Am 2. Februar muss in Amerika am „Murmeltier-Tag“ wieder ein Nagetier als Wetterprophet für einen guten oder schlechten Frühling herhalten. In Westfalen gab es laut den Alltagskultur-Experten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) früher auch eine tierische Wetterregel.
„Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoche, geht auf vier Wochen er wieder zu Loche“, heißt es in einer Bauernregel. „Hintergrund der Beobachtung war wohl, dass Dachse, die zwar keinen Winterschlaf, wohl aber Winterruhe halten, bei Sonnenschein und steigenden Temperaturen aus ihrem Bau kommen. Folgt der Schönwetterphase aber eine winterliche Witterung, suchen sie wieder Schutz in ihrem Bau“, erklärt Christiane Cantauw, wissenschaftliche Geschäftsführerin der Kommission Alltagskulturforschung beim LWL.
Alte Bauernregel
Diese Bauernregel erinnert an den „Groundhog Day“, also den Murmeltier-Tag, der in einigen Städten der USA und Kanadas begangen wird. In einer publikumswirksamen Zeremonie wird an diesem Tag ein Murmeltier aus seinem Bau gelockt. Wirft es einen Schatten, was nur an einem sonnigen Tag möglich ist, so dauert der Winter angeblich noch vier weitere Wochen an. Immer wieder liest man, dass westfälische Einwanderer den „Murmeltiertag“ nach Amerika brachten. Da es dort den Grimbart nicht gibt, hätten sie ihn durch das Murmeltier als Wetterprophet ersetzt. „Ob der Murmeltiertag und die sich sonnenden Dachse mehr miteinander zu tun haben als die Beobachtung, dass auf eine sehr zeitige Gutwetterperiode Anfang Februar oft eine anhaltende Schlechtwetterperiode folgt, scheint mir eher unwahrscheinlich“, sagt die Alltagskulturforscherin Cantauw.
Wetterregeln wurden in der vormodernen Landwirtschaft, die ohne meteorologische Voraussagen auskommen musste, herangezogen, wenn die Arbeit für die kommenden Wochen geplant werden sollte. „Speziell im Februar war es von entscheidender Bedeutung einen günstigen Termin für die beginnende Feldbestellung und Aussaat zu finden. Deshalb gibt es für Anfang Februar besonders viele Bauernregeln“, so Cantauw. „Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit, ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell“, lautet eine solche Bauernregel, die in Form eines eingängigen Reims Wetterbeobachtungen zusammenfasst.
Langjährige Naturbeobachtung
Wissenschaftliche Untersuchungen geben die Trefferquote dieser Regeln mit 60 bis 70 Prozent an. „Stellt man die Möglichkeiten der Menschen vergangener Jahrhunderte in Rechnung, ist das gar nicht so schlecht“, sagt Cantauw. „Viele der Bauernregeln beruhen auf langjähriger Naturbeobachtung. Die Menschen haben Wind und Wolken, Pflanzen und auch das Verhalten der Tiere, wie zum Beispiel des Dachses, genauestens im Auge behalten, um aus kleinen oder größeren Veränderungen Rückschlüsse ziehen zu können.“ Die Menschen hätten ihre langjährigen Beobachtungen dann in der Regel in Reimform gebracht und mit Heiligentagen verknüpft, weil man sich diese gut merken konnte: „Lechtmiss im Klee, Austern im Schnee (Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee).“
„Schaut man sich die Bauernregeln speziell für den 2. Februar an, so fällt auf, dass man einer allzu milden Witterung zu Beginn des Februars offenbar nicht traute. Alle Wetterregeln prognostizieren eine darauffolgende Kaltwetterperiode. Fast scheint es so, als ob die Bauern vor einer allzu frühen Aussaat gewarnt werden sollten“, so Cantauw. „Wenn es also am 2. Februar eher verhangen, regnerisch und kalt ist, sollte das wohl Anlass zur Freude sein, denn weder Dachs noch Murmeltier werden sich sonnen und Schatten werfen und der Winter könnte bald zu Ende sein. Das wäre doch nicht nur für die Bauern eine gute Nachricht, oder?“
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