Sich selbst ein Bild von den Menschen und ihren Bedingungen in der Unterbringung in Münster-Wolbeck zu machen, das ist einer der Hauptgründe des Besuches von Oberbürgermeister Markus Lewe. Aber auch Gespräche mit den Menschen auf beiden Seiten sind ihm wichtig. Denn ohne die vielen ehrenamtlich Tätigen sähe einiges weitaus trostloser aus. Die Unterkunft ist wie zu erwarten mit dem Notwendigsten ausgestattet und auch wenn Sachspenden einerseits immer gebraucht werden, so steht einfach nur beschränkter Platz zur Verfügung, wie das Zimmer einer vierköpfigen Familie aus Ghana zeigt. Diese Familie hat viel Schlimmes mitgemacht und ist vor anderthalb Jahren über den berüchtigten Fluchtweg über Lampedusa schließlich in Deutschland gelandet. Sie sind froh, hier zu sein und machen dies auch im Gespräch mit Lewe deutlich: „We are very grateful.“ Oberbürgermeister Lewe selbst wechselt problemlos ins Englische, als er sich mit der Familie um den kleinen Herbert, den jüngsten der beiden Söhne, unterhält.
Für diese Familie wie auch für einige andere werden noch Wohnungen gesucht. Prinzipiell verfährt die Stadt Münster bei der Unterbringung von Flüchtlingen dezentral, d. h. man verteilt die Menschen auf das gesamte Stadtgebiet, um möglicher Konzentration an einem Ort vorzubeugen. Außerdem hat man gute Erfahrungen damit gemacht, die Zahl auf etwa 50 zu begrenzen, um auch da möglichen Schwierigkeiten mit Anwohnern aus dem Weg zu gehen. Das Konzept geht in Wolbeck bestens auf, wie Bezirksbürgermeister Rolf Schönlau und Sozialarbeiterin Nadia Bryan-Aertken bestätigen. Es gäbe keinerlei Berührungsängste der Menschen vor Ort mit den Flüchtlingen, sondern im Gegenteil sei die Nachbarschaftshilfe sehr groß. So engagierten sich die nahe gelegenen Vereine und viele Flüchtlingskinder gingen nach der Schule in den Verein oder brächten teilweise Freunde mit nach Hause, so Bryan-Aertken.
Während Oberbürgermeister Lewe die Bilder bewundert, die ihm von der kleinen Fatima und anderen Kindern überreicht werden, greift er sogleich die Idee auf, die Bilder im Rathaus auszuhängen. Außerdem lädt er die anwesenden Flüchtlinge ins Rathaus und dort vor allem in den Friedenssaal ein.
Aber so gut die Nachbarschaftshilfe und das Ehrenamt einerseits auch funktionieren – offiziell gibt es keine Mittel für Sprachförderung, so Schönlau. Und die durch Ökumene und verschiedene Arbeitskreise organisierte Hilfe stößt immer wieder an ihre Grenzen, wenn es um die Wohnungssuche geht. Vorbehalte wegen teils ungeklärter Aufenthaltsstatus, aber auch wegen vermeintlich unsicherer Finanzierung der Miete führten dazu, dass einige Vermieter es vorzögen, lieber eine Wohnung vier Monate leerstehend zu lassen. Gleichzeitig waren sich die Anwesenden einig, dass der Münsteraner Wohnungsmarkt an sich angespannt sei. Im Januar waren 150 Flüchtlinge nach Münster gekommen, für Februar rechnet man mit 130 und so wird es vorläufig vermutlich weiter gehen, so die Leiterin des Sozialamtes, Dagmar Arnkens-Homann. Andererseits: Auch wenn diese Zahlen auf den ersten Blick hoch sein mögen und für die Stadt eine Herausforderung darstellen – Lewe gibt zu bedenken, dass Länder wie die Türkei Millionen von Menschen aufnehmen und findet: „Eine gute Stadt ist die, die warmherzig ist.“
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