Die Fotos an den Wänden der neuen Beatmungs-Intensivstation des Clemenshospitals zeigen weite Berglandschaften mit blauem Himmel und klarer Luft bis zum Horizont. „Stellen Sie sich vor, dass Sie durch eine solche Landschaft wandern und vor jedem Schritt erst zwanzigmal tief Luftholen müssen“, erklärt der Neurologe Prof. Dr. Peter Young, und fährt fort: „So fühlt sich ein Patient mit einer schweren Erkrankung, die das Atmen nahezu unmöglich macht“. Gemeinsam mit dem Pneumologen Dr. Klaus-Peter Czudaj leitet Young die neue, spezialisierte Intensivstation für Menschen, die künstlich beatmet werden oder von einer solchen Beatmung schrittweise wieder entwöhnt werden müssen. Die neue Abteilung ist nicht nur im Münsterland einmalig, sie ist auch die erste Kooperation dieser Art zwischen dem Universitätsklinikum Münster und einem Krankenhaus der Alexianer.
„Die Kooperation von Neurologen und Pneumologen, also von Experten für Nervensystem- und Atemwegserkrankungen, hat in Deutschland keine große Tradition“, wie die beiden Experten bedauern. Dabei eröffnet die gemeinsame Behandlung durch Mediziner beider Fachrichtungen neue Perspektiven, sowohl für die Patienten als auch für die wissenschaftliche Erforschung dieser Krankheitsbilder.
Eine dieser Krankheiten, die zu Muskelschwund führen ist die amyotrophe Lateralsklerose, ALS. Zahllose Menschen haben sich im Sommer 2014 öffentlich eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet, um auf die relativ seltene Krankheit aufmerksam zu machen. Patienten mit dieser bislang unheilbaren Nervenerkrankung finden auf der Beatmungs-Intensivstation ideale Bedingungen vor, wenn Schwierigkeiten bestehen diese Menschen wieder von der Beatmung zu entwöhnen oder um durch die Anwendung von speziellen Formen der Beatmung wieder mehr Lebensqualität zu erlangen. Auch die wesentlich häufigere chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), auch als Raucherlunge bekannt, erfordert in vielen Fällen eine künstliche Beatmung, von der die Entwöhnung sehr behutsam und sachkundig durchgeführt werden muss. „Viele Intensivstationen haben für eine solche Entwöhnung gar nicht die Zeit, im Durchschnitt dauert dieser Prozess etwa drei Wochen“, wie Czudaj erläutert.
„Beim Umbau der Station wurde gerade wegen dieser langen Aufenthaltsdauer besonders der Aspekt der Privatsphäre des Patienten im Auge behalten“, wie der Regionalgeschäftsführer der Alexianer Misericordia GmbH, Hartmut Hagmann, betont. Mit den Möglichkeiten eines regionalen Beatmungszentrums können sich die Mediziner zukünftig verstärkt um Patienten mit Atmungs- und Beatmungsproblemen kümmern und die Versorgung in der Region für beatmungspflichtige Patienten infolge verschiedenster pneumologischer und neurologischer Erkrankungen verbessern.
Kaum in Betrieb genommen, schwebt den Medizinern bereits eine Erweiterung des Projektes zum regionalen Beatmungszentrum vor, das sich verstärkt um die Zeit nach dem Aufenthalt auf der Station kümmert, um die Beatmung zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung, auch die Abteilung für neurologische Frührehabilitation des Clemenshospitals könnte hierbei zukünftig eine wichtige Rolle übernehmen, berichten Prof. Dr. Peter Young und Dr. Klaus-Peter Czudaj.
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