Auch wenn es diesmal nicht so spätsommerlich lauwarm war wie in den meisten Jahren zuvor, lockte der „Schauraum“, das Fest der Museen und Galerien, wieder viele kunstbegeisterte Besucher in die Innenstadt von Münster. Nicht wenige nutzten aber auch die Bus-Shuttles zu den weiter außerhalb gelegenen Ausstellungsorten, wie der LVM-Versicherung am Koldering.
Besonders viele nutzten eine der letzten Gelegenheiten, die Ausstellung mit Bildern von Sean Scully im LWL-Museum für Kunst und Kultur aufzusuchen, und das auch noch bei freiem Eintritt und in der lockeren Atmosphäre am Abend. Andere pickten sich bewusst die kleineren Ausstellungsorte heraus, die weniger überlaufen waren. Das Angebot war schließlich wieder sehr vielfältig.
„Mit dem Schauraum wird die Schwelle niedriger und es trauen sich viel mehr Menschen zu uns in die Galerie,“ erzählte uns Andreas Gattinger, Geschäftsführer der Galerie Ostendorf am Prinzipalmarkt. Die Acrylbilder, Aquarelle und Lithographien von Oskar Koller waren dort aber nicht nur an diesem Wochenende, sondern sind noch bis zum 28. September zu sehen. „Und Eintritt kostet es auch nach dem Schauraum nicht, wir sind ja kein Museum. Man darf aber Bilder kaufen,“ fügte Gattinger augenzwinkernd hinzu. Es wird aber natürlich keiner dazu genötigt.
Mit dem Programm für „Schauraum“ wird einmal im Jahr sehr deutlich, wie viele Galerien es in Münster gibt. Kunst gab es an diesem Wochenende aber nicht nur dort und in den Museen zu erleben, sondern auch an eher ungewohnten Orten. So präsentieren viele Kaufleute am Prinzipalmarkt in ihren Schaufenstern Bilder von Künstlern der „Schanze“, einer der ältesten noch bestehenden Freien Künstlergemeinschaften in Deutschland, übrigens noch bis zum 14. September. Mitten auf dem Pflaster der „Guten Stube“ Münsters parkte ein LKW, in der die jüngere Ateliergemeinschaft Schulstraße unter dem Motto „Wagen 18 – Kunst im Kastenwagen“ ein paar ihrer Werke ausstellte. Direkt davor sprach das wohl bekannteste Mitglied dieser Gruppe, Ruppe Koselleck, nahezu jeden Passanten an: „Ich bin noch auf der Suche nach einem Porsche“. Seit Jahren sammelt er schon gespendete Spielzeugmodelle dieses Autos, um echte Parkplätze mit ihnen voll zu stellen. Ein paar von ihnen zeigte er auch hier. Wer beim Besuch gerade keinen dabei hatte, aber ihm etwas für seinen „Porschekomplex“ spenden möchte, findet unter www.dermeisterschueler.de sicher einen Kontakt.
Zu den Orten, an denen man keine Ausstellung erwartet, gehört auch ein Krankenhaus. Die Raphaelsklinik bietet aber viermal im Jahr ausgewählten Künstlern solch eine Plattform. Am Schauraum-Samstag – und damit leider auch letztem Ausstellungstag – erläuterte Künstler Christoph Brandl selbst dem interessierten Publikum, wie er die Idee zur Serie „In Limbo“ entwickelt und ausgearbeitet hat. Zu sehen sind Kompositionen aus jeweils drei übereinandergelegten Fotografien von der Natur in Kenia, stets einmal Wasser, einmal Himmel und etwas Irdisches.
Ein beliebtes Ziel für die Kunstfreunde außerhalb der Innenstadt war, wie bereits im letzten Jahr, die Kunstsammlung der LVM. Die einen kamen per Shuttle-Bus, die anderen mit dem Fahrrad zu den markanten Türmen am Koldering, um zu sehen, welche Kunstschätze die Versicherung im Lauf der Jahre gesammelt oder in den letzten Monaten neu erworben hat. Mit all den – mitunter auch recht großformatigen – Werken von Julia Steinberg, Wiebke Siem oder HA Schult und den Neuerwerbungen von Felix Schramm oder Thomas Wrede wirkt das Bürohochhaus in der Aaseestadt fast schon wie ein Museum oder eine Ausstellungshalle. Ein richtiges Ereignis wurde aus dem Auftritt vom Konzeptkünstler und ehemaligen Professor der Kunstakademie Münster, Timm Ulrichs, der am Nachmittag kleine Werke aus dem Bauladen heraus verkaufte. Wir können uns darauf freuen, dass die LVM sich auch für die nächsten drei Jahre darauf verpflichtet hat, am Schauraum teilzunehmen.
Wer nach ausgiebiger Kunstbetrachtung oder auch zwischendurch durstig wurde oder sich entspannen wollte, suchte den Rathausinnenhof auf, der sich wieder in eine rote Lounge verwandelt hatte. Oder vergnügte sich an der langen Tafel auf der „Piazza“ am Erbdrostenhof und ließ sich von Sängerinnen und Sängern des Ensembles am Theater Münster mit einigen Arien aus dem Opern-Repertoire unterhalten. Etwas rustikaler ging es auf der Ludgeristraße, die gerade ihr 50. Jubiläum als Fußgängerzone feiert, und auf dem Verspoel zu, wo Parkplätze in kleine grüne Oasen verwandelt wurden, um an seine Vergangenheit als Froschteich zu erinnern.
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