Im vergangenen Jahr sind die Fälle von pädagogischem Fehlverhalten in KiTas und anderen Betreuungseinrichtungen teils drastisch angestiegen, teilte die Deutsche Presseagentur (dpa) vor rund zwei Wochen mit und berief sich auf eine Umfrage bei den entsprechenden Aufsichtsbehörden. Zumindest in Münster trifft diese Negativentwicklung nach unseren Recherchen nicht zu.
Allein im Nachbarbundesland Niedersachsen bestätigte das dortige Kultusministerium für das Jahr 2022 338 Verdachtsfälle über Fehlverhalten von Beschäftigten, das entspricht einem Anstieg von über 50 %. In den vorliegenden Fällen handelt es sich beispielsweise um Schlagen, Kneifen, Zerren, sexuelle oder verbale Übergriffe und Zwangsfütterung. In vielen Kreisen und Städten werden die Zahlen zu pädagogischem Fehlverhalten nicht statistisch erfasst, da für einige Landesjugendämter keine Verpflichtung hierfür besteht. In Nordrhein-Westfalen ist das Landesjugendamt dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) angesiedelt. Hier werden für NRW entsprechende Meldungen registriert. In Münster gibt es derzeit über 190 Kindertageseinrichtungen verschiedenster Träger, 29 sind unter städtischer Führung.
„Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ (§ 1631 BGB)
Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte der LWL für das Gebiet des Jugendamtes Münster für 2022 insgesamt 13 Fälle – was dem Vorjahresniveaus entspricht. Hier wurden 7 körperliche Übergriffe (2021: 6), 2 sexuelle Übergriffe (2021: 4), 3 Fälle von unangemessenem Erziehungsverhalten (2021: 3) und 1 Fall von Vernachlässigung / Verletzung der Fürsorgepflicht (2021: 0) erfasst. Statistisch und offiziell ist für Münster kein Anstieg zu verzeichnen, die Dunkelziffer dürfte allerdings deutlich höher liegen.
„Wir stellen in unserer Arbeit fest, dass das Thema Fehlverhalten von Kita-Mitarbeiter*innen gegenüber Kindern in Form von sexuellen Übergriffen und emotionaler und körperlicher Gewalt zunehmend im Rahmen von Fachberatung bei uns landet,“ erklärt Ewa Bäumer, die Pädagogische Leiterin der Fachberatungsstelle des Kinderschutzbundes Münster, auf ALLES MÜNSTER Anfrage. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass es mehr Gewalt gibt, als in der Vergangenheit, sondern dass die Sensibilität gestiegen ist und Fehlverhalten eher wahrgenommen wird und Kinder sich offenbaren.“
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