Letztes Jahr wurde das Promi-Kellnern wegen des 15. Jubiläums zum ersten Mal schon am Samstag Abend eröffnet, mit Konzerten der Bands “Ingenious Rascals” und “Stier”. Weil das so gut ankam, haben Gudrun Bruns und Leonard Lansink gestern um 18 Uhr eine Fortsetzung davon an den Aaseeterrassen eröffnet. Diesmal lag der Schwerpunkt aber nicht auf hartem Rock, sondern beim Erzählen mit Musik. Dafür sorgten zunächst Hans-Martin Stier und die Shipping Company mit ihrem Programm „60.000 Seemeilen“, anschließend entführten der Grafiker Robert Nippoldt und das Trio Größenwahn ihr Publikum in das Berlin der 1920er Jahre.
Beide Acts nahmen die Zuschauer mit auf eine Zeitreise. Bei Stier waren es die 1960er Jahre, als er noch kein Rockmusiker (Törner Stier Crew) oder Schauspieler (z.B. „Soko Köln“) war, sondern zur See gefahren ist. Da sah es damals anders aus als heute, die Ladung wurde noch in Säcken, Kisten und Ballen verschifft und türmte sich nicht wie heute in Stahl-Containern auf den Schiffsdecks. Den Kaffee, die Gewürze oder die faulen Bananen konnte man so noch riechen – und dauernd ging etwas kaputt. Hans-Martin Stier hat seine Erinnerungen an diese bewegten Zeiten zu kleinen, mitunter haarsträubenden Geschichten zusammengestellt, die er zwischen den Liedern mit sonorer Stimme vortrug. Manch einer fragte sich, ob er uns auf der schwimmenden Bühne am Aasee nun Seemansgarn auftischte oder wahre Erlebnisse schilderte. Passend zu den Fahrten zwischen den Küsten und Meeren der Welt spielte die Band mal Bossa Nova oder irischen Folk, mal Blues und Soul, und manchmal sang Stier ein eigenes Lied. Alles in möglichst entschleunigten und entspannten Versionen, so wie er auch die Stories in einem so ruhigen Tonfall vorlas, als sei er ein Buddha zur See.
Als es dann endlich dunkel wurde, konnten Robert Nippoldt und das Trio Größenwahn die Aasee-Bühne entern. Schließlich gehören Projektionen ganz wesentlich zu ihrer Multimedia-Show „Ein rätselhafter Schimmer“. Für die Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Krebsberatung Münsterland e.V. stellten sie ein gut einstündigen Querschnitt aus diesem Programm vor. Bei dem singt und spielt das Trio Chansons der Zwanziger Jahre, zu denen Grafiker Nippoldt live mit Pinsel oder Kreide malt, Scherenschnitte zaubert – oder Collagen zusammenstellt, mit denen die Geschichte Berlins und der Menschen zur Zeit der Weimarer Republik erzählt werden. Manch einer bekam dabei Appetit auf mehr, dafür wird es am 29. Mai 2019 eine ganz besonders festliche Gelegenheit geben, im Großen Haus des Theater Münster mit Ausstellung und anschließender Swing-Party.
Das eigentliche Promi-Kellnern findet aber heute ab 15 Uhr an den Aaseeterrassen statt. Wir sind gespannt, ob und wie Roland Jankowski es schaffen wird, die Krone als erfolgreichster Kellner zurück zu erobern, die Vittorio Alfieri ihm im letzten Jahr abgenommen hat. Zum Abschluss wird ab Einbruch der Dämmerung die neueste Wilsberg-Folge „Wilsberg – die Nadel im Müllhaufen“ auf der großen Leinwand zu sehen sein. Das Wetter dafür ist heute ja perfekt, es gibt keinen Grund zuhause zu bleiben!
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