Pflegekräfte streiken und demonstrieren Pflegekräfte aus den Universitätskliniken in NRW demonstrierten heute in Münster für den Tarifvertrag „Entlastung“

Pflegekräfte aus den Universitätskliniken in NRW demonstrierten heute in Münster für den Tarifvertrag „Entlastung“. (Foto: Thomas Hölscher)
Pflegekräfte aus den Universitätskliniken in NRW demonstrierten heute in Münster für den Tarifvertrag „Entlastung“. (Foto: Thomas Hölscher)

Während heute in Köln die Verhandlungen über den Tarifvertrag „Entlastung“ in die entscheidende Runde gegangen sind, zogen fast tausend Pflegekräfte aus den sechs Universitätskliniken in NRW heute durch Münster. Sie appellierten zu Beginn der achten Streikwoche für eine rasche Beilegung des Tarifkonflikts.

„Der Tarifvertrag ‚Entlastung‘ kann jetzt abgeschlossen werden“, hieß es gestern in einem offenen Brief der in der Gewerkschaft ver.di organisierten Streikenden an die demokratischen Parteien im Landtag. Denn bislang hätten die Klinikleitungen für tausende Beschäftigte außerhalb der Pflege kein Angebot vorgelegt, dazu zählen die Notaufnahmen, die OP-Pflege und die Ambulanzen. „Ein Krankenhaus lässt sich nicht aufspalten in Beschäftigte, die es wert sind und welche, die es nicht wert sind gute Arbeitsbedingungen zu haben“, so in dem offenen Brief weiter. Das Land muss die Refinanzierung der Kosten eines Tarifvertrags „Entlastung“ zusagen, die nicht von den Krankenkassen getragen werden.

Susanne Lange vom UKM sprach heute vor den Streikenden auf dem Prinzipalmarkt. (Foto: Thomas Hölscher)
Susanne Lange vom UKM sprach heute vor den Streikenden auf dem Prinzipalmarkt. (Foto: Thomas Hölscher)

„Der Arbeitgeber will uns spalten und trennen“, befürchtete auch Susanne Lange auf der heutigen Demonstration in Münster. Sie ist seit 30 Jahren in der Pflege und arbeitet in der Anästhesie der Universitätsklinik Münster (UKM). Auch sie fordert einen Tarifvertrag „Entlastung“ für alle Bereiche, denn alle „haben Berichte, wie katastrophal die Lage ist“. Zum jetzt schon seit zwei Monaten währenden Streik fügte sie hinzu: „Wir machen erst dann Schluss, wenn die Tinte unter einem annehmbaren TVE trocken ist“.

„Wir haben gelernt, dass es die Verantwortlichen nicht interessiert, wie es den Patienten geht“, zeigte sich Thomas Schürhoff, der in der UKM in der Notaufnahme und als Praxisanleiter arbeitet und seit 30 Jahren in der Pflege tätig ist, heute ziemlich desillusioniert. Er beklagte, dass professionelles Einarbeiten neuer Kollegen immer mehr untergehe und die Weiterbildung zurückgestellt werde. Dabei werde der Altersschnitt in der Pflege immer niedriger, es gebe immer weniger erfahrenes Personal: „Azubis müssen Löcher stopfen“, fügte er schließlich sogar hinzu.

„Krankenhaus ist mehr als die Arbeit, die man aus der Schwarzwaldklinik kennt“, sagte uns heute auch Thomas Meißner, Gewerkschaftssekretär bei ver.di Münster, denn „Krankenhaus ist Teamarbeit“. Meißner nennt dafür Bereiche, wie das KiTa-Personal, den Patiententransport oder den Service und fordert „auskömmliche Personalbemessung in allen Personalbereichen“. Denn sonst könne man als Klinikpersonal nicht gesund bleiben. Beim Thema Streik wies Gewerkschafter Meißner darauf hin, dass es vorher ein Ultimatum gegeben hätte: „Die Arbeitgeber haben 100 Tage Zeit gehabt, zu reagieren“, aber dann sei das Erstaunen groß gewesen, dass zu Streikbeginn morgens die Stationen nicht besetzt waren.

Mehr Infos zum Pflegestreik findet ihr unter https://notruf-entlastungnrw.de/

Noch mehr Bilder vom heutigen Pflegestreik findet ihr in unserer Fotostrecke:

Fotostrecke: Pflegestreik (21.06.22)

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