„Burnished Gold“ heißt das Debütalbum der Münsteraner Sopranistin Robyn Allegra Parton und soll eine Hommage an die Stadt Wien und die dortige Kunst um 1900 sein. ALLES MÜNSTER-Autorin Vera Dörenkämper hat sich das etwa einstündige Album angehört.
Die gebürtige Londonerin Robyn Allegra Parton veröffentlichte am 23. Juni bei dem Label Orchid Classics ihr erstes Soloalbum mit klassischer Musik. Es besteht aus 26 Liedern in deutscher Sprache und umfasst insgesamt 67:55 Minuten. Die Stücke sind eine Auswahl der Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im österreichischen Wien aktiven Komponistinnen und Komponisten Joseph Marx, Richard Strauss, Erich Korngold, Alban Berg, Johanna Müller-Hermann und Alma Mahler. Die beiden Lieder der Komponistin Johanna Müller-Hermann seien niemals zuvor aufgenommen worden, heißt es in einer Pressemitteilung. Auf dem Klavier begleitet wird die Sängerin von dem britischen Pianisten Simon Lepper. Parton erklärt die Intention für ihr erstes Soloalbum wie folgt: „Ich wollte, dass das Album ein Gefühl der Nostalgie hervorruft. Eine Erinnerung an eine Zeit üppiger Kleider und fließender architektonischer Linien, in der die Ränder des künstlerischen Schaffens mit poliertem (burnished) Gold verschönert wurden.“
Musik zum Träumen
Diese Absicht konnte die Sopranistin mit Erfolg umsetzen. Das Album bietet Musik zum entspannten Genießen für Liebhaberinnen und Liebhaber von Kompositionen der Wiener Moderne. Und auch für Neulinge in Sachen Oper und Klassik kann „Burnished Gold“ ein Einstieg in dieses Musikgenre sein. Wer sich bisher vor dem Besuch von Opern und klassischen Konzerten gescheut hat, den oder die zieht Parton mit ihrer klaren, intensiven Sopranstimme in ihren Bann. Besonders hervorzuheben ist ihre deutliche Aussprache. Trotz Englisch als Muttersprache singt sie bemerkenswert verständlich und akzentfrei auf Deutsch. Dadurch kann man den Liedtexten problemlos folgen und gerät dabei schnell ins Träumen. Die Musik wirkt in Verbindung mit der hellen, kraftvollen Stimme leicht und beschwingt. Wenn sich ein Lied dem musikalischen Höhepunkt nähert und Parton ihre Stimme energisch in die Höhe schraubt, kann man sie beinahe als überwältigend empfinden. In den kurzen Stücken werden immer wieder Tempo und Lautstärke variiert, was ihnen Dynamik verleiht.
Beeindruckender Facettenreichtum
Die Lieder sind überwiegend zwischen zwei und drei Minuten lang. Das kürzeste Stück dauert 1:14 Minuten, während das längste 4:40 Minuten umfasst. Die Texte sind häufig von Natur, Landschaftsbeschreibungen sowie jahreszeitlichen Eindrücken geprägt, was bereits aus Titeln wie Windräder, Das Rosenband, Schneeglöckchen, Die Nachtigall und Sommertage hervorgeht. In einigen Liedern wird auch die Liebe thematisiert. Das Stück Waldseligkeit erscheint gleich zweimal in der Titelliste. Zunächst als Komposition von Joseph Marx und später in der Version der Komponistin Alma Mahler. Doch auch wenn es sich um den gleichen Liedtext handelt, spielt Parton dennoch mit der Musik, verändert Lautstärke, Geschwindigkeit sowie Kraft ihrer Stimme und präsentiert so den imposanten Facettenreichtum ihrer Stimmfarbe.
Parton ist seit einigen Monaten Mitglied des Musiktheater-Ensembles am Theater Münster und verkörperte dort bereits mehrere Opernrollen. Wer ihren Gesang live hören möchte, hat dazu ab Mitte September bei der Operngala am Großen Haus die nächste Gelegenheit.
Das Album "Burnished Gold" ist als CD für rund 14 € sowie als digitaler Download für rund 9 € erhältlich.
- Wie erziehe ich meine Eltern? Das Stück “Ich will das so!” im Theater Münster macht hörenden und gehörlosen Kindern gleichermaßen Spaß - 1. Mai 2024
- Ein Dorn im rechtsextremen Auge Kammertheater "Der Kleine Bühnenboden" spielt für eine offene Gesellschaft / Interview mit den Intendanten - 25. Januar 2024
- Über das Großwerden in einer Kleinstadt ALLES MÜNSTER-Kolumnistin Iris Brandewiede schreibt in ihrem neuen Buch "Reihenhauskind" über ein Mädchen, das in einer Kleinstadt aufwächst - 8. Dezember 2023