In Fachkreisen wird gemunkelt, dass der gute alte Korn sich anschickt, Gin als angesagtes Szene-Getränk abzulösen. Die kleine Münsterländer Brennerei Sasse aus Schöppingen möchte mit ihrer „Nju Korn“-Spirituosenlinie dafür sorgen, dass der Getreidebrand in hoher Qualität und möglichst vielseitig einsetzbar in den Bars und Clubs ankommt.
Hipper Retro-Chic
Dazu hat man sich ein umfangreiches Marketingkonzept ausgedacht, dessen Ergebnisse im Münsteraner Barbier-Salon „Meister Thomsens Kapperei“ an einem angenehm warmen Frühlingsabend vorgestellt werden. Neben zahlreichen großformatigen Bildern der Mitarbeiter, die den Brennereialltag stilvoll in Szene setzen, fügen sich auch eine Labor-artige Cocktailbar und eine kleine mobile Brennblase gut in das Ambiente des ganz im Retro-Chic eingerichteten Salons ein. Untermalt wird das Ganze durch ein grooviges DJ-Set sowie einige kurze akustische Einlagen der Münsteraner Punkband „Fresse“, die nicht nur ihre Songs, sondern auch die Musiker in ein dem Anlass entsprechend gediegenes Gewand gehüllt hat. Da klingt die Hymne auf den münsterländer Lagerkorn, den man auch der Stimme des Sängers deutlich anhört, gleich noch mehr nach der Arbeiterästhetik vergangener Zeiten.
Dreimal Korn von mild bis wuchtig
Im Hinterzimmer empfängt Destillateurin Eva die geladenen Gäste aus Gastronomie, Presse und Bloggerszene mit Kostproben der drei neuen Sorten „Nju Korn mild“, „Nju Korn fruchtig“ und „Nju Korn wuchtig“, auch die zugrundeliegenden Getreide- und Malzsorten werden vorgestellt und dürfen mit allen Sinnen erfahren werden. Besonders wichtig für den Geschmack eines Korns sei laut der engagierten Destillationsexpertin vor allem die Auswahl und Kombination der richtigen Getreidesorten – so lassen sich den altbekannten Zutaten ungeahnte Geschmacksnuancen entlocken. Anhand der „Nju Korn“-Serie lässt sich das direkt vor Ort überprüfen. Während die Variante „mild“ eher sanft und unspektakulär daherkommt und vor allem als Vodka-Ersatz positioniert wird, erinnert „fruchtig“ wirklich an einen Obstbrand und weist neben dem typischen Getreide vor allem beerige Noten auf. „Nju Korn wuchtig“ macht seinem Namen alle Ehre, hier kommen neben Getreide- und Fruchtnoten deutliche Rauchmalz-Aromen zur Geltung, die schon fast an einen schottischen Whisky erinnern. Als besonderes Highlight wird anhand einer kleinen Brennblase der Herstellungsprozess von Spirituosen erklärt. Vor allem die Möglichkeit, das frischgebrannte Destillat – mit Wasser auf Trinkstärke herabgesetzt – direkt aus dem Auslauf der Destille zu probieren, weiß das Publikum sichtlich zu schätzen.
Gemacht für Cocktails und Longdrinks
Im Hauptraum des Salons präsentiert Markenbotschafter – oder, um die Eigenbezeichnung zu verwenden: „Korn-Ambassador“ Björn einige ausgewählte Cocktail- und Longdrink-Variationen, die auf den neuen Korn-Spezialitäten aufbauen. Jede Sorte habe laut dem Barkeeper- und Gastro-Urgestein einen eigenen Einsatzbereich. So eigne sich der „Nju Korn mild“ vor allem für elegantere Drinks und selbstgemachte Infusionen – also eine moderne Variante von Omas beliebten „Aufgesetzten“ – nur eben mit hipperen Zutaten. Vor Ort muss der „Münsterländer Mule“ als Anwendungsbeispiel herhalten – eine leicht abgewandelte und etwas verfeinerte Variante des Moscow Mule und damit ein solider Klassiker, der allerdings eher von der Kombination der sonstigen Zutaten als von der eingesetzten Spirituose lebt.
Weiter zum nächsten Beweisstück. Der „Tangerine Cheesecake“ mit „Nju Korn fruchtig“ ist wirklich ein Erlebnis – wie bekommt man Käsekuchen so schön flüssig? Eine sehr interessante Kreation von Marie Rausch aus dem Rotkehlchen, die sich ganz hervorragend als Dessert zu einem sommerlichen Abendessen machen würde. Laut Branntwein-Botschafter Björn ersetzt der fruchtig-aromatische Korn aber auch zuverlässig Rum, Tequila, Cachaça und andere, nicht zu intensive Spirituosen.
Der kräftige „Nju Korn wuchtig“ ist da deutlich eher bei den etwas raueren Bränden einzuordnen. Scotch oder Mezcal sind hier die Schnäpse, die Barkeeper Björn zu Gunsten der dritten „Nju Korn“-Variante öfter mal im Regal stehen lassen würde. Mit „Hit me Baby one more Thyme“ manifestiert sich diese Ansage dann in Form eines Cocktails mit deutlichen Thymian- und Birnen-Anteilen. Aber auch pur hat die „wuchtige“ Variante ihre Berechtigung als eigenständige Spirituose, die so gar nichts mit dem verbreiteten „Billig-Image“ der meisten Kornbrände gemein hat.
A propos billig. Ganz billig ist der „Nju Korn“ mit knapp 30 Euro Verkaufspreis pro 0,7 Liter nicht, weshalb er vermutlich eher im gehobenen Bar- und Restaurant-Segment seine Abnehmer finden wird. Aber der Siegeszug des Gin und die damit verbundenen, teils wahnwitzigen Preise zeigen, dass hochpreisige Spirituosen mit dem entsprechenden Vermarktungskonzept reißenden Absatz finden können. Und eine handwerklich und mit Leidenschaft hergestellte, regionale Spezialität hat solche Wertschätzung sicherlich eher verdient als hübsch etikettierter Industriesprit mit großem Werbebudget.
Mehr über die Korn-Spezialitäten aus dem Münsterland gibt es auf der Homepage der Feinbrennerei Sasse und auf der Facebook-Seite des "Korn-Ambassadors"
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In welchen Läden gibt es den Korn denn?