Am Donnerstag (9.11.) wurde die Ausstellung „Nudes“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur eröffnet. In Kooperation mit der Tate London wird eine Auswahl von 90 Werken präsentiert, die sich ausschließlich mit dem Akt beschäftigen. Wir haben sie uns am „Langen Freitag“ angesehen.
Die Aktmalerei hat eine lange und symbolträchtige Tradition in der Kunstgeschichte. Bei der Abbildung des nackten Körpers geht es um weitaus mehr als die korrekte Darstellung der Anatomie – auch wenn alleine das schon bewundernswert ist. Der menschliche Körper als Motiv ermöglicht eine ungefilterte Konfrontation mit unserer Verletzlichkeit, unseren Emotionen und unserer geschlechtlichen Identität.
Die Ausstellung „Nudes“ beinhaltet Bilder und Skulpturen von u.a. Auguste Rodin, Francis Bacon, Zanele Muholi, Marlene Dumas, Pablo Picasso, Alice Neel, Tracey Emin, Edvard Munch und August Macke, die sich alle dem nackten Körper widmen – ein faszinierendes und zeitloses Motiv.
Besucher und Besucherinnen konnten sich am gestrigen „Langen Freitag“ bei kostenfreiem Eintritt von 18 bis 24 Uhr von der Vielfalt an Interpretationsmöglichkeiten überzeugen. Dass in dieser Ausstellung nicht nur Haut, sondern auch Kritik an gesellschaftlichen und politischen Normen entblößt wird, zeigt das Plakat der „Guerrilla Girls“, einer anonymen US-amerikanischen feministischen Künstlergruppe: „Do women have to be naked to get into the Met. Museum?“ („Müssen Frauen nackt sein, um in das Metropolitan Museum zu dürfen?“). Darunter die Statistik, dass weniger als 5% der Werke in besagtem Museum von Künstlerinnen stamme, der Anteil der dargestellten nackten Körper jedoch zu 85% weiblich sei.
Die Sonderausstellung zeigt, wie unterschiedlich die Herangehensweisen an den Akt sein können: Es gibt nicht nur schmeichelhaft skizzierte weibliche Rundungen, sondern auch abgemagerte männliche Silhouetten, die „nackte Verzweiflung“ vermitteln. Gerade der sogenannte „realistische Akt“ hat nicht die Funktion, zu gefallen. Er stand nach dem Ersten Weltkrieg für Umbruch und Veränderung und gab ohne jegliche Idealisierung die Wirklichkeit wieder.
Ebenso schonungslos ist eine Video-Installation, in der sich eine nackte Frau mit Blut übergießt. Die Worte des Künstlers Zanele Muholi sind an der Wand zu lesen: “Die schönen Künste beschäftigen sich mit dem Ästhetischen, während ich mich mit schmerzhaftem Material befasse.“
Kunstinteressierte mussten bei ihrem abendlichen Besuch allerdings ein wenig Geduld mitbringen. Die Menschenschlange zog sich zeitweise über den gesamten Treppenaufstieg, von dem sich aber immerhin ein unterhaltsamer Ausblick bot: Im Foyer durfte man sich selbst in Aktmalerei oder vielmehr -zeichnerei probieren. Inmitten des Kreises aus Staffeleien posierte geduldig ein nur in Boxershorts gekleideter junger Mann. Damit alle Freiwilligen mal „ran durften“, wechselten sowohl die Posen des Modells sowie die Menschen an den Zeichenblöcken im 5-Minuten-Takt.
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur hat sich zum „Langen Freitag“ noch eine weitere Mitmach-Aktion überlegt. In den Ateliers lagen Zeitschriften, Scheren und Klebstiften bereit und luden Kreative zum Erstellen einer „Körper-Collage“ ein.
Wer nach den ganzen haptischen und optischen Eindrücken immer noch nicht genug vom Thema „Nacktheit“ hat, wird am Ausgang auf den Podcast zur Ausstellung „Nudes“ hingewiesen: „Entblößt – Nackte Tatsachen zu nackten Körpern“.
Wer neugierig geworden ist, kann die Ausstellung „Nudes“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur noch bis zum 14. April 2024 besuchen.
Den Podcast und weitere Infos zur Austellung findet ihr auf der Homepage www.lwl-museum-kunst-kultur.de
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