Im Polizeipräsidium wurde am Morgen die Polizeiliche Kriminalstatistik vorgestellt. Laut Bericht weisen die Zahlen für das vergangene Jahr für Münster einen leichten Rückgang aus. So seien die Straftaten im Vergleich zu 2020 um 457 Delikte auf 26.293 Fälle gesunken. Dieser Wert ist der zweitniedrigste im Zehnjahresvergleich.
Gestiegen ist allerdings die Zahl der Gewaltdelikte, hier wurde ein Anstieg von 12,01 % auf 793 registriert. Zu diesen Delikten gehören auch alle Raub- sowie gefährliche und schwere Körperverletzungsdelikte. Sie machten 2021 mit 94,45 Prozent den größten Anteil der Gewaltdelikte aus. Die meisten der Gewalttaten wurden im Bereich Hafen, Hauptbahnhof (26,19 %) und in der Innenstadt verübt. Laut Statistik liegt die Straßenkriminalität mit 8.848 Fällen um 861 niedriger als im Vorjahr, das bedeutet einen Rückgang um 8,87 Prozent und ist damit der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre.
Sicherheitsgefühl an Brennpunkten stärken
„Die Sicherheit im öffentlichen Raum ist weiter mein zentrales Anliegen“, betonte Polizeipräsident Falk Schnabel. „Mit unserem neuen Behördenziel ’Stärkung der öffentlichen Sicherheit und des Sicherheitsgefühls an identifizierten Brennpunkten in Münster’ wollen wir zukünftig noch schneller auf neu auftretende Phänomene in der Stadt reagieren und zielgerichtet Maßnahmen ergreifen.“ Die Situation am Aasee im Sommer habe gezeigt, dass man solchen Entwicklungen sofort entgegenwirken müsse. Die Bekämpfung der Kriminalität rund um den Hauptbahnhof werde auch in diesem Jahr hohe Priorität haben. Angestiegen ist die Aufklärungsquote der Straftaten mit 1,59 % auf 44,18. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Aufklärungsquote in den kommenden Jahren noch weiter zu erhöhen“, betont Jürgen Dekker, der neue Leiter der Direktion Kriminalität beim Polizeipräsidium Münster. Der richtige Weg sei bereits eingeschlagen.
Ermittlungskommission Rose arbeitet weiter
Das Polizeipräsidium Münster verzeichnete 424 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (- 28 Fälle). Die Ermittlungskommission Rose besteht weiterhin. So konnten im Missbrauchskomplex von Münster bislang 59 männliche und weibliche Tatverdächtige identifiziert werden, 31 von ihnen befinden sich in Haft. Auch konnten die Ermittler 31 minderjährige Opfer identifizieren und weitere Missbrauchshandlungen verhindern. Beim schweren sexuellen Missbrauch von Kindern ging die Zahl der Fälle von 121 auf 66 zurück. Die Aufklärungsquote blieb mit 84,85 Prozent nahezu unverändert. Bei der Verbreitung, dem Erwerb, dem Besitz und der Herstellung kinderpornografischer Schriften verzeichnete die Behörde 107 Fälle (+ 81), die Aufklärungsquote lag bei 92,52 %.
Seit mehreren Jahren legt die Polizei in Münster einen besonderen Fokus auf die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität. „Das konsequente Vorgehen führte zu einer erneuten Steigerung der Fallzahlen in diesem Bereich“, heißt es in dem Bericht. So deckten die Kriminalisten im vergangenen Jahr 1.508 Fälle (+ 10 %) auf. Dies ist der höchste Wert der letzten 20 Jahre.
Weniger Fahrraddiebstähle
Die Entwicklung bei den Fahrraddiebstählen zeigt sich rückläufig (- 6,3 % auf 4.182). Die Aufklärungsquote stieg hier auf 7,56 % an. In der Gesamtzahl der Diebstahlsdelikte machen die Fahrraddiebstähle laut der Kriminalstatistik mehr als ein Drittel aus. Laut Angaben der Ermittler werden häufiger und bevorzugt Pedelecs gestohlen. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist erneut weiter rückläufig und lag im Jahr 2021 mit 276 auf einem Tiefstwert der letzten zwanzig Jahre. Fast verdoppelt haben sich allerdings die Kellereinbrüche (+ 88 % auf 742). Die Raubdelikte stiegen um 40 auf 213. Rückläufig ist die Zahl der Körperverletzungsdelikte (- 49 Fälle auf 2.011 Straftaten).
Mordkommissionen gebildet
2021 wurden im Polizeipräsidium Münster 30 Mordkommissionen gebildet. Zwei besonders herausragende Fälle: Im Juni gerieten am Aasee zwei achtköpfige Personengruppen in Streit. Hier wurden zwei Geschädigte von einem zunächst Unbekannten mit einem Messer verletzt, einer von ihnen erlitt Stiche in Lunge und Darm sowie Schnittverletzungen im Bauchbereich. Er wurde notoperiert und überlebte. Drei Beschuldigte konnten ermittelt und festgenommen werden. Gegen den Messerstecher wurde Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen. Im Juli eskalierte am Schlossplatz eine Schlägerei zweier feiernder Gruppen. Hier zog der 18-jährige Beschuldigte ein Messer und stach einem Jugendlichen in den Hals. Das Opfer wurde notoperiert und überlebte schwerverletzt. Der geflüchtete Beschuldigte konnte identifiziert und festgenommen werden. Das Amtsgericht Münster erließ Haftbefehl wegen versuchten Totschlags. Die Verhandlungen finden derzeit vor dem Landgericht Münster statt.
Öfter Messer im Spiel
Anders als im Jahr zuvor gab es 2021 in Münster laut Polizei „kein vollendetes vorsätzliches Tötungsdelikt“, also Mord oder Totschlag. Seit 2019 erfasst die Kriminalstatistik, wie oft bei Straftaten ein Messer zum Einsatz kam. Im Jahr 2021 geschah dies in 89 Fällen (+ 34). 31 Personen wurden dabei leicht und fünf schwer verletzt. Gegen diese Entwicklung wolle die Polizei Münster verstärkt auch präventiv mit den Mitteln des Polizeigesetzes vorgehen, heißt es. Weiter zugenommen haben die Angriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte. Hier verzeichnete die Behörde 208 Fälle (+ 25,3 %). Überwiegend seien Polizeibeamte betroffen gewesen. „Ich finde diese Entwicklung erschreckend“, so Polizeipräsident Schnabel. „Der Rechtsstaat muss hier klare Kante zeigen.“
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