In der gestrigen Ratssitzung wurden nicht nur Nachbesserungen bei der Planung des Musik-Campus gefordert. Auch ging es um die Zukunft der seit Jahren stillliegenden Großbaustelle „Hafenmarkt“ am Hansaring. Zuvor wurde es allerdings ruhig im Rathaus.
„Ist man noch ein Mensch, wenn man bereit ist, das zu tun, was die russischen Soldaten in der Ukraine tun?“ Musik-Campus und Hafenmarkt wurden für kurze Zeit zweitrangig, als der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak im Rat eine Rede hielt. Er und die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum, die mit Applaus empfangen wurden, beschrieben die schlimme Lage in der Ukraine. Irna Shum dankte Münster für die Hilfe. Wawrzyniak zog Parallelen zum zerstörten Warschau im Zweiten Weltkrieg. Jetzt gebe es Mariupol nicht mehr. Klare Zeichen forderte Oberbürgermeister Markus Lewe. „Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass wir nicht unkontrollierbare Hassfeuer entfachen, die wir später nicht wieder löschen können. Deswegen halten wir unsere Partnerschaft auch zu denjenigen in Russland, die wie wir den Krieg beenden wollen.“
Planungsrechtliche Voraussetzungen für Hafenmarkt geschaffen
Auf ähnlich wackeligen Füßen wie der Musik-Campus dürfte die Entscheidung der Politik für den „Hafenmarkt“ stehen. Nach einer Klage aus der Bürgerschaft, unter anderem wegen zu hoher Verkehrsbelastung, war der Bau 2018 gestoppt worden. Möglich, dass auch gegen den überarbeiteten Plan geklagt wird. Der sieht für das neue Quartierszentrum mit Einzelhandelsflächen, Büros, Wohnungen und Tiefgarage nun eine 800 Quadratmeter große Grünanlage anstelle von 46 oberirdischen Kfz-Stellplätzen vor. Die für den Supermarkt geplante Verkaufsfläche wurde reduziert und teils als Markthalle konzipiert. Mit 34 Ja-Stimmen hatte der Rat am Mittwoch den Weg für den „Hafenmarkt“ freigemacht.
Vorausgegangen war ein jahrelanges Ringen unterschiedlicher Interessen und auch eine juristische Auseinandersetzung um das bestmögliche Konzept. Mit seiner mehrheitlichen Zustimmung zu einem entsprechend überarbeiteten Bebauungs- und Flächennutzungsplanhat der Rat jetzt die planungsrechtlichen Voraussetzungen zur Realisierung des Projektes geschaffen.
Lewe: „Musik-Campus jede Anstrengung wert“
Der Rat hatte sich am Abend grundsätzlich hinter das Musik-Campus-Projekt gestellt, der Stadtverwaltung aber gleichzeitig Bedingungen genannt, die erfüllt sein müssen, wenn der noch ausstehende Errichtungsbeschluss durchgewinkt werden soll. Unter anderem fordert der Rat Konkretisierungen beim Finanzierungsplan für das Projekt und folgte damit mehrheitlich einem gemeinsamen Änderungsantrag von Grünen, SPD, Volt und Die Partei/ÖDP. „Wir werden diesen Auftrag erfüllen“, so Lewe. „Ich bin überzeugt, dass der Musik-Campus jede Anstrengung wert ist.“
Bei einem Spitzentreffen mit dem Rektorat der Westfälischen Wilhelms-Universität und den Vorsitzenden der Ratsfraktionen will der Oberbürgermeister nach den Osterferien den Weg für den Bau eines Musik-Campus in Münster freimachen. Neben der Finanzierung soll es auch um das Betreiberkonzept und das Raumprogramm für die Umgebung des Campus unter besonderer Berücksichtigung der damit verbundenen Verkehrsströme gehen. Diese und auch andere Fragen, die der Rat geklärt wissen möchte, will Lewe mit der Stadtverwaltung bis zu dem Gipfeltreffen aufarbeiten. Lewe. „Vieles davon ist auch schon geklärt, aber wir müssen offensichtlich daran arbeiten, unsere Lösungen noch besser verständlich zu machen.“