Nichts vereint mehr als der Karneval! ALLES MÜNSTER traf den neuen Karnevalsprinzen Sascha von Zabern zum Interview

Prinz Sascha in der Lobby des ATLANTIC Hotels. (Foto: Paul Popanda)

Die fünfte Jahreszeit steht in den Startlöchern. Münsters Karnevalisten sind bereit – und ganz vorne dabei ihr neuer Prinz: Sascha von Zabern. Sonst „regiert“ er das Atlantic Hotel, in dem ALLES MÜNSTER ihn zum Interview getroffen hat. 

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Wie fühlt es sich an, Karnevalsprinz zu sein? Und war das schon immer ein Traum von Dir?

Es fühlt sich irre aufregend, aber irre schön an. Ich freue mich da wirklich sehr drauf. Dass es mein frühester Jugendtraum war, Prinz zu werden, würde ich jetzt nicht sagen. Der Wunsch ist irgendwann gewachsen, ja.

Gab es da ein prägendes Erlebnis?

Ja, tatsächlich. Ich bin ja schon längere Zeit in der Prinzengarde und dort sind wir Weiberfastnacht vor zwei Jahren unterwegs gewesen. Und Markus Janotta sagte damals im Bus zu mir: „Ach, von Zabern, DU wärst auch `n toller Prinz!“ Und das war dann der Erreger, der mich infiziert hat. Erst sagte ich „nee, nee, will ich gar nicht, mach ich nicht“ und dann aber ja doch.

Ein Käffchen mit dem Prinzen. (Foto: Thomas Hölscher)

Wie bereitest Du Dich auf die Karnevalssession vor? Körperlich und mental?

Der Marathon beziehungsweise die Vorbereitung auf die 28 Kilometer, das war eigentlich so meine Idee, um körperlich fit zu werden für die Zeit auf den Bühnen dieser Stadt.

Das war so die Grundidee. Seelisch, moralisch, sage ich mal, kenne ich ja schon ziemlich viele Bühnen und Abläufe, weil ich schon einige Zeit im Münsteraner Karneval drin bin und daher viel kenne. Dadurch habe ich eine gewisse Grundsicherheit. Prinz Jens, der jetzige Karnevalsprinz war ganz neu dabei, der saß am 11.11. das erste Mal mit uns Verrückten im Bus. Das passiert mir ja nicht, ich kenne schon alle.

Wie lange bist Du schon im Münsteraner Karneval unterwegs?

Wir sind 2013 nach Münster gekommen, also genau vor elf Jahren. In der Prinzengarde bin ich jetzt seit 2017. in der KG Freudenthal seit 2020. Ich hab vorher ja in Köln gelebt und davor in Mainz. Ich habe mich dem Karneval also schon sehr lange angeschlossen.

Was bedeutet der Karneval für Dich persönlich und gibt es Traditionen, die Dir besonders am Herzen liegen?

Welche Tradition liegen mir besonders am Herzen? Also eigentlich alles. Überhaupt, dass Karneval so eine lange Tradition ist in Deutschland. Die ganze Geschichte hinter dem Karneval. Warum heißt unser Oberster nicht Vorsitzender, sondern General Prinz Marshall? Warum gibt es die Stadtwache, warum trägt sie solche Uniformen und warum haben alle diese militärischen Namen und salutieren? Da gibt es ja eine Geschichte dahinter. Man hat damals den Obrigkeiten den Spiegel vorgehalten, sie veräppelt.

Prinz Sascha erklärt, warum im Karneval salutiert wird. (Foto: Thomas Hölscher)

Deswegen ja auch der Sturm des Rathauses. die Schlüsselübergabe und diese ganzen Traditionen. Das wissen leider ganz, ganz viele Leute gar nicht mehr.

Wie gesagt ist meine Muttergesellschaft die KG Freudenthal, die ist von 1833, also 191 Jahre verbriefter Karneval in Münster, WOW. Das finde ich spannend und entsprechend schade, dass das ein bisschen verloren geht mit der Jugend heute, mit unserer Schnelllebigkeit, die wir haben und erleben. Und das möchte ich gerne bewahren und der Jugend einfach zeigen: Hey, das ist eigentlich geil, das ist eine tolle Sache!

Und was ich an Karneval wirklich super finde: Jeder kann mitfeiern. Dieses Lied von den Bläck Fööss, wo sie „Drink doch eene mit“ singen, das ist toll. Genau das soll Karneval ja eigentlich sein. „WIR sind Karneval“ ist mein Motto,

Ich brauch keine Kamera, um Karneval mitzumachen, ich brauch keinen Golfschläger, keinen Tennisschläger, keinen Fußball, keine Skier… nur gute Laune. Es gibt kaum eine integrativere Vereinigung, denn JEDER kann mitmachen, ob man im Rollstuhl sitzt, gehandicapt ist, ob man dick, dünn, reich, arm, dumm, schlau, grün, gelb, schwarz, lila, männlich, weiblich, divers oder was auch immer ist. Ich kenne keine Aktivität, die das alles so geil miteinander verbindet, wie der Karneval.

Du sprichst gerade dieses „Alle können dabei sein“ an. Aber warum gibt es keine Karnevalsprinzessin und glaubst Du, das wird in Zukunft irgendwann mal möglich sein?

Ich finde das eine ganz spannende Frage. Warum es keine Prinzessin gibt, da würde ich tatsächlich ein bisschen auf die Tradition gucken. Warum gab es das nicht? Weil vor 200 Jahren Frauen nicht im Karneval aktiv waren. Frauen waren keine Soldaten, sie haben nicht gedient, waren nicht im Militär, waren nicht im Krieg… Da gab es ganz viele Gründe, warum das traditionell so hergeleitet ist, ob man das gut oder schlecht findet ist eine ganz andere Sache. Es war nun mal damals so und daher hat es sich so fortgesetzt. Man hat die Tradition gelebt und der General Prinz Marschall, der Hofmarschall, die waren alle männlich.

Jetzt leben wir in der Neuzeit, im Hier und Jetzt. Und wir erleben es jetzt gerade in Köln: Wir haben dort das erste komplett bekennende schwule Dreigestirn. Alle drei, Bauer, Jungfrau und der Prinz Karneval sind bekennende Homosexuelle. Super, darüber freue ich mich sehr, dass es so ist.

Wir haben die „Kalinen de Luxe“ in Münster als Damen-Combo. Da darf ich als Mann zum Beispiel nicht Mitglied werden. Fördermitglied jedoch schon – mein Geld würden sie nehmen, aber Rechte habe ich keine. Eine neue Gesellschaft macht sich auf und verschließt sich direkt. Das finde ich eine sehr spannende Herangehensweise. „Kalinen de Luxe“ ist `ne tolle Truppe, aber die Frage darf man halt auch stellen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns diesbezüglich öffnen werden – ob jetzt in zwei, drei oder zehn Jahren. Die Zeit wird einfach dahin gehen, aber ich finde, man darf es nicht an den Pranger stellen, dass es nie so war. Das hat eben eine ganz fundierte Tradition, woher es abgeleitet wurde.

Sascha von Zabern, als Hoteldirektor und Prinz authentisch. (Foto: Thomas Hölscher)

Gibt es eine spezielle Botschaft, die Du als Prinz vermitteln möchtest?

Ja, was ich eben schon angesprochen hatte. Mein Hauptmotto ist: WIR sind Karneval – für Dich, für uns, für alle. Ich möchte wirklich jeden einladen, an Karneval teilzunehmen. Wir sind ganz viel auf den Bühnen dieser Stadt, und da sind ja schon alle jeck und haben Bock da drauf. Ich möchte aber auch die ansprechen, die dem Ganzen eher skeptisch gegenüber stehen, Da geht`s nicht um „Auf Knopfdruck Spaß haben“, da steckt mehr dahinter, das kann mehr! Lass` es zu, erlaub` Dir `mal Spaß zu haben mit uns! Und dann kannst Du immer noch entscheiden.

Ich war ja schon einige Jahre mit auf dem Rosenmontagszug und ich habe ja selber zwei Kinder und weiß, wie das ist. Also habe ich Bekannten mit Kindern gesagt: Sagt mir Bescheid wo ihr steht, dann werfe ich Euch richtig zu mit Kamelle! Und dann kam die Antwort: „Ach nee, Sascha, da wollen wir gar nicht hin, das ist ja kein Spaß mehr.“ Und das finde ich so traurig. Ich versuche jetzt, den Karneval über die Kinder wieder mehr zu etablieren.

Wie das?

Die Idee kam mir durch meinen Sohn. Als er in der dritten Klasse war, hatte er Regionalkunde im Sachkundeunterricht. Und dann kam mein Sohn an und fragte mich, ob ich wüsste, warum es BASF gibt. Und dann erklärte er mir noch etwas über die alte Feuerwache. Und ich dachte, warum jetzt nicht versuchen im Sachkundeunterricht auch ein bisschen Karnevalstradition zu vermitteln? Z.B. in Hiltrup, Amelsbüren, Mecklenburg und Wolbeck, ganz viele Stadtteile, die Karneval richtig toll leben. Und warum den Kindern nicht etwas über den Karneval beibringen?

Und so habe ich zusammen mit dem Coppenrath Verlag und mit Helge Nieswand ein Karnevalsbuch für Kinder aufgelegt. Das ist ein Sach-/Spiel-/Lernbuch, wo wir über den Münsteraner Karneval berichten. Wir berichten, seit wann und warum es den Karneval gibt und eben ein paar Gepflogenheiten aus dem Karneval. Dazu gibt es Kreuzworträtsel. Lückentexte, Ausmalaufgaben, solche Sachen.

Dieses Buch lassen wir gerade mit Thiekötter 3500 mal drucken und werden es an alle Dritties dieser Stadt kostenlos verteilen. Und dann mit dem Wunsch und der Hoffnung, dass, genauso wie mein Sohn mir damals alles erklärt hat, die Kinder zu ihren Eltern gehen und sagen: Guck mal, Mama, Karneval ist doch nicht so doof und guck mal hier und wusstest Du eigentlich das… und so weiter. Wir wollen sozusagen mit den Kindern die Eltern infizieren.

Am 16. November ist meine Prinzenproklamation auf dem Prinzipalmarkt. Und ich wünsche mir, dass möglichst viele dabei sind und sich das einfach mal antun, wenn Prinz Karneval da auf der Bühne steht. Und wenn wir es schaffen, dass zwei Kinder in den Tanzkorps und drei Leute in eine Karnevalsgesellschaft gehen und 15 mehr auf irgendwelchen Sitzungen sind – ja, dann bin ich schon glücklich.

Auf was freust Du Dich am meisten?

Ich glaube, am Ende ist es der Blumenstrauß aus Allem. Natürlich wird der 11.11., wenn ich dann um 11:11 Uhr bei Markus Lewe im Rathaus stehen darf, sehr besonders sein, denn dann beginnt meine Session. Dann natürlich die Proklamation am 16. November, wenn wir auf dem Prinzipalmarkt abbiegen und sehen, ob wir alleine sind oder doch zwei, drei Leute gekommen sind.

Am 11. Januar findet der Prinzenball statt, eine Veranstaltung zu meinen Ehren, das wird sicherlich wunderschön. Dann natürlich der Rosenmontagsumzug. Es gibt viele, ganz viele schöne Mosaike und einzelne Blumen, die dann dem Blumenstrauß ausmachen.

Wie unterstützt Dich Dein Gefolge?

Jetzt ist die spannende Frage, wen Du so als mein Gefolge betitelst.

Dann erkläre uns doch mal, wer das alles ist.

Ich habe 3 Adjutanten: Detlef Simon, Matthias Reck und Andre Wichtrup. Die sind eigentlich immer um mich herum, der „Inner Circle“, mit denen ich sehr viel Zeit verbringe. Wir beraten uns, stimmen ganz viel ab und organisieren.

Die Prinzengarde aus ehemaligen Prinzen unterstützt mich natürlich auch.

Prinz Sascha mit seinen Adjutanten Detlef Simon, Matthias Reck und Andre Wichtrup. (Foto: Paul Popanda)

Es gibt den Förderverein der Prinzengarde und das ist der Verbund, der natürlich immer mit mir fährt. Ganz wichtiger Teil meines Gefolges ist der Stadtfanfarenkorps, der mit den Trompeten vor mir her marschiert und den tollen Sound kreiert. Dann die Stadtwache, die mich beschützt sozusagen. Dann natürlich meine Partnerin, die Tollitute, die auch versucht, mir den Rücken freizuhalten. Und letztendlich natürlich mein Team hier im Haus, die auch versuchen, mir den Rücken freizuhalten, wenn ich auf den Bühnen dieser Stadt stehe und mal nicht ansprechbar bin – dann versuchen die das nämlich ohne mich zu lösen.

Da spielst Du direkt auf meine nächste Frage an. Wie bekommst Du diese beiden Aufgaben, Hoteldirektor und Karnevalsprinz unter einen Hut?

Spannende Frage. Mit einem ganz, ganz tollen Team hier im Haus. Ich habe 16 Abteilungsleitende, ich habe eine stellvertretende Hoteldirektorin und all die zusammen unterstützen mich und helfen mir. Und ich weiß, dass ich mich auf jeden verlassen kann.

Sie begleiten und unterstützen mich und das hilft mir sehr.

Und ich muss außerdem sagen, dass ich diesen Job liebe. Ich liebe das, was ich hier tue und empfinde es daher nicht als Arbeit, sondern als Hobby. Ich bin dankbar, dass ich es machen darf. Es gab jemanden, der hier ein Hotel hingesetzt hat und ich darf es leiten.

Da ist es für mich auch keine Herausforderung, auch mal die 12. Stunde zu arbeiten oder auch an einem Samstag oder Sonntag ins Hotel zu kommen, E-Mails zu bearbeiten etc.. Wenn man etwas mit Leidenschaft macht, geht das.

Gibt es Parallelen zwischen den beiden Welten Hotel und Karneval?

Je besser Du es organisierst, je besser Du vorbereitet bist, umso besser wird die Party und der eigentliche Prozess. Wenn die Zimmer super gereinigt sind, wenn die Küche gut vorbereitet ist, dann gibt es während der Veranstaltung während der Übernachtung keine Herausforderung. Je besser wir jetzt präparieren und vorbereitet sind auf das was so kommt, desto besser werden die Veranstaltungen laufen.

Apropos Vorbereitungen: Sind die Songs schon im Kasten?

Sie sind alle eingesungen. Die Adjutanten haben letzte Woche die letzten Songstücke einüben dürfen und gerade werden sie final fertig gemacht. Sie sind vielleicht auch eine Besonderheit im Karneval, ein bisschen anders als sonst. Wir dürfen das Lied von Henning Wehland „Tanz um Dein Leben“ benutzen. Mega geiles Lied, da geht einfach Dampf ab.

Und die anderen drei Lieder haben wir neu schreiben lassen. Also wir gehen nicht daher und versuchen eine zweite Strophe auf Münster in ein kölsches Karnevalslied zu drücken. Wir möchten auch kein einsilbiges Ballermann-Lied benutzen. Stattdessen haben wir Richard Jung alias Max von Mauritz gebeten, uns drei neue Lieder zu schreiben – und das hat er gemacht. Wir sind überzeugt, dass das sehr geile, gute Lieder sind, Und das zusammen mit „Tanz um Dein Leben“. Wir haben Lieder von hier genommen, wir waren nicht sonst irgendwo. Es sind Songs aus Münster.

Wie hat es Deine Familie und Dein Umfeld aufgenommen, dass Du Prinz wirst?

Freudig, erstaunt, erschrocken. „Bist Du bekloppt?“

Ich habe zufällig gestern mit einem Deiner Vorgänger, Prinz Mario, gesprochen und ihn gefragt, ob er Dir irgendeinen Rat mit in die Session geben möchte. Er sagte: Authentisch sein. Glaubst Du, Du kriegst das hin?

Absolut. Denn genau das mag ich nicht, wenn man künstlich aufgesetzt ist. Es gibt leider auch in der Gastronomie ganz oft Menschen, die Freundlichkeit vorspielen. Nee, der Anzug passt nicht und dafür musst Du nicht einmal empathisch sein, um das zu merken.

Das merkt das Publikum, das merkt der Gast, das merkt der Mensch. Und ich glaube, dass ich auch jetzt Euch gegenüber authentisch `rüberkomme. Ich mag sein, wie ich bin und nur dann hab ich auch Spaß. Wenn ich mir Sorgen machen müsste, wie man mich gerade findet….nee. So bin ich und nehmt mich so wie ich bin. Ich versuche das Beste daraus zu machen. Ich bin ein Mensch, ich mache Fehler und vielleicht auch einiges richtig. Authentisch sein ist wichtig. Und einfach Spaß zu haben!

Den werden wir sicherlich haben. Vielen Dank für das Interview und HELAU!

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