Adam Riese hat ein Händchen, eigentlich sogar zwei, aber eines davon scheint nur dafür gewachsen zu sein, immer wieder Talkgäste der Extraklasse auf sein Sofa zu bekommen. So konnte man sich auch diesmal wieder herrlich entspannt in seinem Sitz zurücklehnen und der Dinge harren, die da kamen.
Für den Gesang und jugendlichen Esprit auf dem Sofa sorgte die 23-jährige Linda Lulka. Die Münsteranerin bezauberte nicht nur mit ihrem wunderbaren Gesang, sondern auch ihrer erfrischenden, ehrlichen Art. Denn eigentlich hatte sie den Abend etwas anders geplant, gab sie nach einigen Blödeleien mit Riese und einem anschließenden Kicheranfall Preis: „Scheiße, eigentlich wollte ich seriös wirken!“. Den Zahn konnte ihr der Moderator aber ziehen, „Das hätte ich dir vorher sagen können, dass das nicht klappt“. Beim anschließenden Münster-Kneipenquiz konnte sie genau so überzeugen, wie hinter dem Mikrofon, von ihr wird man sicher noch öfter hören. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann das Gesangstalent am 16.12. im Schwarzen Schaf erleben, dort spielt sie mit ihrem Musikerkollegen Sean Mertens.
Eine absolute Premiere bei der Adam Riese Show war das Thema Fußball, zumindest wenn man den Worten von Markus Paßlick Glauben schenken kann. Ehrensache, dass man sich zu so einer Premiere nicht irgendjemanden aufs Talksofa holt. Ein echter Europameister sollte es sein, genauer gesagt, der Kapitän der Europameister-Elf von 1980. Bernard Dietz, vielen wohl besser bekannt als „Ennatz“, nahm also Platz neben Adam Riese. Er ist kein Mann der großen Gesten, bescheiden und trotzdem begeistert erzählt er, wie es damals war. Von den Hürden, die man als Lehrling zu nehmen hat, wenn man Beruf und Fußball unter einen Hut bekommen will, von den ganz großen Gefühlen des Titelgewinns, aber auch vom schnöden Ruhrpottfußball, wenn man sich im Dauerabstiegskampf mit dem MSV Duisburg befindet. Stundenlang könnte man ihm zuhören, dem Mann mit dem charmanten Ruhrpott-Akzent. Als ob er um die Debatten in Münster wüsste, gibt es von ihm sogar noch einen kleinen Seitenhieb, als es im Quiz um das Baujahr des Preußenstadions geht, „Das sieht so alt aus, da müsste mal was gemacht werden“.
Nach der Pause wurde es kauzig, oder schräg? Bekannt geworden ist Rieses letzter Gast nur durch ein Wort, „Supergeil“, viel mehr werden wohl nur die wenigsten von ihm gekannt haben – Friedrich Liechtenstein. Adam Riese wäre aber nicht Adam Riese, hätte er nicht im Vorfeld erkannt, dass sich hinter dem charismatischen Bartträger mehr verbirgt, als nur die Werbefigur einer Lebensmittel-Kette. Der Endfünfziger hat tatsächlich einiges auf dem Kasten, seinen Beruf würde er als „Künstler“ bezeichnen. Er ist Performer, Flaneur und blickt auf eine Zeit als moderner Schmuckeremit zurück, in der er ein Büro einer Firma bewohnte, damit sich Besucher an seinem Anblick erfreuen konnten. Nicht zuletzt seiner dunklen und basslastigen Stimme geschuldet, möchte man auch ihm gern länger zuhören. Mit einer gehörigen Portion Humor blickt er auf eine bewegte und nicht immer erfolgreiche Vergangenheit zurück, auf das Thema „Edeka“ möchte er aber nicht immer reduziert werden, viel mehr leitet er das Ende des Abends mit einer Kostprobe aus seinem Konzeptalbum „Bad Gastein“ ein, „Kommissar D’Amour“, übrigens im Duett mit Linda Lulka. Wer möchte da noch an Lebensmittel denken.
Bilder gibt es natürlich auch, ihr findet sie hier.
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