P.A.R.T.Y im Clemenshospital: Jedes Unfallopfer ist eins zu viel

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Mitarbeiter des Clemenshospitals ermöglichten es den Schülern, einen Rettungswagen von innen zu entdecken. (Foto: Clemenshospital)

„Das Handy war durch den Unfall so kaputt, dass es nicht mehr auslesbar war, aber der Ohrabdruck und Spuren von Gehirngewebe am Handy ließen darauf schließen, dass der Fahrer telefoniert hat.“ Udo Weiss, Polizeidirektor a.D., ist einer der Ehrenamtlichen, die sich für das Präventionsprojekt P.A.R.T.Y. (Prevent Alcohol and Risk-Related Trauma in Youth) engagieren. Im Clemenshospital Münster haben 20 Schüler der Klassen 7 bis 10 des Gymnasiums in Versmold die verschiedenen Stationen eines Schwerverletzten gesehen.

20 interessierte Schulsanitäter aus Versmold verbrachten einen Tag im Clemenshospital Münster. Vom Rettungswagen über den Schockraum, die Intensivstation bis zur Physiotherapie, lernten Sie den oft sehr langen Weg eines Unfallopfers durch das Krankenhaus kennen.

„Im Jahr verunglücken 20.000 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren, das sind 60 Jugendliche täglich“, klärte Dr. Marie Kleine-König, Assistenzärztin im Department für Kinderorthopädie und Deformitätenkorrektur die Gymnasiasten auf.  Das P.A.R.T.Y-Programm soll jungen Menschen bewusst machen, wie schnell und wodurch Unfälle passieren können.

Die meisten Unfälle werden nicht nur durch Alkohol, Drogen oder dadurch verursacht, dass sich Jugendliche überschätzen. Eine große Gefahr ist auch die Nutzung des Handys im Straßenverkehr. Oft ist das Smartphone Schuld, wenn Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer abgelenkt sind. „Das Gehirn konzentriert sich immer auf die Haupttätigkeit. Das ist in dem Fall das Telefonat. Dann ist automatisch die visuelle Wahrnehmung des Straßenverkehrs eingeschränkt“, erklärte Udo Weiss.

Der Blick auf das Handy berge die größte Gefahr. „Der Verbindungsaufbau dauert 45 Sekunden. Bei 50 Kilometern pro Stunde fahre ich 14 Meter in der Sekunde, multipliziert man das mit 45, bedeutet es, dass ich 630 Meter blind fahre“.

„Ihr denkt, das passiert immer nur den anderen?“, fragte der erfahrene Polizeibeamte in die Runde ohne auf eine Antwort zu warten. „Guckt nach links und rechts, das sind die anderen, es betrifft also uns alle, es kann jedem passieren.“

Unter den ehrenamtlichen Unterstützern der Aktion, sind neben den Mitarbeitern des Clemenshospitals und der Polizei, auch die Berufsfeuerwehr der Stadt Münster, der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sowie ehemalige Unfallopfer.

Darunter ein Jugendlicher, der vor drei Jahren durch eine Fehleinschätzung ungebremst mit dem Motorrad in einen Sprinter gefahren ist. Er hatte ein schweres Schädel-Hirn Trauma, seine Gesichtsknochen waren zertrümmert, die Augenhöhle, ein Arm und zahlreiche Rippen gebrochen, seine Lunge hatte ein Loch und die Hälfte seines Körpers war gelähmt. Er musste beatmet werden und brauchte lange, um wieder sprechen und laufen zu lernen. Seine Schilderung des langen Leidensweges, der durch einen kurzen Moment der Überschätzung verursacht wurde, beeindruckte die anwesenden Jugendlichen an diesem Tag besonders.

Das Clemenshospital Münster ist im Verbund des TraumaNetzwerks NordWest Anlaufstelle für schwere Unfälle aus dem gesamten Münsterland. Das Team der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Handchirurgie und Sportmedizin unter der Leitung von Prof. Dr. med. Horst Rieger versorgt Unfallverletzte aller Schweregrade, von Verkehrsunfällen über Arbeitsunfälle bis zu gravierenden Sportverletzungen.

Das bundesweite Unfallpräventionsprogramm P.A.R.T.Y. (Prevent Alcohol and Risk-Related Trauma in Youth) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) wird von der Akademie der Unfallchirurgie (AUC) koordiniert.

 

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