Wer auf stark befahrenen Straßen mit dem Auto unterwegs ist, kennt womöglich dieses Phänomen: Der Verkehr fließt scheinbar zäh, es kommt zum Stau. Und immer dann, wenn es gerade weitergeht, zeigt die Ampel wieder Rot – dieser Eindruck entsteht manchmal beim Autofahren. Aber ist das tatsächlich so? Und gilt das auch für die Weseler Straße in Münster? Das herauszufinden, war Aufgabe von Hendrik Schwegmann.
Er studiert Bauingenieurwesen an der FH Münster und hat in mehreren Fahrten gemessen, wie oft Autos auf der knapp sechs Kilometer langen Strecke halten müssen. Sein Fazit: „Die Anzahl der Halte und die Fahrtgeschwindigkeit liegen im Mittelfeld, die Wartezeit ist bestmöglich minimiert. Alles in allem ist die Qualität des Verkehrs auf der Weseler Straße gut.“
34 Mal ist Schwegmann die Strecke von Süd nach Nord mit seinem Auto abgefahren. Mit dabei war eine GPS-Kamera, die er im Wagen montiert hatte. „Mit ihr werden sämtliche Messdaten aufgezeichnet und gespeichert, darunter Geschwindigkeit, Fahrzeiten und Koordinaten.“ Damit bestmöglich gemessen und ausgewertet werden konnte, musste Schwegmann im Vorfeld die Anzahl aller Knotenpunkte mit Lichtsignalanlagen (LSA) und ihre Station auf der Messstrecke definieren. „Das hat den Zweck, um später in den Messdaten zu erkennen, ob ein Halt auch wirklich durch die Wirkung einer roten Ampel zustande gekommen ist.“ Kommt das Auto durch andere Umstände zum Stillstand, zum Beispiel durch Stau oder wenn ein Tier plötzlich auf die Fahrbahn läuft und reflexartig gebremst wird, zählt das nicht.
Nach Abschluss der Messphase hat Schwegmann die Daten ausgewertet und das sogenannte Koordinierungsmaß ermittelt. Das ist das Verhältnis der Anzahl an Durchfahrten ohne Halt an Knotenpunkten mit LSA zur Gesamtanzahl an Knotenpunkten mit LSA auf der Messstrecke. Dieses liegt im Durchschnitt bei 78 Prozent. Hinzugezogen hat er außerdem die mittlere Fahrtgeschwindigkeit. Sie beträgt 29 Stundenkilometer und entspricht damit dem tolerierbaren Durchschnittstempo im Stadtverkehr. „Auf der Weseler Straße fließt der Verkehr also ziemlich genau so, wie er sollte.“ Habe man dennoch das Gefühl, ständig in einer roten Welle zu landen, liege das am individuellen Eindruck – die Ampelschaltung sei jedenfalls nicht schuld.
Die Stadt Münster hat das Masterprojekt am Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Münster unterstützt. „Die Ergebnisse sind sehr interessant für uns“, unterstreicht Andreas Pott von der Verkehrsplanung. „Sie liefern wichtige Hinweise zur Einschätzung der tatsächlichen Verkehrssituation auf der Weseler Straße.“ Und auch bei der Jury des Wettbewerbs „Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft“ punktete Schwegmann: Er erhielt für seine Arbeit den mit 1.000 Euro dotierten 3. Preis im Bereich Bauingenieurwesen.
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