Es sind die wertvollsten Teile am E-Bike, die Akkus. Doch trotz ihres Wertes von mehreren hundert Euro, sind sie meist schlecht gesichert. Das übliche Schloss ist selbst für ungeübte Diebe kein wirkliches Problem, nach wenigen Sekunden ist der Stromspeicher weg und der Ärger groß. Ein Start-Up aus Münster will dem etwas entgegensetzen und hat einen Diebstahlschutz für E-Bike Akkus entwickelt. Das Konzept ist so überzeugend, dass selbst die Polizei das Produkt an ihrem Stand auf der Messe „Bauen und Wohnen“ vorstellt.
„Aus Sorge vor einem Diebstahl nehmen viele Menschen den Akku mit, wenn sie ihr E-Bike zum Beispiel zum Einkaufen abstellen“, für Jens Kattner, Chef der Firma MBM Maschinenbau Münster, konnte das auf keinen Fall die Lösung sein. Kattner, dessen Firma auf Sondermaschinenbau spezialisiert ist, machte sich ans Werk. Am Ende des Entwicklungsprozesses steht ein Diebstahlschutz namens Kattfix aus solidem Stahlblech, Komponenten aus dem 3D-Drucker und einem Schloss. „Der Diebstahlschutz wird für jeden Radtyp individuell angefertigt, weil die Form des Rahmens und des Akkus je nach Hersteller und Modell stark variiert“, wie Thomas Strotmann erläutert, der bei MBM für das Marketing zuständig ist.
Die Maße werden in ein Computerprogramm übertragen, mit dem eine Maschine angesteuert wird, die das Stahlblech millimetergenau dem Fahrradrahmen anpasst. In das Blech wird ein Schloss eingepasst, Kunststoffelemente aus dem 3D-Drucker schließen den Herstellungsprozess ab. „Wir sind seit letztem Juni auf dem Markt und haben bereits viele Kunden mit unserem Schloss versorgt. Die meisten wohnen in Münster, es gab aber auch schon Bestellungen zum Beispiel aus Paris“, wie Kattner berichtet. Die Daten der Fahrradrahmen landen in einer Datenbank, wird ein Schloss für den gleichen Radtyp benötigt, kann darauf zurückgegriffen werden. Da laufend neue Räder mit neuer Rahmenform auf den Markt kommen, dürfte das erneute Ausmessen und individuelle Anpassen der Schlösser allerdings nie aufhören. Wenn der Kunde nicht mit seinem Rad vorbeikommen kann, schaut Kattner in einem Fahrradgeschäft vorbei, um das einsprechende Rad dort auszumessen.
Polizei stellt Schloss auf Messe aus
Obwohl das Stehlen von Akkus weit verbreitet und für die Besitzer von E-Bikes sehr ärgerlich ist, wird in den Medien wenig über dieses Thema berichtet. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Verkauf von Ersatzakkus und deren Einbau ein gutes Geschäft für die Fahrradgeschäfte ist. Nicht nur für Privatpersonen ist die Erfindung von Jens Kattner interessant, auch Verleiher von E-Bikes leiden unter dem verbreiteten Diebstahl von Akkus, manche Kunden treten sogar vom Mietvertrag zurück, wenn sie im Kleingedruckten lesen, dass sie zur Kasse gebeten werden, wenn eine Neuanschaffung eines geklauten Akkus notwendig wird.
Sogar die Polizei interessiert sich für das Kattfix-Schloss, wie Kattner und Strotmann begeistert berichten: „Die waren mit fünf Leuten bei uns, haben das Schloss in den Schraubstock gespannt, daran herumgebrochen und alles Mögliche versucht.“ Als Ergebnis haben die überzeugten Beamten das Akkuschloss an diesem Wochenende zu Demonstrationszwecken und als eine mögliche Lösung gegen den E-Bike-Akkudiebstahl auf der Messe „Bauen und Wohnen“ in der Halle Münsterland an ihrem Stand präsentiert.
Knapp 200 Euro kostet das individuell angefertigte Schloss, das an nahezu jedes E-Bike angepasst werden kann, „Wir sind Sondermaschinenbauer, wir finden Lösungen für Dinge, die es noch nicht gibt“, wie der 47-jährige Maschinenbau-Ingenieur betont. Einzige Ausnahmen sind aktuell noch Akkus, die im Bereich des Gepäckträgers montiert werden. Selbst für ungewöhnliche Lastenräder hat Kattner bereits Schlösser entwickelt. Sollte das Anpassen des Schlosses etwas länger dauern, kann der Kunde zur Überbrückung ein Leihrad bekommen. Die Montage des fertigen Schlosses mit zwei kräftigen Klebestreifen kann der Fahrer des E-Bikes problemlos selber übernehmen.
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