Den Niederländern macht man selten etwas vor, vor allem nicht, wenn es um das Thema Radfahren geht. Seit Jahren gibt es dort das beliebte Fietsknooppuntennetwerk (Fahrradknotenpunktnetzwerk), mit dem das Navigieren beim Radwandern deutlich vereinfacht wurde. Jetzt hat auch das Münsterland dieses praktische Konzept umgesetzt, unter anderem der Kreis Warendorf und die Stadt Münster haben derweil entsprechende Karten veröffentlicht, auf denen die Knotenpunkte eingetragen sind. Wir haben eine Testfahrt unternommen.
Radwandern ohne Navi und Karte? Ausgestattet nur mit einem Zettel, auf dem die Zahlen der Knotenpunkte stehen, wie die Lottozahlen vom Wochenende? Das fühlt sich zunächst seltsam an, aber es funktioniert. Überwiegend. Das Prinzip ist wie bei der Schnitzeljagd, an bestimmten Punkten im Radwandernetz wurden im Bereich von Kreuzungen und Gabelungen die bekannten Fahrradwegweiser mit auffälligen roten Schildern ausgestattet, auf denen eine Zahl steht, das ist der Knotenpunkt. An den Richtungsschildern wiederum finden sich kleine „Anhänger“, auf denen der nächste Knotenpunkt steht, das war’s eigentlich schon. Stehe ich also zum Beispiel am Knotenpunkt 02 und möchte weiter zu Punkt 38, folge ich einfach dem kleinen Schildchen mit der 38. So hangelt sich der Radwanderer von Knotenpunkt zu Knotenpunkt ganz einfach ans Ziel.
Um zu wissen, wie sich die Route zusammensetzt, muss ich vorher auf einer Karte nachschauen, welche Knotenpunkte mich zum Ziel führen. Diese Karten gibt es klassisch in gedruckter Form, aber auch online und als App. Da das Knotenpunktsystem im Münsterland noch relativ neu ist, sind die Angebote im Bereich App und Online noch etwas dünn. Kartenmaterial gibt es hingegen bereits in mehreren Städten und Kreisen, die Karte für Münster ist gerade erst veröffentlicht worden. Wir haben uns zu Testzwecken diese schöne Rundtour zusammengestellt: 01 | 62 | 21 | 77 | 24 | 84 | 17 | 22 | 01
Der Knotenpunkt 01 befindet sich an der Ecke Promenade und Salzstraße, zum Punkt 62 geht es auf der Promenade entgegen dem Uhrzeigersinn los. Von dort weiter Richtung Knotenpunkt 02. Schnell wird das Prinzip klar und der Blick auf die Karte oder den Navi ist tatsächlich nicht notwendig. Zwischendurch weisen die bekannten quadratischen Schilder mit dem Fahrrad und dem Pfeil den Weg in die richtige Richtung, wenn sie nicht mit Stickern zugeklebt sind. Gerade im ländlichen Bereich, in dem die Knotenpunkte weiter auseinanderliegen, stellt sich schnell ein Entspannungszustand ein, es funktioniert! Auch unsere Testfahrt verlief zunächst problemlos und führte von der Innenstadt zur Pleistermühle und dann entlang der Werse, eine sehe schöne Runde. Zumindest bis dahin.
In Angelmodde sollte es laut Planung vom Knotenpunkt 77 weiter zum Knotenpunkt 24 gehen, der Wegweiser an der Gallitzinstraße hätte uns dazu über die langgestreckte Fußgänger- und Fahrradbrücke lenken müssen, tat er aber nicht. Am entsprechenden Schild hing die Nummer 17, die erst später kommen sollte. Hier war der Blick auf die Karte erstmals notwendig. Punkt 17 wiederum, der in Hiltrup nahe der Prinzbrücke steht, hatte gar keine Knotenpunktmarkierung. Später gab es dann eine Fahrradumleitung, gilt die auch im Zusammenhang mit den Knotenpunkten? Oder gelten hier vielmehr die quadratischen Schilder mit dem Fahrrad und dem Pfeil, das in diesem Fall ein paar Meter weiter montiert war? Wir lösen auf: Die Umleitung gilt auch für die Knotenpunkte. Hier wäre es schön, wenn kleine Aufkleber auf den Umleitungsschildern den richtigen Weg weisen würden.
Für weitere Verwirrung hat eine Variante in der Beschilderung gesorgt, die möglicherweise nur in Münster vorkommt. Üblicherweise wird der Wegweiser auf der Seite vom Pfahl montiert, in die er weist. Auf unserer kleinen Tour kam es mehrmals vor, dass die Wegweiser auf der anderen Seite des Pfahls montiert waren und wir genau darauf achten mussten, wohin der Pfeil zeigt. Das kann schiefgehen. Überhaupt sollte man beim Radeln nicht ins Träumen verfallen, denn dann kann ein Knotenpunkt auch schon mal übersehen werden, so wie uns bei Nummer 22, der nicht unmittelbar an der Radstrecke entlang des Kanals stand. Liegen zwei Knotenpunkte dicht beieinander, wie es im Stadtgebiet gelegentlich vorkommt, ist es nicht immer ganz einfach, herauszufinden, welcher von beiden auf der Karte derjenige ist, der angepeilt werden muss. In solchen Fällen empfiehlt es sich, einfach beide aufzuschreiben, einer wird schon stimmen.
Fazit: Das Knotenpunktsystem ist eine tolle Sache, wenn es korrekt ausgeschildert ist. Für den Notfall sollte man Karte oder App aber am besten noch dabei haben. Das System ist gut geeignet für unsere vielen Radtouristinnen und -touristen oder auch für Münsteranerinnen und Münsteraner, die nicht so häufig in der Region unterwegs sind. Das System nutzt ja die bekannten Radwanderrouten, möchte der Radler von diesen abweichen, ist das Knotenpunktsystem nicht anwendbar. Die neu erschienenen Karten, unter anderem herausgegeben vom münsterschen Vermessungs- und Katasteramt und der Touristischen Arbeitsgemeinschaft (TAG) Parklandschaft Kreis Warendorf, sind für die Planung sehr gut geeignet und eine echte Empfehlung.
Gute Fahrt!
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Die oben im Artikel erwähnten Nachteile (Aktualität bei Umleitungen, Verpassen eines schlecht stehenden Knotenpunktes, Vandalismus / Beschädigungen / Drehungen der Schilder) machen das System unzuverlässig und führen dazu eben doch Karte oder Navi mitzunehmen. Wer plant schon eine 2-3 Tagestour in der Hoffnung , dass er alle Knotenpunkt-Schilder sieht und diese auch noch immer die korrekte Informationen aufweisen ? Also überflüssig für Radreisende.
Wahnsinn.
Die „Radfahrregion“ Münsterland hat dieses System auch endlich umgesetzt…
Andere Landkreise z. B. der Kreis Soest hat das Knotenpunktsystem schon seit 2015 im Einsatz.
MS4L 🤣