Die einen sagen, es liege am dieses Jahr recht spät platzierten Sessionsende, die Anderen sagen: Der Wettergott ist Karnevalist! Bei strahlend blauem Himmel und einen Tag vor dem absoluten Höhepunkt der Karnevalszeit, dem großen Rosenmontagsumzug, fand heute die feierliche Schlüsselübergabe statt. Prinz Sascha I. ist offiziell an der Macht!
Und wenn das Narrenoberhaupt ruft, steht sein Volk parat – und zwar zunächst in der Stubengasse. Dort versammeln sich am Sonntagmorgen alle Karnevalsgesellschaften, um dann kollektiv zum Prinzipalmarkt zu marschieren. Für den einzig denkbaren Soundtrack zu diesem Ereignis sorgt der Spielmannszug mit seinen traditionellen Glockenspiel-Klängen. Um Punkt 11:11 treffen die Karnevalsgesellschaften in der „guten Stube“ ein und werden von Moderator und Präsident des Bürgerausschusses Münsterscher Karneval Thorsten Brendel begrüßt.
Für tänzerische Einlagen sorgen die jungen „Schlosshüpfer“ des Tanzsportvereins der Schlossgeister. Um einen emotionalen Part wird das noch ergänzt durch die nachfolgende „Schlossgarde“, deren Tänzerinnen zu Tränen gerührt sind. „Karneval ist eben auch Emotionen!“ kommentiert Brendel und tut sich nach der grazilen Tanzakrobatik schwer mit einem fließenden Übergang zum nächsten Act Max von Mauritz, den er als “richtiges Pfund“ ankündigt.
Einfach nur Einmarschieren wäre für das Jugendprinzenpaar Lara Marie I. und Bert I. zu langweilig. Auf einem Elektro-Senioren-Scooter passieren sie den Prinzipalmarkt, um OB Markus Lewe schließlich mitzuteilen, dass es sich dabei um ein Geschenk zu seinem Rentenantritt handle. „Dazu kommt, dass Sie, Herr Lewe, in den für einen Politiker verhältnismäßig verdienten Ruhestand gehen – darum könnte es Ihnen ja eigentlich egal sein, wann und wie lange wir die Macht übernehmen.“ Und statt Überredungskunst – die man dem Jugendprinzen allerdings nicht absprechen kann- wählt das Jugendprinzenpaar musikalische Argumente. „Wir tanzen heute nicht um unser Leben, sondern um den Schlüssel!“ kündigt Bert I. an. Mit Erfolg.
Nach dem Auftritt von Ralf „Eppi“ Ebbing, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bühnenjubiläum zelebriert, ist es soweit: Eskortiert von der Prinzenfanfare, der Stadtwache und der Prinzengarde trifft der amtierende Karnevalsprinz Sascha von Zabern ein- stets an seiner Seite natürlich seine Adjutanten Matthias Reck, Detlev Simon und André Wichtrup. Durch den gemeinsamen Einzug in das Atlantic Hotel haben sie derzeit alle den selben „Arbeitsweg“. Zumindest bis zum Aschermittwoch, aber daran mag heute sicherlich noch niemand denken! Jetzt wird erst einmal das Rathaus gestürmt. Doch vorher liefern sich OB Markus Lewe und der angriffslustige Stadtprinz ein Wortduell von der Bühne hoch zum Sentenzbogen. Der Kampf startet jedoch unfair, da der OB noch kein Mikrofon hat. „Der kann ja noch nicht mal mehr reden, den hört ja keiner mehr – so muss es sein!“ freut sich Sascha I..
Nachdem er sich schließlich seinen Weg in das Rathaus erkämpft hat, spricht Prinz Sascha I. zu seinem Volk und verliest die auf eine Pergamentpapierrolle gedruckte Bulle. Dabei handelt es sich um seine elf Gesetze, die er sich gemeinsam mit seinen Adjutanten Detlev Simon ausgedacht hat und welche nun unter der „Regierung“ von Prinz Sascha I. für die gesamte Stadt gelten. Unter anderem verfügt er, „dass OB Lewe nach seinem Ausscheiden aus dem Amt 2026 als Prinz Karneval kandidiert, damit er auch offiziell endlich mal was zu Lachen hat.“
Im Vorfeld auf den heutigen Tag sei Prinz Sascha I. in „vorfreudiger Erwartung“, verrät er am Morgen im Interview mit ALLES MÜNSTER. „Für mich ist das heute der Beginn des richtigen Straßenkarnevals. Es ist der Tag vor Rosenmontag und somit vor meinem großen Karnevalsumzug. Zeitgleich ist es natürlich auch sehr bewegend, weil es das Ende der Session einläutet.“
Diese zarte Wehmut steht heute aber glücklicherweise im Schatten von anderen Emotionen: „Es ist immer wieder spannend und ein tolles traditionelles Event, das immer Spaß macht. Und dieses Jahr darf ich der Prinz sein und darf meine eigenen elf Gesetze verlesen. Ich freue mich sehr darauf, viele Karnevalisten auf dem Prinzipalmarkt zu sehen.“ Da dürften sich die Wünsche des Prinzen wohl mehr als erfüllt haben.
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