Sharon Fehr, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Münster, wurde gestern während einer feierlichen Zeremonie in den Räumen der Bezirksregierung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Stellvertretend für den Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier wurde die Verleihung durch Regierungspräsidentin Dorothee Feller vorgenommen. Fehr erhielt die Auszeichnung als Würdigung seines jahrzehntelangen Engagements für ein tolerantes Miteinander der Religionen. Besonders hervorgehoben wurde von Feller sein mutiges Eintreten gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung.
„Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ist immer etwas Besonderes“, wie die Regierungspräsidentin in ihrer Rede betonte, diese Feier sei aber aus einem weiteren Grund eine Ausnahme, da es sich um einen Doppeltermin handelte. Neben Sharon Fehr wurde auch Pfarrer Hartmut Dreier aus Marl geehrt, der zu den Pionieren des christlich-islamischen Dialogs gehört. Die ungewöhnliche gleichzeitige Ehrung zweier Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens war der ausdrückliche Wunsch von Fehr und Dreier.
Für eine Überraschung sorgte für die meisten Gäste der Feier die Tatsache, dass Sharon Fehr gelernter Konditor ist. Nach der Ausbildung studierte er Soziale Arbeit und Heilpädagogik, bis 1981 arbeitete er in verschiedenen pädagogischen Einrichtungen der Heim- und Jugenderziehung. Es folgte die Einwanderung nach Israel, er lernte Hebräisch und arbeitete in einem orthodoxen Kibbuz nahe der Grenze zu Jordanien. 1990 kehrte Fehr nach Deutschland zurück, erhielt eine Stelle in Hamm und engagierte sich neben seiner Arbeit für die jüdische Gemeinde in Münster. 1994 wurde er deren geschäftsführender erster Vorsitzender. Aus den geplanten drei Jahren, nach denen Sharon Fehr eigentlich nach Israel zurückkehren wollte, wurden bis heute 28 Jahre.
„Besonders in den Jahren zwischen 1990 und 2006, in denen es große Zuwanderungen von Juden aus Russland gab, haben Sie besondere Leistungen im Bereich der Eingliederung vollbracht“, wie Dorothee Feller in ihrer Rede hervorhob. „Ich bin sprachlos, was selten vorkommt“, sagte der sichtlich ergriffene Sharon Fehr angesichts seiner Ehrung, hob aber zugleich hervor, dass dies nicht allein sein Verdienst sei, sondern dass die jüdische Gemeinde einen großen Anteil daran habe. Als wichtiges Ziel seiner Arbeit nannte Fehr die Öffnung der Gemeinde zur Stadt hin, die heute wieder einen Platz in der Mitte der Gesellschaft habe.
Sharon Fehr gab im Rahmen der Feier bekannt, dass er bei den Neuwahlen des Vorstandes im Juni 2022 nicht mehr für ein Gemeindemandat kandidieren werde, seiner Gemeinde aber gerne weiterhin ehrenamtlich mit seiner Erfahrung zur Verfügung stehen wird. Sollte sich hierdurch mehr Freizeit ergeben, möchte der frischgebackene Träger des Bundesverdienstkreuzes diese gerne vermehr in Israel verbringen.
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