Uns erreichte vor wenigen Tagen dieser offene Brief der Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe Münster (AG WLH). An einer Stelle könnte der Eindruck entstehen, dass sich die Kritik an die zurückliegende Berichterstattung aller lokalen Medien richtet, also auch an uns. Nach Rücksprache mit einem der Initiatoren dieses Schreibens wurde deutlich, dass dies nicht der Fall ist. Wir veröffentlichen den offenen Brief im unveränderten Wortlaut.
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Offener Brief der ARBEITSGEMEINSCHAFT WOHNUNGSLOSENHILFE MÜNSTER (AG WLH)
10/23
Münster ist eine wachsende Stadt. Münster ist eine „Stadt für Alle“ und möchte dies auch sein. Alle Münsteraner*innen müssen die Möglichkeit bekommen, Bedürfnisse, Wünsche und Probleme anzubringen. Wie in jedem Gemeinwesen sind politischer Einfluss, finanzielle Ressourcen und gesellschaftliches Ansehen stark unterschiedlich verteilt. Aus unserer Sicht wurde dieses zuletzt in der sehr einseitigen Berichterstattung der lokalen Medien deutlich. Als langjährige Träger, Engagierte und Fachkräfte in der Wohnungsnotfallhilfe gehört es zu unserem Auftrag, auch für die Bürger*innen zu sprechen, deren Stimmen oft nur schlecht gehört werden.
Deshalb wenden wir uns in diesem offenen Brief an alle Münsteraner*innen, Organisationen des öffentlichen, religiösen und sozialen Lebens sowie deren Verantwortliche. Hilfe in sozialen Notlagen wird in Münster seit jeher auf einem würdigen und professionellen Niveau betrieben. Seit über 100 Jahren haben hier kirchliche, freie und öffentliche Träger eine große Expertise.
Als gegenwärtige Herausforderungen sehen wir:
- Verdichtung und Privatisierung öffentlicher Räume
- Baumaßnahmen im Bahnhofsviertel und am Bremer Platz
- Wohnungsnot durch fehlenden preisgünstigen Wohnraum
- Preisexplosion bei Lebenshaltungskosten
- Rückgang kirchlicher Strukturen und traditionellen Ehrenamts
- Erhöhter Bedarf in der Versorgung und Unterbringung psychisch kranker Menschen
- Vermehrter Konsum von aggressiv machenden Drogen
- Fehlende Begegnungsorte für Menschen in sozialer Not
In einer wachsenden Großstadt wie Münster wächst der Anteil vermeintlich „unbequemer“ Bürger*innen mit. Als Folge werden diese Bürger*innen im öffentlichen Raum vermehrt sichtbar. Dies gilt es unseres Erachtens nach zunächst zu akzeptieren. Auch zu akzeptieren ist, dass durch das Hilfesystem nicht immer alle Menschen zu erreichen sind. Gleichzeitig arbeiten wir in enger Kooperation mit Lokalpolitik und der Verwaltung der Stadt Münster an einem „Masterplan“. Insbesondere die Entwicklung neuer, passgenauer Hilfeangebote steht dabei im Fokus. Wir erwarten hiervon eine deutliche Verbesserung der Lebenssituationen von Menschen in sozialen Notlagen. Gesellschaftliche Herausforderungen einer Großstadt sind nur gemeinsam zu bewältigen.
Daher wünschen wir uns:
Toleranz und Respekt für alle Münsteraner*innen von allen Münsteraner*innen.
Der offene Brief im Original zum Download (klick)
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