SenseBox – Diese Kiste macht Sinn Mit der SenseBox sammeln Wissenschaftler des Instituts für Geoinformatik weltweit Wetterdaten

Dr. Thomas Bartoschek (l.) und Dominik Schweer können ihren Kaffee unbesorgt genießen, die Feinstaubwerte sind trotz der Nähe zur Hammer Straße weit unter dem Grenzwert. (Foto: Michael Bührke)
Dr. Thomas Bartoschek (l.) und Dominik Schweer können ihren Kaffee unbesorgt genießen, die Feinstaubwerte sind trotz der Nähe zur Hammer Straße weit unter dem Grenzwert. (Foto: Michael Bührke)

Der einzige Feinstaub, der auf einem Cappuccino etwas zu suchen hat, ist Kakaopulver. Wer beim Kaffeefreund an der Hammer Straße seinen Espresso oder Latte Macchiato genießt und beim Anblick der vorbeifahrenden LKWs bezüglich der Luftbelastung ins Grübeln kommt, kann beruhigt aufatmen: „Weit entfernt vom Grenzwert“ lautet das Ergebnis der Messung, die seit Anfang des Monats von einer unscheinbaren grauen Kiste auf dem Dach des mobilen Kaffeestandes in die Welt gesendet wird.

SenseBox nennt sich das Messgerät und es ist eines von über 2.000 weiteren, die überwiegend in Deutschland aber auch an vielen anderen Orten weltweit aufgestellt sind. Gebaut werden die Kästen, die sich größenmäßig irgendwo zwischen Brotdose und Schuhkarton bewegen, am Institut für Geoinformatik der Uni Münster. „Ursprünglich haben wir nur die Bauanleitungen für solche Messgeräte veröffentlicht“, erinnert sich Dr. Thomas Bartoschek an die Anfänge von SenseBox. Heute kann sich jeder die graue Kiste fix und fertig bestellen. An die Box kann nahezu jeder Sensor angeschlossen werden, der auf dem Markt erhältlich ist. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Helligkeit und UV-Strahlung sind die gängigen Werte, die von der SenseBox erfasst werden können. „Ein Nutzer hat sogar einen Sensor für Radioaktivität angeschlossen“, berichtet der Geoinformatiker. Die gesammelten Daten können nahezu in Echtzeit übertragen werden und stehen auf www.opensensemap.org jedem Interessierten zur Verfügung. Nicht nur die Daten sind öffentlich und für jedermann verfügbar, auch alle Bauteile im Inneren der SenseBox sind open source.

Die SenseBox wird über eine Solarzelle betrieben und sendet ihre Daten per Funkverbindung "LoRa" in die Welt. (Foto: Michael Bührke)
Die SenseBox wird über eine Solarzelle betrieben und sendet ihre Daten per Funkverbindung „LoRa“ in die Welt. (Foto: Michael Bührke)

Das ist eine der zentralen Ideen hinter dieser technischen Anlage: Daten zu erheben, die für alle Menschen kostenlos verfügbar sind und dies mit einer Technik, die ebenfalls kein Geheimnis ist. „Inzwischen sind über 1,5 Milliarden Daten für jeden abrufbar“ berichtet Bartoschek begeistert. In die Datenbank fließen sowohl die Daten der 2.000 SenseBoxen als auch von 500 weiteren Messgeräten. Natürlich sind die Standorte der Messgeräte nicht genormt und es ist ein Unterschied, ob sie an einer Hauswand hängen, die von der Sonne bestrahlt wird oder in einer dunklen Ecke im Garten, aber die Masse macht’s und es konnten schon viele spannende Ergebnisse erzielt werden. „Zum Beispiel sind die Hotspots der Feinstaubbelastung im Winter nicht unbedingt an irgendwelchen Straßen zu finden, sondern in besseren Wohngegenden, in denen viele Leute im Kamin Holz verbrennen“.

Dominik Schweer, der mit seinem mobilen Kaffeestand fast jeden Tag vor der Pfarrkirche St. Joseph an der Hammer Straße steht, musste nicht lange überlegen, als Bartoschek ihm die Kiste aufs Dach stellen wollte: „Ich habe acht Wetter-Apps auf meinem Smartphone. Es ist für mich natürlich wichtig, wie das Wetter wird und ob ich raus kann“, sagt der mobile Barista. Außerdem sei das Wetter ein prima Kommunikationsmittel. Wenn gar nichts geht, geht immer noch ein Gespräch über das Wetter denn das betrifft jeden, so Schweer.

Das Programieren der SenseBox erfolgt intuitiv und ist selbst für Grundschüler kein Problem. (Foto: Michael Bührke)
Das Programieren der SenseBox erfolgt intuitiv und ist selbst für Grundschüler kein Problem. (Foto: Michael Bührke)

Das Team von SenseBox arbeitet mit münsterischen Schulen zusammen, wo schon Grundschüler die elektronischen Komponenten mit Begeisterung programmieren. „Das funktioniert inzwischen ganz einfach am Computer und demnächst mit einer App. Das ist so leicht, dass Grundschüler schon nach 30 Minuten eine einfache Programmierung hinbekommen, ganz ohne Vorkenntnisse“. Ob die zahlreichen Fahrzeuge, mit denen Eltern ihre Kinder morgens zum Unterricht bringen, für erhöhte Feinstaubbelastungen im Umfeld der Schulen führen, untersucht Dr. Thomas Bartoschek aktuell mit Schülern einer Grundschule. Sollte sich diese Vermutung bestätigen, würden vielleicht manche Eltern den Nachwuchs mit dem Rad zur Schule fahren lassen und so für weniger Mief auf dem Schulhof sorgen. Eine Kiste, die Sinn macht, SenseBox eben.

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