Rosalinde kann nur noch Quietschlaute von sich geben als sie Orlando kennen lernt. Dafür hängt Orlando später den ganzen Wald von Arden aus mit Gedichten – mit einem Wort: die beiden sind verliebt. Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“ ist auch 400 Jahre nach ihrem Entstehen noch ein Kassenschlager. Dass das auch in Münster wohl so bleiben wird, dürfte zu einem Großteil Regisseur Christian von Treskow zu verdanken sein. Gestern war Premiere im Großen Haus.
Ein riesiger Apfel füllt die Bühne – der Wald von Arden. Hierhin ist Herzog Senior geflohen, der von seinem Bruder Frederick verbannt wurde. Bei ihm ist Jaques, großartig gespielt von Christoph Rinke. Jaques hat sich sein Plätzchen oben auf dem Apfel gesucht und wickelt seinen Körper um den Apfelstiel. Alles an ihm erinnert an Paul Stanley, den legendären Sänger der amerikanischen Rockband Kiss. Tatsächlich greift er später noch zur E-Gitarre.
Noch bevor es aber einige Verwicklungen im Wald gibt, kommt es zu einem Kampf zwischen Orlando (klasse auch Daniel Rothaug) und Charles, dem Ringer. Dieser Kampf findet am Hof statt, vor dem Vorhang. Die Kontrahenten wachsen förmlich aus dem Boden, und es sieht nicht gut aus für Orlando. Spektakulär geht Orlando wieder und wieder zu Boden. Charles, der Ringer ist Kandidat des Herzogs und sieht wie der sichere Sieger aus. Aber es kommt anders. Orlando nutzt die Siegerpose von Charles und schickt diesen in das Land der Träume. Das ist natürlich einen Zwischenapplaus wert. Der Herzog muss kleinlaut die Niederlage eingestehen. Orlando flieht mit dem alten Diener Adam in den Wald von Arden. Dort lernen sie den verbannten Herzog kennen.
Sehr schön ist die Szene, in der man die sehnsuchtsvolle Liebeslyrik von Orlando verdreht, etwa so: „Jetzt ganz neu mit Linksgewinde: Aus dem Baumarkt – Rosalinde!“ Überhaupt – ein Wort zu Rosaline: Sie ist die Tochter des verbannten Herzogs, verkleidet sich aber bei ihrer Suche nach Orlando als Mann, die Haare versteckt unter einem Hut, ein Bärtchen, männliche Kleidung. Sehr überzeugend gespielt von Sandra Bezler, die so viel Leichtigkeit mit der alten Sprache zeigt, die so authentisch verliebt ist. Ein großes Extra-Lob.
Das ganze Ensemble verdient sich aber Bestnoten. Das gilt auch für Inszenierung und Dramaturgie. Der riesige Apfel auf der Bühne ist gewagt, doch er dient jenseits aller Symbolik auch als Projektionsfläche. Eine rundherum gelungene Produktion.
- Das sprechende Tier im Jazz-Keller - 8. Februar 2017
- Mit flotter Musik schmecken Crêpes viel besser - 23. Januar 2017
- Früher waren Dick und Doof mal zwei - 23. Januar 2017