Instagram, Facebook, Twitter – für den Comiczeichner und Trickfilmer Ralph Ruthe sind die sozialen Medien unglaublich wichtig. In dem, was Ruthe macht, ist er gut, sehr gut sogar. Doch ohne diese Medien hätte er es kaum geschafft, gestern Abend 500 zumeist junge Menschen in die Aula am Aasee zu locken. „Shit happens“ nennt er sein Programm.
Inzwischen hat Ruthe eine richtige Fangemeinde, die seine Serien kennt, die Geier, Flossen, also die Fische Barry und Sting oder Biber und Baum etwa. „Früher“, sagt Ruthe „habe ich zwei Bäume miteinander sprechen lassen.“ Irgendwann reichte ihm das nicht mehr und erfand den Biber, der alles mögliche und unmögliche tut, um den Baum zu erlegen. Das klappt allerdings nie, mal sorgt der Baum für Nies-Attacken beim Biber, mal besticht er den Maulwurf. Jedenfalls muss der Biber regelmäßig unverrichteter Dinge wieder abziehen. Ruthe, der früher 10 Jahre lang für das Magazin Mad gezeichnet hat, bemüht sich ein buntes Programm zu stricken. Er singt sogar – ganz programmatisch: „Scheiße passiert – ist doch egal – hast Du`s noch nicht kapiert?“ Man könnte drüber streiten, ob Ruthe überhaupt singen kann, aber das ist ihm egal. Er will einfach singen und dann macht er es.
Der Erfolg gibt ihm recht. Ruthe zeigt sich sympathisch und nah, weist vorab darauf hin, dass vielleicht der ein oder andere Gag nicht so sitzt wie er sollte. Gleich darauf projiziert er den Grund dafür an die Wand: seine beiden Töchter im Säuglingsalter. Die kosten halt Zeit und Kraft. Aber eigentlich ist der Hinweis völlig unbegründet und vielleicht auch ein wenig Koketterie. Ralph Ruthe gestaltet den Abend professionell, zeigt witzige Filme in künstlerisch ansprechender Form. „20 Sekunden Film schaffen wir am Tag“, sagt Ruthe, der mit einem Freund zusammenarbeitet. Das sei auch der Grund, weshalb noch kein Kinofilm entstanden sei, denn dann müsse er seine ganze Energie in dieses Projekt stecken und könne keine Tour wie diese machen. Für den ein oder anderen mag ein ganzer Abend mit Cartoons und Trickfilmen ein wenig ermüdend sein. Doch Ruthe hat ja sein Publikum, das bereit ist, dafür einen ordentlichen Preis zu zahlen.
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