lampen werden über einen externen Akku mit Strom versorgt, der in einer Box am Fahrradrahmen angebracht ist“, erklärt der Student Fabian Hillen, der zusammen mit seinem Kommilitonen Kai Dinkhoff für die Hardware-Komponenten des Projekts verantwortlich war. Florian Deppe und Tim Friedrichs kümmerten sich hauptsächlich um die Programmierung des Arduino-Boards, eines kleinen Mikrocontrollers. Das handwerkliche Geschick der Vier kam dabei zum Tragen: „Wir haben alle vor dem Studium bereits eine Ausbildung gemacht und sind daher mit praktischer Arbeit vertraut“, erläutert Deppe. „Jetzt konnten wir jedoch viel freier arbeiten, eigene Ideen einbringen und unser theoretisches Wissen aus den Vorlesungen in die Praxis umsetzen. Das war großartig.“
Die Studierenden erfuhren bereits zu Beginn, dass ein solches Projekt möglicherweise auch Improvisation erfordert: Ursprünglich planten sie, eine Beleuchtung für Velomobile zu entwickeln. Diese dreirädrigen oder vierrädrigen Fahrräder mit stromlinienförmiger Karosserie stehen im Mittelpunkt des Testzentrums für Velomobile und Pedelecs auf dem Steinfurter Campus der FH Münster, das vor zwei Jahren von Prof. Dr. Tilman Sanders, Prof. Dr. Dieter Scholz, Prof. Dr. Peter Vennemann und Otfried Berges gegründet wurde. Bei ihren Recherchen und Gesprächen mit dem interdisziplinären Team des Testzentrums stellten die Studierenden jedoch schnell fest, dass zusätzliche Beleuchtung mit der Aerodynamik des Velomobils kollidiert und nicht so einfach umzusetzen ist. Mit Unterstützung ihres Projektleiters Sanders aus dem Labor für Leistungselektronik und elektrische Energietechnik änderten sie daher ihre Pläne und widmeten sich dem herkömmlichen Fahrrad.
Obwohl vorerst nur Fahrten auf dem Campusgelände mit dem aufgerüsteten Fahrrad möglich sind, da Blinker bei herkömmlichen Fahrrädern im öffentlichen Straßenverkehr nicht erlaubt sind, erkennt Sanders einen erheblichen Mehrwert in den Ergebnissen der Studierenden. Er äußert sich zufrieden über das Beleuchtungskonzept und insbesondere über das Bremslicht und seine automatische Steuerung mittels eines Beschleunigungssensors. Als nächsten Schritt möchte das Testzentrum nun darüber nachdenken, wie sich die Ideen langfristig auf ein Velomobil übertragen lassen.