Vom Tatort-Team wird Münster immer hoch gelobt. Hinter den Kulissen helfen hier viele Menschen, den Tatort nicht nur möglich, sondern auch so beliebt zu machen, wie er es bundesweit ist. Mit dem nächsten Tatort Münster „Ein Freund, ein guter Freund“, der im Herbst 2022 ausgestrahlt wird, feiern der WDR und die Stadt Münster das 20-jährige Tatort-Jubiläum. Deshalb stellt der Filmservice Münster.Land Menschen aus Münster vor, die beruflich mit dem Münster-Tatort verbunden sind und zeigt, was sie bei jedem Dreh leisten.
Sebastian Schulz, Ordnungsamt
Die Filmemacherinnen und Filmemacher vom Tatort freuten sich bei jedem Dreh in der Stadt und dem Umland über die unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. „Tatort-Dreharbeiten sind bei uns sehr hoch angesiedelt“, sagt Sebastian Schulz. Er ist im städtischen Ordnungsamt Sachbearbeiter und seit sieben Jahren betreut er Baustellen, Veranstaltungen und den Münster-Tatort.
Sebastian Schulz ist bei Dreharbeiten in Münster für die so genannten „verkehrsrechtlichen Anordnungen“ zuständig, das heißt er bespricht mit den Teams, an welcher Stelle für die Dreharbeiten Straßensperrungen erforderlich sind, wo die Wagen für Garderobe und Catering stehen können und worauf sonst noch geachtet werden muss. Meist melde sich der jeweilige Aufnahmeleiter zunächst einmal telefonisch, dann müsse ein schriftlicher Antrag gestellt werden, sagt Schulz. Oftmals sei auch eine Ortsbesichtigung notwendig, etwa, wenn die Genehmigung in der beantragten Form nicht möglich sei und eine andere Lösung gefunden werden müsse. „Wir machen möglich, nicht unmöglich“, betont Schulz. Das werde in anderen Städten anders gehandhabt, so berichteten die Film-Teams immer wieder. Anderswo kosteten die Genehmigungen auch richtig Geld, in Münster sind sie für Dreharbeiten quasi kostenfrei.
Zum 20jährigen Tatort-Jubiläum wünscht Schulz dem Tatort-Team, dass es „weiterhin mit viel Spaß in Münster dreht“ und „viele schöne weitere Jahre als erfolgreicher Tatort“. Und dass es wieder mehr Dreharbeiten in Münster gibt. „Ich finde es schade, dass so viele Szenen nicht in Münster gedreht werden.“
Sigrid Gorlt, Touristen-Information
Sigrid Gorlt leitet die Touristen-Information im Historischen Rathaus. Die meisten Fragen der Touristen drehen sich um Mord und Totschlag. „Die Leute kommen wegen der Krimis“, sagt Sigrid Gorlt. „Auch die Münsteraner sind total heiß auf die Dreharbeiten.“ Gorlt, Leiterin der Touristen-Information im Historischen Rathaus, berät nationale und internationale Gäste, beantwortet Fragen rund um ihren Besuch in Münster und – seit 20 Jahren – den Münster-Tatort. In diesem Zusammenhang verweist sie für die ersten Antworten auf den Flyer „Mörderisches Münster“, den es im Rathaus und der Münster-Information gibt. Darüber hinaus „schauen wir alle Münster-Krimis, denn die Leute fragen nach den Drehorten.“ Dann müssen Gorlt und ihr Team wissen, wo gedreht wurde. „Die Münsteraner achten darauf, dass immer ein Teil Münster in den Krimis zu sehen ist“, sagt sie.
Den einen oder die andere musste Gorlt dabei schon enttäuschen, denn der Film-Schein entspricht nicht immer der Wirklichkeit. So habe das Tatort-Team für Dreharbeiten einmal Schilder mit der Aufschrift „Polizeipräsidium“ im Rathausinnenhof aufgehängt. „Das hat einige total irritiert, weil sie dachten, das wäre echt.“ Auf der Suche nach dem Polizeipräsidium landeten die Besucher schließlich bei Gorlt und ihrem Team, die den Irrtum aufklären konnten.
Besonders gefragt ist das Team der Rathaus-Info aber auch, wenn Dreharbeiten im und um das Rathaus anstehen. Manchmal müssen Lampen in ein Fenster gestellt werden, damit beim Dreh draußen genug Licht ist. „Wir räumen auch schon mal die Bürgerhalle leer oder suchen einen Raum, in dem sich die Schauspieler umziehen können.“ Oder verschaffen dem Team einen ungestörten Zugang zum Friedenssaal, wenn Boerne und Thiel dort Pressefotos machen wollen. „Damals waren die beiden recht lange hier“, erinnert sich Gorlt. Und stellte fest: „Das Verhältnis zwischen den beiden ist nicht gespielt, sie reden immer so miteinander wie im Film.“
Dem Tatort-Team wünscht sie zum 20. Geburtstag „viel Spaß und weiterhin viel Erfolg im ‚Mörderischen Münster‘.“
Markus Koers, Hausdienste und Service
Für Dreharbeiten versucht die Stadt Münster alles möglich zu machen. „Was eben geht“, schränkt Markus Koers ein kleines bisschen ein. Koers ist bei der Stadt seit 11 Jahren als Fachstellenleiter für Hausdienste und Service zuständig. Und damit nicht nur für alle kleinen und großen Baustellen in den drei Stadthäusern, für Amts-Umzüge und derlei mehr, sondern auch für die Anliegen der Tatort-Crew, wenn sie im, am oder auf dem Stadthaus 1 drehen möchte. Wie etwa für den jüngst gezeigten Münster-Tatort „Propheteus“. Da hatte sich die Crew das Dach des Stadthauses als Drehort ausgesucht. Ein Ort, an dem sich aus Sicherheitsgründen eigentlich niemand aufhalten soll. Deshalb muss bei Dreharbeiten an solch sensiblen Orten auch die Filmproduktionsfirma die ausschließliche Verantwortung für ihre Leute und die Schauspieler übernehmen.
Gedreht wurde im Stadthaus 1 unter anderem bereits in der Stadthausgalerie, im Rathausfestsaal und im Stadthausturm. „Von dort“, verrät Koers, „sind die Täter aufs Dach geflüchtet.“ Auch im 1648, auf der Treppe zum Büro des Oberbürgermeisters und im Rathausinnenhof, ist schon gedreht worden. „Die meiste Arbeit damit haben allerdings die Hausmeister“, betont Koers. Sie schaffen die praktischen Voraussetzungen, damit das Filmteam in der Stadtverwaltung drehen kann.
Für die Zukunft wünscht Koers Team und Schauspielerinnen und Schauspielern „weiterhin viel Erfolg“. Wenn auch die jüngsten Münster-Tatort-Folgen nicht ganz seinen Geschmack trafen. Die Tatorte aus den ersten Jahren hätten im besser gefallen, so Koers. „Es wäre schön, wenn der Tatort wieder ein bisschen mehr die alten Wege einschlagen würde.“
Angela Lüttmann und Jürgen Dekker, Polizei Münster
Die Dreharbeiten für den ersten Tatort in Münster im Juli 2002 sind den Kolleginnen und Kollegen bei der münsterschen Polizei noch gut in Erinnerung. Denn damals haben die (echten) Kollegen der Spurensicherung (KTU) den (unechten) Film-Tatort untersucht. „Die Kollegen haben als Statisten mitgespielt“, erzählt Angela Lüttmann, Pressesprecherin bei der Polizei. Und sie haben ihre „Kostüme“ in Form von weißen Schutzanzügen gleich mitgebracht.
„Hier gibt es eine große Verbundenheit zum Filmteam, sie gehören ein Stück weit auch zu uns“, sagt Jürgen Dekker. Für ihn ist der Münster-Tatort in erste Linie sehr gute Unterhaltung. Als Krimi nehme er die TV-Ermittlungen nicht ganz so ernst. Wobei die Ermittlungsmethoden von Kommissar Frank Thiel schon recht wirklichkeitsnah seien, so Dekker. Allerdings würden die „echten“ polizeilichen Ermittlungen immer technischer und forensischer. Ein Professor Boerne tauche jedoch eher selten am Tatort auf. Dekker lacht: „Wenn sich ein Rechtsmediziner bei mir in der Art einmischen würde, kriegte er Ärger.“ So eng wie bei Thiel und Boerne sei die Zusammenarbeit in der Regel nicht. Das Tatort-Team sei bei seinen Ermittlungen vor allem sehr schnell, so Dekker, „und sie schaffen das mit so wenig Leuten“. „Bei einem Tötungsdelikt sind bei uns oftmals 10 bis 12 Leute im Einsatz“, berichtet der münstersche Kripochef. Bei Tötungsdelikten seien die Ermittlungen häufig sehr aufwendig und langwierig.
Zum 20-jährigen Münster-Tatort-Jubiläum wünschen Dekker und Lüttmann dem Tatort-Team, das es noch „möglichst lange weiterermittelt“. Davon erhofft Jürgen Dekker sich auch eine gute Werbung für die Polizei als Arbeitgeber: „Wir brauchen jede Frau und jeden Mann.“ Tatort-Schauspieler und –Crew sollten „so bleiben, wie sie sind.“ Eins ist ihm jedoch bei allen guten Wünschen für die Zukunft des Münster-Tatort besonders wichtig: „Ihre Leichen müssen sie wieder mitnehmen“, betont Dekker mit einem Augenzwinkern.
Ansgar Esch, Kino Cineplex
Der Ansturm auf die Kinokarten für die erste Tatort-Premiere im Jahr 2002 ist Ansgar Esch lebhaft in Erinnerung. Damals war der heutige Geschäftsführer der Münsterschen Filmtheaterbetriebe noch Student und das Cineplex, das zu den Filmtheaterbetrieben gehört, wurde von seinem Vater Felix geführt. „Ich saß an der Kasse und habe den Vorverkauf gemacht, die Leute hätten jeden Platz genommen.“ 2002 gab es noch keine Digital-Projektoren und so konnte der erste Münster-Tatort “Der dunkle Fleck“ nur in einem Saal gezeigt werden. Entsprechend schnell war das Kartenkontingent vergriffen. „Der Vorverkauf hat uns komplett überrannt. Das war bis dahin die größte Premiere im Cineplex“, sagt Esch. Und obwohl das Kino seit 2010 mit Digitalprojektoren ausgestattet ist, der neueste Münster-Tatort also in fünf Sälen gezeigt werden kann, „ist der Ansturm immer noch groß“, so Esch, „das System wird regelmäßig gecrasht. Für den Münster-Tatort gilt in der Cineplex-Gruppe die höchste Alarmstufe im technischen Bereich.“
Rund 20 Tatort-Premieren hat das Cineplex seitdem zusammen mit dem Filmservice Münster.Land und dem WDR veranstaltet, zwei davon als Open-Air-Vorstellungen vor dem münsterschen Schloss. Zu beiden Freiluft-Premieren kamen an zwei Abenden insgesamt 6.000 Menschen. Vor dem Einlass bildete sich eine Schlange, die um den ganzen Block reichte. Der Münster-Tatort ist ein echter „Blockbuster“, stellt Ansgar Esch fest. Auf die nächste Open-Air-Premiere ist er ganz besonders gespannt. Denn die Jubiläums-Folge „Ein Freund, ein guter Freund“ wird am 30. August Open Air im Preussenstadion gezeigt. Die Karten dafür waren nach 16 Minuten ausverkauft, obwohl dort rund 1.700 überdachte Plätze zur Verfügung stehen. Eine „coole Location“ findet der Kinomann.
Um die Premieren ranken sich viele Erlebnisse und Erinnerungen. Ein „Vorfall“ ist Ansgar Esch besonders in Erinnerung geblieben, das so genannte „Zigaretten-Gate“ um Axel Prahl. Der hatte sich nämlich bei einem Pressetermin anlässlich einer Premiere im Herbst 2009 eine Zigarette angezündet, obwohl das Rauchen in Innenräumen und damit auch im Kino kurz davor verboten worden war. Darüber beschwerten sich verschiedene Kinogänger, sodass der Ordnungsamtsleiter der Stadt Münster keine andere Möglichkeit sah, als von Prahl ein Verwarnungsgeld in Höhe von 35 Euro zu kassieren. Das Ganze verursachte einen riesigen Medienrummel und „das Cineplex schaffte es in die gesamte deutsche Presse“, freut sich Esch heute noch.
Zum 20. Geburtstag des Münster-Tatorts wünscht sich Ansgar Esch „viele weitere Premieren mit dem Tatort-Team“.
Patrick Gurris, Stadtführer
Der erste Tatort-Rundgang in Münster war eine Kooperation zwischen dem damaligen Presseamtsleiter Joachim Schiek und Stadtführer Patrick Gurris. Da Gurris auch als Drehbuchautor arbeitet, war er aus Sicht des Presseamtes der ideale Mann für die Entwicklung eines Münster-Spaziergangs auf den Spuren von Boerne und Thiel. „Aber es mussten natürlich erst einmal einige Münster-Tatorte ausgestrahlt werden, damit wir genug Drehorte hatten, die wir zeigen konnten“, erinnert sich Gurris.
Im Jahr 2007 startete der erste Tatort-Rundgang. Inzwischen gibt es neben dem Wilsberg- und dem Tatort-Rundgang auch einen kombinierten Krimi-Spaziergang aus den Wilsberg- und Tatortfolgen und wahren Kriminalfällen. „Die gefällt mir persönlich am besten“, sagt Gurris. Alle drei Führungen sind überaus beliebt und zählen zu den Höhepunkten des Stattreisen-Programms.
Gerne würde Patrick Gurris auch den Auftrag für ein Drehbuch zum Münster-Tatort bekommen. „Aber das ist sehr schwierig, da es nur zwei im Jahr gibt.“ Beim Kölner Tatort hat es dagegen schon geklappt. Zusammen mit dem aus Münster stammenden Autor Stephan Brüggenthies verfasste Patrick Gurris das Drehbuch für den hoch gelobten Tatort „Erfroren“.
Zum 20-jährigen Tatort-Jubiläum wünscht sich Gurris, „dass sie einen Zweiteiler aus Wilsberg und Tatort machen.“ Samstagabend würde in seiner Vorstellung das Wilsberg-Team im ZDF von den Tatort-Ermittlern unterstützt, am Sonntag gäbe es dann in der ARD die gleiche Geschichte aus Münster-Tatort-Sicht. „Das wäre sehr schön, da könnte man wunderbare Witze machen.“
Transparenzhinweis: Dieser Text wurde uns von der Stadt Münster zur Verfügung gestellt.
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