Mit launigen Worten begrüßt Oberbürgermeister Markus Lewe sein Publikum und stellt auch den späteren Festredner als leuchtendes Beispiel für Integration vor: Ein Fußballer, der von Borussia Dortmund nach Schalke gewechselt hat – Christoph Metzelder.
In seiner Rede kommt Lewe immer wieder auf Engagement und Identität. Ersteres hätte man vergangenen Montag erst wieder sehen können, wo es innerhalb kürzester Zeit gelungen sei, eine Demonstration für Toleranz auf die Beine zu stellen. Lewe hebt hier namentlich die Organisatoren der Demonstration „Münster gegen Pegida“ hervor und dankt für die Tatkraft. Die Demo, aber auch das Hochwasser im Juli seien gute Beispiele, in denen Facebook nicht nur für harmlose Fotopostings genutzt würde, sondern für bürgerliches Engagement. Und Lewe ergänzt begeistert: „Ich glaube, dass Münster gut anders ist!“ Bevor der Oberbürgermeister an den Festredner Christoph Metzelder übergibt, lenkt er den Blick nach Paris und Syrien und schließt er seine Rede mit dem Appell: „Friede ist nicht selbstverständlich, wir müssen uns immer wieder neu dafür einsetzen.“
Nach diesen doch ernsten Worten steigt der ehemalige Nationalspieler, der sich seit Jahren mit der Christoph Metzelder Stiftung engagiert, direkt gutgelaunt mit einem Spruch ein: „Wenn man bei Borussia Dortmund und Schalke spielt, muss man vor allem dehnbar sein!“ Und er schiebt auch direkt seine erstmalige Begegnung mit Münster hinterher: Wie der gebürtige Halterner einst als Klassensprecher einige seiner Mitschüler selbstbewusst zur Lambertikirche führte – in dem Glauben, es handele sich um den Dom. Und wie dieser Irrtum noch durch ebenfalls Auswärtige bestätigt wurde. Und wie schließlich eine völlig aufgelöste Klassenlehrerin ihn mit dem Rest der Klasse fand …
Doch es sind nicht nur witzige Anekdoten und der Verweis auf einen nicht wahrgenommenen, gleichzeitigen Neujahrsempfang in der Heimatstadt, Haltern am See, die dem Sympathieträger Christoph Metzelder die Aufmerksamkeit des Münsteraner Publikums zusichern. Feinfühlig bereitet er sein Thema vor, Verständnis für das Andere und da vor allem für die Benachteiligten der Gesellschaft. Dann erzählt Metzelder von seinen Begegnungen durch die Stiftung. Immer ist er dabei glaubwürdig, denn er verknüpft Schicksale mit Namen, streicht heraus, wie ungerecht das Leben sein kann. Ob es Imal aus Afghanistan ist, der nach nur einem Jahr in Deutschland bereits so gut Deutsch spricht, „dass vielen Bundesliga-Profis die Schamesröte ins Gesicht steigen müsste“ oder Meyerm, die mit 14 erkennen muss, dass ihr Traum vom Modedesignstudium in weite Ferne rückt, weil sie nicht mal einen qualifizierten Schulabschluss haben wird. Oder von anderen Kindern, die nach einem Ausflug in einen 7 km weiter gelegenen Ort sich bei ihm für den Urlaub bedanken. Man merkt, dass solche Erlebnisse Metzelder nahe gehen und er übt durchaus Kritik, wenn er feststellt, dass Bildung zwar das wichtigste Ziel sei, diese aber gar nicht erreicht werden könne, weil z. B. das Gesetz zur Teilhabe nicht ankomme.
Wer nicht davon wisse, könne auch nicht davon profitieren. Oder dass manche Vorgaben einfach an der Lebenswirklichkeit und den Erfordernissen einiger Kinder vorbeigingen. Da springt dann die Christoph Metzelder Stiftung ein und bietet beispielsweise im Projekt „Bildung auf Rädern“ einen Hauptschulabschluss für Schulverweigerer. Und der Erfolg gibt ihm recht: Imal hat die Hauptschule abgeschlossen und strebt eine Ausbildung als Dachdecker an; die mittlerweile 17-jährige Meyerm hat einige Qualifikationen nachgeholt, so dass auch das Modedesignstudium in naher Zukunft möglich sein wird. In allen Erzählungen wird Metzelders eigenes Credo deutlich, auch wenn er durch seine privilegierte Stellung als ehemaliger Profifußballer und den dortigen Erfahrungen berichtet: „Es ist nicht unmoralisch viel Geld zu verdienen, es ist nur unmoralisch, es nur für sich zu verwenden.“
Hintergrund: Die 2006 gegründete Christoph Metzelder Stiftung ist mittlerweile in 15 verschiedenen Projekten tätig und unterstützt benachteiligte Kinder und Jugendliche. Ziele sind die Bekämpfung der Kinderarmut, Bildungsvermittlung und Integration. In Münster-Angelmodde unterstützt die Stiftung zurzeit eine Flüchtlings- und Integrationshilfe und setzt ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz.
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