Raphaelsklinik: „Sein Schicksal hat mich sehr berührt“

Hamad Hussein Nasar (l.) übt mit Ingrid Adler (r.) Deutsch. Yilmaz Kaydu (m.) hilft gelegentlich beim Übersetzen. (Foto: Raphaelsklinik)

Ingrid Adler engagiert sich für einen kurdischen Flüchtling. „Er möchte unbedingt unsere Sprache lernen!“. Die beiden sitzen im Gemeinschaftsraum der Kurzzeitpflege der Raphaelsklinik und lernen Deutsch.
 
Eigentlich wollte sich die 74-Jährige Havixbeckerin von einer Schulteroperation erholen und die Zeit bis zur Rehabilitation überbrücken. Doch dann fiel ihr der 28-jährige Hamad Hussein Nasar auf, der in seinem Rollstuhl sitzend dem Treiben auf der Station zusah. „Ich habe Hussein angeboten, ihm Deutschunterricht zu geben und er war sofort begeistert“, berichtet die ehemalige Altenpflegerin. Sie ist zufrieden mit ihrem Schüler: „Hussein lernt sehr schnell und ist wie ein trockener Schwamm, der alles aufnimmt.“

Als Übersetzer steht den beiden der Klinikmitarbeiter Yilmaz Kaydu zur Seite: „Das Schicksal des jungen Mannes hat mich sehr berührt“, wie Kaydu sichtlich bewegt berichtet. 1988 wurde die Mutter von Hamad Hussein Nasar Opfer eines Giftgasangriffs der irakischen Armee auf die kurdische Stadt Halabdscha im Norden des Landes. Durch das Gas wurde das ungeborene Baby damals schwer geschädigt, die Knochen konnten sich nicht vollständig entwickeln. Der junge Mann kann kaum gehen, der rechte Arm ist zum Teil gelähmt, die Wirbelsäule ist verkrümmt. Dennoch hat er in seiner Heimat das Abitur erlangt und trotz seiner Behinderung die gefährliche und lange Flucht bewältigt. „Ich hatte zwei Helfer, die mich an beiden Seiten untergehakt haben“, erinnert sich der junge Mann. In Münster kümmerten sich dann der Sozialdienst für Flüchtlinge und die kommunale Erstaufnahmeeinrichtung im engen Austausch um ihn und fragten bei der Kurzzeitpflege der Raphaelsklinik an, ob Platz für den jungen Mann sei.

„Viele Menschen helfen mir hier! Ich will Deutsch lernen und arbeiten“, sagt der junge Mann, während er mit Ingrid Adler weiter Vokabeln übt. Die Lehrbücher stammen von einer Nachbarin ihres Sohnes, die syrische Flüchtlinge unterrichtet. „Nach meiner Reha werde ich mich auf jeden Fall erkundigen, wie es mit Hussein weitergeht“, sagt sie, „wir hoffen alle sehr, dass er in Deutschland bleiben darf!“

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