Der 16 Jahre alte Jugendliche, der in der vergangenen Woche mit einer schweren Pilzvergiftung in das Universitätsklinikum Münster (UKM) eingeliefert worden war (wir berichteten), ist in der vergangenen Nacht an den Folgen eines akuten Leberversagens verstorben. Das teilte das UKM soeben in einer Pressemeldung mit.
Die durch den Verzehr giftiger Knollenblätterpilze ausgelöste Leberschädigung führte bereits am Mittwochabend dazu, bei Eurotransplant, als Service-Organisation verantwortlich für die Zuteilung von Spenderorganen in acht europäischen Ländern, eine Meldung mit höchster Dringlichkeit zu veranlassen. „Aufgrund der Schwere der Vergiftung war eine Transplantation letztendlich die einzige Chance. Aber wir haben in dem Zeitraum kein einziges Organangebot aus einem der acht Länder erhalten. Das ist absolut erschütternd und macht uns unheimlich traurig“, sagt Prof. Dr. Hartmut Schmidt, Direktor der Klinik für Transplantationsmedizin. Bis zum Schluss hat das interdisziplinäre Ärzteteam alles medizinisch Mögliche getan, um den Jugendlichen zu retten.
Drei weitere von Pilzvergiftungen betroffene Patienten, darunter die Mutter des 16-Jährigen, können das UKM in den nächsten Tagen verlassen. Bei ihnen konnte mithilfe einer speziellen Albumin-Dialyse (auch Leber-Dialyse oder MARS-Dialyse genannt) eine Erholung der Leber herbeigeführt und damit ein Leberversagen verhindert werden. Bei diesem Verfahren wird das Blut außerhalb des Körpers durch vier Membranen geleitet und die Giftstoffe aus dem Körper herausgefiltert, um die Leber zu entlasten. „Alle drei Patienten haben sich gut erholt und werden keine Folgeschäden behalten“, erklärt Schmidt.
Kritisch ist der Zustand hingegen noch bei einem am Donnerstagabend aufgenommenen Patienten. Ähnlich wie bei dem Jugendlichen ist seine Leber durch die Vergiftung so stark geschädigt, dass auch er ein neues Organ benötigt.
Bisher kein weiterer Patient nach Plakataktion und Berichterstattung
In der vergangenen Woche waren am UKM an vier aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt fünf Patienten mit Pilzvergiftungen aufgenommen worden. Zwar gibt es in der Pilzsaison im Spätsommer und Herbst immer mal wieder Betroffene, solch eine Häufung sowie Schwere der Vergiftungen hat es im Klinikum jedoch noch nicht gegeben. Seit den Meldungen aus Münster und Hannover, wo an einem Tag gleich 30 Patienten aufgenommen wurden, und der ausführlichen Medienberichterstattung und Aufklärung durch Plakate konnte dieser Trend – Stand heute – vorerst gestoppt werden.
Symptome
Erste Anzeichen einer Pilzvergiftung sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, auch Schwindel, Schweißausbrüche und Luftnot können Hinweise sein. „Diese Symptome müssen nicht sofort auftreten, sondern können sich auch erst nach sechs bis acht Stunden, in seltenen Fällen sogar noch später zeigen“, sagt Schmidt. Giftige Pilze lassen sich in vielen Fällen nur schwer von ungiftigen unterscheiden, zudem gibt es regionale Unterschiede im Vorkommen.
Auf der Seite des UKM (www.ukmuenster.de) können die Plakate, die auf die Gefahr von Knollenblätterpilzen hinweisen, in acht verschiedenen Sprachen heruntergeladen werden. Die Giftnotrufzentrale für Nordrhein-Westfalen ist rund um die Uhr telefonisch unter 02 28/1 92 40 zu erreichen. Homepage: www.gizbonn.de
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