Impro005 nimmt närrische Klischees auf die Schippe
Wozu Teebeutel doch alles gut sein können. Anstelle von anständiger Kamelle hagelte es am Sonntagabend „Kamille“ auf das Publikum. Sehr gut besucht war der Hörsaal H1 am Schlossplatz, mehrere hundert Gäste wollten sich von „Total Jeck“ des Theaterensembes Impro005 mit ihrer aktuellen Karnevalsshow auf die tollen Tage einstimmen lassen.
Und tatsächlich fand man sich in einer närrischen Sitzung wieder, in der die Darsteller stereotype Klischees der fünften Jahreszeit ordentlich auf die Schippe nahmen. Büttenreden als „Bückenreden“ in geduckter Haltung, Kölsche Schunkellieder als Heimatmelodien oder die Geschichte, wie der Karneval überhaupt nach Münster kam — nicht nur Freunde des Karneval kamen auf ihre Kosten.
Wie es sich für ein Improvisationstheater gehört, interagierten Gäste und Akteure durch Zurufe von Regieanweisungen, die die Schauspieler gekonnt direkt umsetzten. „Brüllt es raus, wir spielen, was ihr vorgebt“, forderten die Darsteller auf. Doch zuvor mussten die Zuschauer ihr närrisches Können selbst unter Beweis stellen. „Kein Karneval ohne Rakete“ raunten die Darsteller um Improvisationskünstlerin Irmhild Willenbrink und so mussten die Gäste trampeln, klatschen und eine La Ola nach der anderen hinlegen. Dafür hagelte es wieder tütenweise „Kamille“.
Die Brühbeutelchen zogen sich wie ein roter Faden durch die Aufführung, kam der Tee doch immer wieder zum Einsatz. Als Dekoration, Kopfbedeckung oder Ohrring. Welche Szene zuerst gespielt werden sollte, bestimmte das Publikum. Grusel, Melodram und Stummfilm waren gewünscht. Und „Schützenfest“. „Der gute alte Schützenfestfilm, was haben Sie denn für einen Fernseher?“, fragten die Schauspieler.
Mit viel Humor und Leidenschaft setzten die Akteure alles um, mal als sächsischer Klempner, großmäulige Ehefrau oder Mafioso. Mit einem Tusch wechselten die Szenen Schlag auf Schlag, vom Psychothriller zum Kriminalfall. Mit urkomischer Ironie bedienten die Darsteller ulkige Vorurteile, das Publikum kam aus dem Lachen kaum raus.
Zwischendrin spielte immer mal wieder die Marschkapelle karnevalistische Hits in parodierter Weise nach. Und am Ende dann die Aufklärung um Mythos Karneval: Als es in Köln nichts mehr zu essen gab, machten sich einige Jecken auf, um Nahrung zu besorgen. Schließlich gäbe es in Münster genügend Kartoffeln und Töttchen. Liebevoll setzten die Darsteller um, wie die fünfte Jahreszeit ihren Weg in die Domstadt fand und vergaßen dabei auch nicht, alle gängigen Binsenweisheiten um „das schwarze Münster“, in dem nie gelacht würde und die ländliche Bevölkerung zu bedienen. Für soviel närrischen Spaß, der gewollt an der ein oder anderen Stelle in Unfug überglitt, gab es nicht nur riesigen Applaus, sondern vor allem ganz viel „Helau“.
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