Münster ist nicht das Paradies auf Erden, so viel ist schon mal klar. Etwas mehr Selbstkritik an der einen oder anderen Stelle täte auch den Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt am Aasee-Strand mitunter vielleicht ganz gut. Doch eines kann man der Domstadt sicherlich nicht nachsagen, eine Keimzelle des Faschismus zu sein. Genau das hat ein Gastautor der Berliner Zeitung (BZ) allerdings kürzlich getan, und erntet damit auch außerhalb der Paohlbürger-Community Kritik. Zu Recht.
Es sollte wohl eine beißende Satire werden, was Finn Job am vergangenen Samstag auf den Seiten der sogenannten Open-Source-Initiative der „Berliner Zeitung“ unter dem Titel „Hitler kommt aus Münster“ veröffentlicht hat, doch das ist gründlich in die Hose gegangen. Die Rahmengeschichte ist schnell erzählt, Job reagiert auf den verzweifelten Anruf seiner „guten Freundin Tina“, die nach Münster gezogen ist und hier schier verzweifelt. Umgehend setzt er sich in den Zug in Richtung Westfalen, um ihr in ihrem Kummer beizustehen. Das hätte witzig werden können, ist es aber nicht. Nebenbei: Über Münster eine Satire zu schreiben, ist gewiss nicht schwer, westfälische Behäbigkeit gepaart mit einer soliden Selbstverliebtheit, das liefert Stoff für zahllose Glossen und Kabarettabende. Münsteranerinnen und Münsteraner können übrigens durchaus über sich selber lachen, ich hab’s persönlich erlebt!
Zurück zu Finn und Tina. Zum Einstieg liefert Job einen kurzen Hinweis auf die schlimmen Radfahrer. Geschenkt, das muss wohl kommen, ist ein ungeschriebenes Gesetz, wenn es um Münster geht. Dann der Hinweis auf eine Gastronomie, die nach Meinung des Autors in den 1980ern steckengeblieben ist und selbstverständlich übelste Provinz ist, wenn man aus einer echten Weltstadt kommt, so wie er. Und kochen können die Menschen in diesen Gastronomiebetrieben natürlich auch nicht, war ja klar, alles pampig. Dass Job in der Lage ist, einem Menschen anzusehen, ob er links, rechts, schwul oder Salafist ist, verwundert dann aber doch, aber man weiß ja nie, vielleicht ist der Berliner mit solchen Fähigkeiten ausgestattet. Wobei der Autor gebürtiger Hannoveraner ist, aber dies nur am Rande.
Möglicherweise ist Finn Job an dieser Stelle schon von selber aufgefallen, dass das stumpfe Rekapitulieren von Stereotypen selbst das schlichteste Gemüt langweilt und hat seinem Text eine Wendung gegeben, die er besser hätte bleiben lassen sollen. Finn Job begibt sich auf ein Terrain, das mit dem Begriff „Dünnes Eis“ nicht nur annähernd beschrieben ist. Da schallen Sieg-Heil-Rufe durch die Frühlingsluft, Jugendliche sehen aus, als ob sie vom Nazi-Bildhauer Arno Breker gestylt worden wären und junge Frauen werden als „eine torkelnde Masse aus BDM-Mädchen in Blue Jeans“ bezeichnet [BDM = Bund Deutscher Mädel, der weibliche Zweig der Hitler-Jugend]. Sein Fazit: Alles Nazis und Münster unterscheidet sich nicht vom Deutschland der Dreißigerjahre, „Hitler kam aus Münster, es muss einfach so sein!“
Sag mal Job, geht’s noch?
Hitler und den Nationalsozialismus zu nutzen, um sich den Frust über eine Stadt herunterzuschreiben, ist unsäglich. Die Verbrechen des Nazi-Faschismus erlauben keinen Vergleich mit irgendwas, sie stehen in ihrer Grausamkeit und Menschenverachtung für die tiefsten Abgründe, zu denen Menschen fähig sind. Wer in diesen Abgrund schaut und angesichts dessen Satire schreibt, muss ein wirklich versierter Autor sein und das ist Finn Job nicht. Wie dieser geschichtsvergessene Murks es geschafft hat, auf die Seiten der Open-Source-Initiative der BZ zu gelangen, ist rätselhaft, zumindest, wenn deren eigenes Selbstverständnis zutrifft: „Mit Open Source gibt der Berliner Verlag freien Autorinnen und Autoren sowie jedem Interessierten die Möglichkeit, Texte mit inhaltlicher Relevanz und professionellen Qualitätsstandards anzubieten. Ausgewählte Beiträge werden veröffentlicht und honoriert“, ist auf der Webseite zu lesen.
Für jeden Nichtmünsteraner und jede Nichtmünsteranerin unter unseren Leserinnen und Lesern: Bei der letzten Bundestagswahl (2021) hat die AfD in Münster gerade mal 2,7 Prozent erhalten, das niedrigste Ergebnis in ganz Deutschland. In Berlin haben sie übrigens das Dreifache an Stimmen errungen, aber auch dies nur am Rande. Gegen jedes Treffen der AfD in Münster wurde von zahlreichen Parteien, Organisationen und Initiativen zum Widerstand aufgerufen, Tausende Bürgerinnen und Bürger demonstrierten, die Kaufleute am Prinzipalmarkt haben die Europafahnen gehisst und das Licht ausgeschaltet. Das ist das Münster, das viele von uns lieben und das sind die demokratischen Werte, für die viele von uns einstehen. Daran werden auch Finn und Tina nichts ändern.
Hier geht’s zum Originalbeitrag auf den Seiten der Berliner Zeitung (externer Link)
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Als erstes dachte ich: „Der hat nicht alle Tassen im Schrank!“ Aber die Überheblichkeit von einigen Menschen, die in Millionenstädten leben, gegenüber kleineren Städten ist wohl in seinem Beitrag schon extrem. Den Literatur Nobelpreis wird er mit seinem Beitrag der Überheblichkeit bestimmt nicht bekommen, aber ein kleines Honorar der BZ, deren Lektoren und Redakteure die so was zum Drucken freigeben, sollten mal besser hinschauen.
Ich wage zu bezweifeln, dass dieses Bübchen jemals in Münster war. In der Stadt, in der die AfD die niedrigsten Prozentzahlen der Republik einfährt, in der Stadt in der die Kaufmannschaft und die Bürger Front zeigen wenn die AfD versucht hier ihren Parteitag abzuhalten. Vielleicht sollte er mal in Sachen Nazis einige Stadtteile seiner Wahlheimat im Osten (OberNAZIweide etc.) besuchen. Ich habe 4 Jahre in Münster studiert und ja man erkennt hier keine Schwulen am Aussehen, genauso wenig wie BDSMler, Heteros, Salafisten, BDMs. Dieses pubertäre Geschreibsel eines Typen der aus….. (SCHRECKSEKUNDE) HANNOVER kommt, da gibt es nur einen Rat, hör auf zu schreiben, mach irgendwas anderes, hark Beete, streich Wände oder entfern Hundekot in Kreuzberg, aber bitte erspare uns Deine Texte.
Das Hauptstadtgesocks soll doch einfach in Berlin bleiben und sich gegenseitig anpampen.
Er ist noch nicht einmal Berliner, er kommt aus Hangover, das ist wie Bielefeld, nur real.
Das schöne am Internet ist: Jeder darf sich im Internet äußern. Das schlechte am Internet ist: Es tut auch jeder.
Das üble ist nur, dass eine Zeitung einem Schüleraufsatz (6 setzen) eine Plattform gibt.