Wir wollten es genau wissen, ist der Klimawandel im Münsterland angekommen oder nicht? Acht unterschiedliche Menschen haben wir unabhängig voneinander für unsere Themenwoche zum „World Environment Day“ interviewt, jeder von ihnen mit einem ganz eigenen Blick auf die Umwelt. Manche stehen im unmittelbaren Kontakt zur Natur wie der Förster, der Landwirt oder der Vogelexperte, andere eher indirekt wie der Wasserwirtschaftsfachmann, der Virologe oder der Ökologe. Am Ende unserer Recherche zeichnet sich ein ziemlich klares Bild ab.
Weder im Teutoburger Wald noch in den Baumbergen gibt es Gletscher, die schmelzen können. Wir haben im Münsterland weder Wüsten, die sich ausdehnen noch Tundren, deren metertiefe Eisschichten langsam auftauen. Der Klimawandel findet, wenn überhaupt, anderswo statt, so könnte man glauben. Wenn unsere acht Interviewpartner gesagt hätten, dass es im Münsterland keine Anzeichen für den Klimawandel gibt, was hätten wir dann getan? Hätten wir diese Reihe gar nicht erst gebracht? Bereits die ersten Anfragen bei Pressestellen, Instituten und Interessensverbänden machten klar, dass der Klimawandel überall ein Thema ist, mit unserer Anfrage rannten wir buchstäblich offene Türen ein. Die erste Frage an die Experten war, ob er denn im Münsterland angekommen sei, der Klimawandel. Alle Gesprächspartner antworteten ohne Ausnahme und ohne länger nachdenken zu müssen, mit einem klaren „Ja.“
Die Sommer werden immer wärmer, wobei die Rekordsommer 2018 und 2019 unsere Umwelt, insbesondere die Wälder, nachhaltig geschädigt haben. Dass der vielerorts zu beobachtende Todeskampf der Bäume indirekt auch dazu führt, dass sich Krankheitserreger wie das Hantavirus verbreiten, war für uns überraschend und macht erneut deutlich, dass die Dinge doch manchmal komplizierter sind, als man zunächst meint. Erst regnet es wochenlang gar nicht und dann wolkenbruchartig. Wenn es eine Stadt gibt, deren Einwohner davon ein Lied singen können, dann ist dies Münster. Doch auch unabhängig vom Starkregenereignis im Jahr 2014 ist diese Veränderung im Wetterverhalten deutlich zu erkennen. Die Stadt hat nicht nur durch den Bau riesiger, unterirdischer Hochleistungspumpen darauf reagiert, sondern berücksichtigt diesen Effekt des Klimawandels bei der Planung jedes neuen Baugebiets. Immer häufiger kommt es zu Stürmen, Hagelschauern und Überschwemmungen. Die Versicherungen gehen davon aus, dass die finanziellen Schäden durch den Klimawandel drastisch zunehmen werden. Viele Details unserer Reihe dürften auch für umweltbewusste Leserinnen und Leser neu gewesen sein.
Ziel unserer Reihe war das Aufzeigen des Ist-Zustands, des Status Quo im Münsterland. Es ging nicht darum, Schuld zuzuweisen oder ein schlechtes Gewissen zu machen. Vielmehr sollten die Ergebnisse unserer Interviews dazu beitragen, ein klareres Bild von dem zu bekommen, was um uns herum gerade stattfindet. Auf die Frage, wie man die sich abzeichnende Katastrophe aufhalten oder verlangsamen kann, hat möglicherweise der Virologe Prof. Dr. Stephan Ludwig den erfolgversprechendsten Weg aufgezeichnet: „Jeder Einzelne muss ein bisschen bewusster mit der Umwelt umgehen und versuchen, auch im Kleinen etwas gegen den Klimawandel zu machen. Viele Menschen denken, was kann ich schon als Einzelner tun. Oder selbst wenn wir in Deutschland alle dafür sorgen, dass wir uns klimagerecht verhalten, ist Deutschland doch nur ein kleiner Fleck auf der Weltkarte. Das Problem ist, wenn jeder so denkt, dann kommen wir nie zu einem Anfang.“
In unserer Reihe #münsterklima21 zum "World Environment Day" veröffentlichen wir bis zum 5. Juni, dem Weltumwelttag, täglich um fünf vor zwölf Interviews mit sehr unterschiedlichen Experten, in denen wir der Frage nachgehen, wie sich der Klimawandel im Münsterland auswirkt. Ihr findet alle Beiträge gebündelt unter diesem Link #münsterklima21
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Deutschland ist zwar nur ein kleiner Fleck. Aber:
(Zitat von Klimafakten.de) „Im weltweiten Durchschnitt stößt jeder Erdenbürger pro Jahr rund fünf Tonnen Kohlendioxid aus – in Deutschland jedoch sind es pro Kopf der Bevölkerung 9,7 Tonnen. Zum Vergleich: Die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland sind damit etwa 30 Mal höher als in Ländern wie Kenia oder Nepal“
Hallo Ulf, genau das wollte Prof. Ludwig damit wohl auch zum Ausdruck bringen. Danke für Deine Konkretisierung!