Erstaunlich demütig, mit einer Bitte, eröffnete Reinhard Mey seinen Auftritt in Münster, „N’abend Münster, du musst gut zu mir sein“. Dazu bestand aber keinerlei Anlass, knapp 3.300 Zuschauer fieberten dem 71-Jährigen entgegen und sorgten für ein ausverkauftes Konzert.
Bescheidenheit gehört aber anscheinend zu seinem Charakter, sie ist keinesfalls aufgesetzt. Er ist dankbar, sein Leben so leben zu dürfen, so ist sein Beruf „auf die Bühne zu gehen und Menschen zu unterhalten“, natürlich nicht ohne ein Augenzwinkern, „Ich bin einer der wenigen, die bei der Arbeit singen dürfen“. In den Vordergrund spielt er sich nie, auch wenn er mit seiner Gitarre alleine auf der schwarzen Bühne steht und die Spots durchgehend natürlich nur auf ihn zielen. Er versteht es, die Geschichten und die Musik herauszustellen und nicht die Person Mey.
Ein bisschen mutet es an, wie ein Abend am Lagerfeuer mit dem Gitarre spielenden Mann, dem alle gebannt zuhören. Trotzdem, die Texte, auch noch so liebevoll und charmant vorgetragen, haben es teils in sich. So muss die gute „Annabelle“ schon mal für zwischenzeitliche Sozial- oder Kirchenkritik herhalten.
Vorwiegend sind es aber Geschichten aus allen Lebenslagen, die Mey seinem Publikum vorträgt, alltägliches, freundliche Gesichter, die Liebe, die Kinder oder auch manchmal er selbst sind die Themen. Kein Manager, kein Dividendenbeteiligter wollte er sein und auch nie Macht besitzen. Er wollte immer nur ein „Spielmann“ sein, erzählt er beispielsweise im gleichnamigen Song, auch wenn dies nicht immer mit den Willen seiner Eltern einher ging. Dabei ist der Berufswunsch doch so einfach nachzuvollziehen, „Gitarristen bekommen immer die schönste Frauen ab“, so deutete Mey zumindest seinerzeit eine Zeitungswerbung.
Die großen Hits gab es dann nach der Pause, „Über den Wolken“ und zum Ende hin, natürlich, „Gute Nacht, Freunde“. Reinhard Mey bot nicht die große Show, kein Tanz, kein Mitklatschen, einfach besinnlich schöne, humorvolle und nachdenkliche Lieder, im Kreise seiner Freunde. Die lud er zum letzten Lied, fast schon entschuldigend dafür, dass er das Fotografieren während der Show strikt untersagt hatte, doch noch zum „Knipsen, Filmen und Blitzen“ vor die Bühne ein. Sie dankten es ihm mit einem großen Schlussapplaus, völlig verdient.
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