Südostasien, ein Hotspot der globalen Artenvielfalt. Immer wieder werden hier neue Arten entdeckt. Das zeigt, dass die Biodiversität, nicht nur hier, bei weitem noch nicht ausreichend erforscht ist. Ein internationales Team hat zuletzt in Südostasien einen Artkomplex untersucht und dabei gleich drei neue farbenfrohe Echsen-Arten erstmalig für die Wissenschaft beschrieben.
Ein internationales Team von Wissenschaftlern aus dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn, der Senckenberg Naturhistorischen Sammlung Dresden, des Naturhistorischen Museum der Stadt Genf und dem Allwetterzoo in Münster hat die asiatische Blaukopf-Schönechse untersucht. Die Wissenschaftler konnte zeigen, dass es sich dabei nicht um eine, sondern insgesamt fünf unterschiedliche Arten handelt. Drei von ihnen waren dabei noch unbekannt und wurden somit erstmalig beschrieben. Ursprünglich hatte Calotes mystaceus, wie die Blaukopf-Schönechse wissenschaftlich genannt wird, ihr weitverbreitetes Hauptverbreitungsgebiet im südlichen Asien. Schwerpunktmäßig kommen sie in Südostasien, in den Ländern Laos, Myanmar, Thailand und Kambodscha vor. Hier sind diese oft farbenfrohen Echsen nicht nur in Wäldern, sondern auch in städtischen Parkanlagen mitten Bangkok, kleineren Siedlungen aber auch in den Gärten von Hotelanlagen zu finden.
Aber auch auf dem Gelände des Artenschutzzentrums Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB), welches der Allwetterzoo Münster in Kambodscha betreibt. „Die Männchen dieser Echse mit ihren strahlend blauen Köpfen gehören schon zu den auffälligsten Tieren auf dem Gelände des ACCB. Sie sind auch überall im angrenzenden Nationalpark zu beobachten“, erklärt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung und Artenschutz am Allwetterzoo. „Da verwundert es schon ein wenig, dass sich niemand die Art seit ihrer Beschreibung im Jahr 1837 noch einmal genauer angeschaut hat.“
Dass die Tiere näher untersucht worden sind, ist Timo Hartmann vom Forschungsmuseum Alexander Koenig zu verdanken. Er hat bereits eine nah verwandte Art aus Vietnam beschrieben. Dadurch kam er auf die Idee, sich den gesamten Artkomplex einmal näher anzuschauen. „Gerade die Färbung der Männchen ist dann auch das beste Unterscheidungsmerkmal der Arten“, erklärt Dr. Andreas Schmitz vom Naturkundemuseum in Genf. „Dadurch, dass die Männchen ihre Reviere bilden, dient die Färbung der Erkennung, und zwar nicht nur zwischen Männchen und Männchen, sondern auch die Weibchen erkennen so die richtigen Männchen.“ Die Tiere können ihre Farbe, ähnlich wie die Chamäleons, ändern. Nähert sich ein Weibchen, übertreffen sich die Konkurrenten in der Brillanz der Blaufärbung. Bei Revierkämpfen verblasst das unterlegene Männchen aber innerhalb weniger Minuten. Auch nachts sind die Tiere braun oder schwarz und fallen so in ihrem Lebensraum kaum auf. „Agamen wie die Schönechsen sind schon lange ein Forschungsschwerpunkt am Museum Koenig in Bonn“, führt Professor Dr. Wolfgang Böhme, emeritierter Leiter der Sektion Herpetologie, aus. „Da ist es schön ein weiteres wichtiges Puzzleteil zur Kenntnis dieser Echsengruppe beitragen zu können.“
Die neuen Arten wurden im Bonn zoological Bulletin veröffentlicht, einer renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift, die das Bonner Museum herausgibt. Die dort erschienen wissenschaftlichen Studien sind frei zugänglich. „Eine der drei Arten ist für mich etwas ganz Besonderes“, sagt Dr. Philipp Wagner vom Allwetterzoo. Sie sei zwar über weite Teile Kambodschas, Thailands und Myanmars verbreitet, aber: „Wir beschreiben sie aus dem Phnom Kulen National Park. Hier liegt auch unser Artenschutzzentrum, das ACCB. Benannt haben wir die Art daher auch nach Dr. Stephan Goetz, dem langjährigen Partner und Förderer des ACCB.“ Stephan Goetz war maßgeblich am Aufbau des ACCB beteiligt und ohne seine Hilfe würde es dieses für Kambodscha so wichtige Artenschutzzentrum nicht geben. „Und auch mir persönlich steht er mit Rat, Tat und einem unglaublichen Engagement zur Seite“, erläutert Philipp Wagner. „Und so ist es mir eine besondere Freude, die neue Art nach ihm benennen zu können – Calotes goetzi.“
Und auch die beiden anderen Arten tragen männliche Namen. Mit Calotes geissleri wird Dr. Peter Geißler vom Museum Natur und Mensch in Freiburg geehrt. „Peter hat nicht nur viel über die Artenvielfalt in Südostasien gearbeitet. Die nächste Verwandte unserer neuen Art ist bereits nach seiner Freundin benannt. So bilden die beiden auch als Echsen ein Paar“, erklärt der Kurator des Allwetterzoos. Dritter im Bunde ist Jens Vindum von der California Academy of Sciences in San Francisco, USA. Auch er hat mit vielen Studien dazu beigetragen unser Wissen über die Echsen und Schlangen zu erweitern. „Auch hier war ein besonderer Name sehr naheliegend“, führt Wagner aus. „Mystaceus, der ursprüngliche Artname, ist griechisch und bedeutet bärtig. Und wie es der Zufall so will, trägt Jens tatsächlich einen sehr beachtlichen Bart, von dem sich der neue, aus dem lateinischen entlehnte, Artname vindumbarbatus ableitet.“
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