In Münster gehören sie fast schon zum Stadtbild, so regelmäßig stellen sie das das „Heaven“ oder den „Beach“ auf den Kopf. Die Rede ist von den Disco Boys, 2 Hamburger DJs, welche spätestens seit 2005 mit ihrer Neuauflage des Manfred Manns Earth Band Klassikers „For you“ die deutschen Single Charts stürmten. Nach ihrem Auftritt bei „Münster mittendrin“, trafen wir Gordon zum Interview:
Ich habe den Verdacht, dass du nicht mehr ganz der Jüngste sein könntest, darf ich ganz unverschämt fragen, wie alt du bist? Ihr macht diese DJ-Sache ja schon eine ganze Weile, über 20 Jahre glaube ich?
29 bin ich, zumindest offiziell. Wir haben halt früh angefangen. (grinst)
Ihr habt angefangen als normale DJs, oder habt ihr immer auch schon selber produziert?
Nein, wir haben als normale DJs angefangen, haben unsere eigenen Veranstaltungen gemacht und dort dann selber aufgelegt. Das wurde in Hamburg dann immer erfolgreicher, man wurde von anderen entdeckt und dann in ganz Deutschland eingeladen. So ging das los, erst mal ganz ohne eigene Produktionen.
Wie kam es dann dazu, dass ihr selber Tracks produziert habt?
2001 kamen erstmals Anfragen von großen Labels, eigentlich Anfragen für eine Mix-CD. Die wollten, dass man die Disco Boys Party quasi für zu Hause haben kann. Mit Warner-Music war es auch gleich ein großes Geschoss, was da anfragte. Da hatten wir dann die Idee, diese Mix-CD zu einer Art Album zu machen, so dass es auch eine Single dazu gibt. Dann haben wir halt „Born to be alive“ mit Roberto Blanco gemacht.
Das macht ihr gerne, alte Songs aufarbeiten und partytauglich umstricken, oder?
Ja, wir sind ja DJs und keine Songschreiber. Das heißt, wir können uns vorstellen, wie aus diesem Lied (im Hintergrund singt gerade Lena auf dem Stadtfest, die Red.), eine clubtaugliche Version gemacht werden könnte. Deswegen sind wir leider darauf angewiesen, dass andere Leute gute Songs machen und wir daraus etwas für die Tanzfläche produzieren.
Habt ihr da ein Patentrezept, dass das noch so funktioniert? Immerhin war es vor 10-15 Jahren ja schon fast ein wenig verpönt und ging vielen auf den Sender, dass immer nur noch alte Hits aufgearbeitet, mit ordentlich Bass versehen und in den Clubs gespielt wurden. Dann kommt ihr mit „For You“ um die Ecke und stürmt die Clubs und Charts?
Patentrezept nicht, es hat einfach gepasst. Unsere Version ist ja sogar bekannter geworden als das Original, was auch kurios ist. Wir durften netterweise die Original-Vocals, den Original-Titel verwenden, uns da quasi frei bedienen und mussten nichts nachspielen oder singen. Das macht das ganze auch noch mal etwas charmanter.
Wie viel Spaß macht die Sache mit dem Auflegen nach 20 Jahren noch? Das ganze Jahr, jedes Wochenende unterwegs in ganz Deutschland, das stresst doch irgendwann, oder?
Das sind wir ja seit 20 Jahren gewohnt und es macht auch noch Spaß. Wir wollen das noch möglichst lange machen. Wir können halt sagen, dass wir unser Hobby zum Beruf gemacht haben, das entstand aus wirklicher Leidenschaft. Wenn du den Schritt gehst, musst du den Stress aber auch haben, sonst verdienst du kein Geld. Die Miete und das Leben muss ja bezahlt werden. Das ist so ein kleines zweischneidiges Schwert, auf der einen Seite macht es Spaß, auf der anderen muss man den damit verbundenen Stress auch ertragen.
Könnt ihr noch was anderes?
Ich war lange Zeit auch Werbetexter, bei Springer & Jacoby, Gott habe sie selig diese gute Agentur. Ich kann also ganz gut mit Worten umgehen und schreiben.
Wenn die Disco-, House- und Elektroszene zusammenbricht und keiner Euch mehr haben will, steht ihr also nicht ganz dumm da?
Ne, das nicht. Stichwort Zusammenbrechen, da ist die Clubszene ja leider gerade so ein bisschen dabei. Ich finde, die Clubszene hat es schon ein wenig schwer zur Zeit, gerade im Sommer, wenn alle nur noch zu Open-Airs rennen und die Clubs leer sind. Die Freitage in den Clubs sind bundesweit extrem eingebrochen, beobachte ich gerade mit einem weinenden Auge. Das ist auch ein wenig ein hausgemachtes Problem, da mittlerweile fast jeder Dank der modernen Technik „auflegen“ kann. Da sind dann viele am Start, die halt nicht wirklich DJ sind, die das nicht richtig gelernt haben, nicht wissen, wie man mit einer Tanzfläche umgeht und immer dasselbe „abfiedeln“ jedes Wochenende. Da haben die Leute dann irgendwann auch keine Lust mehr, wenn sie ständig dasselbe serviert bekommen.
Eure Shows sind 100% live, oder habt ihr auch den berühmten USB-Stick mit der vorgemixten Show dabei?
USB-Stick haben wir dabei, der macht aber nichts anderes, als die damalige Plattenkiste zu ersetzen. Wir mischen komplett mit der Hand, da ist kein Set gleich und nix ist vorbereitet. Das würde mir auch keinen Spaß machen, denn dann ist ja der DJ komplett überflüssig.Viele sind da aber anders, wenn du zum Beispiel auf ein „Konzert“ von David Guetta meinetwegen gehst, dann ist es halt einfach Musik, wo auf Start gedrückt wird, damit dann alles perfekt zusammenpasst mit der Lightshow etc., das ist wohl nicht anders umzusetzen. Wenn man das als DJ live macht, dann gibt’s natürlich Fehler, du fängst einen Takt zu früh an oder was weiß ich. Ich finde, man muss aber immer auf die Leute, auf die Tanzfläche eingehen. Das heißt, da passiert irgendwas, du siehst zum Beispiel es sind zu wenig Mädchen auf der Tanzfläche, dann spielste halt ein Stück, von dem du meinst, dass es besser bei den Frauen ankommt. So stellt man dann, wie ein Fußballtrainer die Taktik um, so macht es ein DJ normalerweise.
Ihr spielt ja regelmäßig auf den ganz großen Festivals wie Nature One, Mayday etc., wie oft sind da solche Stadtfeste wie heute dabei, ist ja schon etwas anderes, oder?
Es ist ja so als DJ, du bist ja davon abhängig, dass du Anfragen bekommst und Leute kommen und dich buchen wollen. Wir sind in keinem Network drin, haben keine Management-Agentur oder so, sondern wir machen das alles selber. Wir sitzen halt da und warten auf Buchungsanfragen, zum Glück kommen noch eine ganze Menge rein. Wir haben aber immer Bock, auf alles, sogar aufs Stadtfest Münster! (lacht) Wobei unser Auftritt heute schon sehr, sehr kurz war. Ist aber nicht das erste Stadtfest, da hatten wir auch schon diverse. Bei solchen Shows ist halt immer die Frage, was passiert im Programm vor einem und nach einem. Heute waren es halt 2 Livebands, jeweils vor und hinter uns, ein bisschen Kontrastprogramm. Trotzdem kam es aber ganz gut an, es war voll und ich habe viele Hände in der Luft gesehen.
Münster ist ja für Euch kein unbekanntes Pflaster, zumindest nicht an der Zahl Eurer Auftritte hier gemessen. Habt ihr dadurch schon einen Bezug zu Münster?
Ja, na klar. Münster ist eine der Städte, wo wir am häufigsten und schon seit langer Zeit auflegen. Schon seit Ende der 90er, das war der legendäre Geburtstag von Cutmaster J, das war glaube ich 1998, wo wir hinterher noch auf der Aftershow-Party versackt sind. Hier haben wir auch unsere Mitarbeiterin Melanie kennengelernt, die dann erst mal meine Freundin war und jetzt unsere Angestellte ist, die hat damals am Tresen gearbeitet. Mit Thomas (Thomas Pieper, Inhaber des Heaven, damals Dockland etc., die Red.) und den ganzen Dockland-Leuten haben wir eine lange Verbundenheit. Auch im Heaven sind wir gerne, diese Kombination aus Restaurant und Club mag ich sehr gerne. Wir waren auch schon öfter privat hier.
Dann weiterhin viel Spaß in Münster, danke für das nette Gespräch und viel Freude im Heaven gleich, beim nächsten Auftritt.
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