Am Sonntagabend wird sich per Stichwahl entscheiden, wer Münsters Stadtoberhaupt wird. Weder der amtierende Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) noch sein Herausforderer Peter Todeskino (GRÜNE) hatte bei der Kommunalwahl am 13. September die erforderliche absolute Mehrheit erreicht. Ihr seid noch unsicher, wer eurer Kreuz bekommen soll? Wir haben einige Passagen aus den Interviews, die wir mit beiden Kandidaten vor der Kommunalwahl geführt haben, nochmal zusammengefasst.
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Welche 3 Dinge wollen Sie und Ihre Partei nach einer erfolgreichen Wahl zuerst für Münster durchsetzen?
Peter Todeskino: Die Verkehrswende. Klimaneutralität bis 2030. Bezahlbares Wohnen in lebendigen und sozialen Quartieren.
Markus Lewe: Corona-Folgen überwinden. Preußen-Stadion sanieren. Musikcampus. Bauen.
Wohnraum ist in Münster schon lange knapp und wird immer teurer – was werden Sie dagegen tun?
Peter Todeskino: Wir Grüne machen Wohnen bezahlbar, indem wir unsere städtische Wohnungsbaugesellschaft stärken und unser Unternehmen mehr geförderten Wohnraum schafft. Wir überlassen und den sozialen Wohnungsbau nicht allein dem freien Markt. Wir werden die sozial gerechte Bodennutzung der Stadt weiterentwickeln und den Anteil der Sozialwohnungen bei der Vermarktung städtischer Grundstücke auf 80 Prozent erhöhen. Mehr bezahlbarer Wohnraum kann entstehen, wenn städtische Grundstücke nach Startmiete und Konzepten vergeben werden, die gemeinschaftliche und genossenschaftliche Wohnprojekte fördern. Wir motivieren hier, Münsteraner*innen im Wohnungsmarkt in ihre Stadt investieren. Die bereit vorhandenen Bauflächen werde ich als frisch gewählter und sehr versierter OB – ich war 12 Jahre Stadtbaurat der Landeshauptstadt Kiel – schneller entwickeln und alle Baugenehmigungsverfahren verschnellern.
Markus Lewe: Andere Großstädte, die wie im Ruhrgebiet von Bevölkerungsverlusten geplagt sind, hätten unsere Probleme gern. Eine Stadt hat eine starke Möglichkeit, Wohnraum zu ermöglichen. Nämlich dadurch, dass sie Baurecht schafft. Die Arbeiten auf den beiden großen ehemaligen Kasernengeländen in Gievenbeck und Gremmendorf haben 2019 für insgesamt 3.000 neue Wohneinheiten begonnen. Acht weitere neue Baugebiete in den Bereichen Steinfurter Straße und Albersloher Weg / Nieberdingstraße mit 4.000 Wohneinheiten kommen hinzu. Mit viel Grün und innovativen Verkehrskonzepten. Sozialer Wohnungsbau ermöglicht Wohnen für alle. In diesem Jahr gibt es Förderung für mehr als 400 Mietwohnungen. 2019 gab es in Münster bereits über 8.000 Sozialwohnungen. Nach der jüngsten nordrhein-westfälischen Baustatistik werden in keiner Stadt im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr Wohnungen gebaut als in Münster. Im Landesdurchschnitt 2019 gab es 26 neue Wohnungen, in Münster waren es auf 53 je 10.000 Einwohner.
Wie sieht in Ihren Augen eine vernünftige Verkehrspolitik für Münster aus? Was wollen Sie und Ihre Partei davon in den nächsten Jahren umsetzen?
Peter Todeskino: Zu einer menschengerechten Stadt gehören eine klimafreundliche Verkehrspolitik und eine ökologische, sichere Mobilität für alle. Wir Grüne setzen uns für eine gerechte Verteilung der Verkehrsflächen in unserer Stadt ein, für eine Stärkung des ÖPNV, für freie Wege für Fußgänger*innen und ein Radnetz, das Münster wieder zur Fahrradhauptstadt macht – mit Velorouten, breiten und komfortablen Radwegen und 10.000 Fahrradbügeln in Innenstadt. Wir Grüne schaffen eine Verkehrswende, die das Prinzip der autogerechten Stadt endgültig hinter sich lässt, indem wir die Altstadt im Dialog mit allen Beteiligten bis 2025 autofrei machen, Wege für Fußgänger frei halten – breit, sicher, attraktiver ohne Gehwegparker. Busse werden mit Priorität bei der Verkehrsplanung behandelt. Vorrang mit Busspuren, niedrigen Ticketpreisen und an Ampeln. Ich setze die S-Bahn Münsterland viel schneller als der noch amtierende OB auf die Schiene!
Markus Lewe: Wir brauchen einen vernünftigen Verkehrsmix. Das Rad gewinnt an Bedeutung. Aber manchen in der Politik geht es weniger um die Liebe zum Rad als um die Feindschaft zum Auto. Wir sprechen kein Verkehrsmittel heilig und verteufeln keins. Fast alle sind in ihrem Alltag Fußgänger, Radfahrer, Auto-, Bus- und Bahnfahrer. Eine Politik, die nur auf ein Verkehrsmittel setzt, ist schon deshalb zum Scheitern verurteilt.
Herr Todeskino, was wollen Sie als OB besser machen als der amtierende Markus Lewe?
Peter Todeskino: Münsters Stadtverwaltung hat ein Umsetzungsproblem. Darin sehe ich ein Führungsproblem der Spitze. Als ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Münster weiß ich, dass die Verwaltung sehr fähige Verwaltungsmitarbeiter*innen hat, die erstklassigen Service für Berger*innen leisten wollen. Berichtet wird aber immer wieder von zu langen Verfahren und lähmenden Abstimmungsprozessen innerhalb der Verwaltung. Das werde ich mit der mir eigenen kreativen Entscheidungsfreude bis hin zum Einzelfall mit hoher Verwaltungskompetenz und notwendigem Pragmatismus ändern. Ich werde mich als OB und die Dezernenten in die Pflicht nehmen, Geschäftsprozesse zu verändern und zu verschnellern. Dafür werde ich eine aus Mitarbeiter*innen bestehende Stabsstelle gründen, die die Optimierung und Reorganisation der Verwaltungsabläufe vorantreibt. Die Bürger*innen werden erleben, dass ich mich mit hoher Verantwortung um Münsters Verwaltung und Angelegenheiten persönlich kümmern werde.
Herr Lewe, was wollen Sie als OB besser machen als bisher?
Markus Lewe: Mich. Man hört nie auf zu lernen.
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Zum Nachlesen: die kompletten Interviews mit Markus Lewe und Peter Todeskino.
Peter Todeskino Geschäftsführer der Westfälischen Bauindustrie GmbH. Alter: 62 Familienstand: verheiratet Kinder: zwei In Münster zwischen 1977 und 2005, wieder seit 2018 Bisher höchstes politisches Amt: Bürgermeister und Stadtrat für Stadtentwicklung und Umwelt, Landeshauptstadt Kiel
Markus Lewe ist gebürtiger Münsteraner, studierter Diplom-Verwaltungswirt (FH) und seit 2009 Oberbürgermeister der Stadt Münster. Alter: 55 Familienstand: verheiratet Kinder: 5
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