Ein kleines Häuschen mit heimatlich beleuchteten Fenstern und Gartenzaun, ein UFO und eine fliegende Kuh auf der Bühne – als einer von 8 Milliarden Verrückten kündigt eine Stimme aus dem Off ihn an. Sind wir wirklich alle verrückt? „Na klar“, sagt Paul Panzer, „wir haben alle einen Dachschaden, es ist nur die Frage, bei wem es schon reinregnet.“ „Invasion der Verrückten“, heißt dann auch Panzers Programm, mit dem er gestern in der ausverkauften Halle Münsterland Station machte.
Und Beispiele für besonders Verrückte gibt es zuhauf, etwa den afrikanischen Nachbarssohn, der mit Tempo 90 in der Wohnsiedlung in Panzers viele bunte Mülltonnen fährt. Der sich doch tatsächlich weigert, nachher wieder aufzuräumen, angeblich, weil es ihm nicht gut gehe. Nun ja, zugegeben, die Antenne hat sich in sein Ohr gebohrt. Doch Panzers Mitleid ist begrenzt, schließlich heißt es doch: Radio – geht ins Ohr. Da muss Hilde Panzer wohl schlichten. Ausgerechnet Hilde, die mit ein paar schicksalsgläubigen Standardsprüchen durchs Leben kommt: „Kann man nix machen“, „Jetzt guck Dir das mal an“ oder – Pauls Lieblingsausspruch: „Tja“.
Quelle allen Übels sind – glaubt man Panzer, dem Mann mit dem programmatischen Sprachfehler – die Ängste der Menschen. Eine ganze Batterie hat er gleich mal, der besseren Anschauung wegen, mitgebracht. Agoraphobie, also Platzangst, Angst vor Spinnen, Angst vor Mäusen, vor Vögeln oder gar davor, von Enten beobachtet zu werden. Natürlich gibt es für alles einen Fachterminus. Die Angst davor, von Enten beobachtet zu werden, greift Panzer auf. „Stellt euch mal vor, ihr lernt so ein süßes Mädchen kennen und wollt mit ihr im Sztadtpark szapazsieren gehen. Und dann wimmert sie: ’nein nicht in den Park‘. Und ihr habt sie soweit beruhigt und ladet sie zum Chinesen zum Essen ein – lecker Ente. Die ist doch weg!“
Paul Panzer berichtet von Sohn Bolle, mit dem sie beim Arzt waren wegen eines Ausschlages, der sich als Druckstellen vom Sofa herausstellte – vom vielen Fernsehen. Schon ist er beim Terminator und bei seiner Frau Hilde, die doch lieber Schnulzen à la Rosamunde Pichler sieht und dabei die ein oder andere Träne verdrückt. „Meine Theorie is ja, dat liegt allet an den Trockenhauben, die die Frauen immer auf hatten. Dat war so heiß, da is bestimmt dat Hirn weggeschmolzen.“ Dann erzählt Panzer von seiner Tochter Susaska und deren veganem Freund Torben, 28 Jahre älter und Yoga-Lehrer. Und überhaupt, Torben, das klinge wie ein medizinisches Gerät, ist sich der eifersüchtige Vater sicher. „Tupfer, Skalpell und den 28er Torben.“
Später hat das Programm seine Längen und man wünscht sich ein bisschen Straffung, wenn Panzer den Mann beim China-Imbiss oder Hermes-Paketdienst imitiert. Immer und immer wieder bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus. Insgesamt aber ein lustiger Abend, an dem Paul Panzer beweist, dass er zu Recht ganze Hallen füllen kann.
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