Am Sonntag kam das Publikum vor den Fernsehern Deutschlands wieder in den Genuss eines Münster-Tatorts. Zwar waren die tatsächlichen Drehtage in unserer Stadt spärlich, doch stimmt die durchaus spannende Geschichte uns verzeihlich. „Man stirbt nur zweimal“ ist nach einigen eher absurden Drehbüchern wieder ein handfester Tatort. Und auch das Maß an Frotzeleien bewegt sich auf der Skala zwischen „trocken“ und „albern“ gekonnt in der Mitte.
Wie ChrisTine Urspruch im Interview mit ALLES MÜNSTER schon andeutete, dreht sich der neue Münster-Tatort hauptsächlich um ein „wunderbares Haus mit ganz vielen Antiquitäten, das eigentlich eher einem Museum gleicht.“ Als wir die „Alberich“-Darstellerin im März bei den Dreharbeiten trafen, lautete der Arbeitstitel der Folge noch „Der Fluch der Grabmaske“ – passend zu dem gruseligen Wandschmuck, der einen ständig zu beobachten scheint.
Worum geht es in der neuen Folge?
Doreen Prätorius (gespielt von Cordelia Wege) hat vor fast drei Jahren ihren Mann Jonas (Christian Erdmann) verloren. Der Abenteurer ist im Amazonas tödlich verunglückt. Zumindest erzählt sie das der Lebensversicherung. Nach einem zähen Prozesskampf spricht das Landgericht ihr schließlich die Auszahlung von vier Millionen Euro zu. Triumphierend und dankbar für die erfolgreiche Unterstützung ihres attraktiven Anwalts Oskar Weintraub („Verbotene Liebe“-Darsteller Nils Brunkhorst) lässt sie sich von diesem nach Hause chauffieren.
Informativer Szenenwechsel mit Schock-Effekt
Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) hält einen Vortrag über Versicherungsbetrug und wozu Menschen aus Geldgier in der Lage sind. Die darunter fallende Selbstverstümmelung erläutert er nicht nur mit Worten, sondern zückt eine Axt und hackt sich plötzlich die Finger der linken (täuschend echt aussehenden Plastik-) Hand ab! Zurück zur Autofahrt: Am riesigen Prätorius-Anwesen angekommen, vergisst Doreen beim Abschied vor lauter Euphorie ihre Unterlagen auf der Rückbank. Das soll für den hilfsbereiten Juristen nicht ohne tragische Konsequenz bleiben. Er folgt seiner Mandantin ins Haus und erwischt sie in flagranti – mit ihrem „toten“ Ehemann.
Enttäuscht über die Tatsache, dass Doreen ihm jahrelang die trauernde Witwe vorgespielt hat, kündigt er an, den Betrug aufzudecken. Doch dazu kommt es nie. Er wird von Jonas über das Geländer geschubst und von dem Speer einer darunter stehenden Kriegerfigur aufgespießt. Um den Betrug über sein Ableben zu wahren, konstruiert Jonas einen Tathergang mit dem Motiv der Notwehr. Zugunsten der Glaubwürdigkeit verursacht er Blessuren in Doreens Gesicht, die angeblich von Weintraub stammen.
Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) übernimmt den Fall und versucht gemeinsam mit Boerne Erklärungen zu finden. Sie malen sich im Laufe der Ermittlungen in ihrer (für die Zuschauer zum Glück sichtbaren) Fantasie alle erdenklichen Szenarien aus, wie es zu dem Tod kommen konnte, der zweifellos ebenso ungewöhnlich ist wie der Einrichtungsstil des Prätorius-Hauses.
Im Gespräch mit Doreen erfährt Thiel, dass die skurrile Sammlung ein Vermächtnis ihres Mannes ist, der ihr von seinen Expeditionen wertvolle Geschenke mitgebracht habe. Um dem Münsteraner „Indiana Jones“ seine geliebten Reisen zu ermöglichen, habe sie das Haus verpfändet und den Schmuck ihrer Mutter verkauft. Was sie Thiel natürlich nicht erzählt: Jonas wohnt seit seinem vorgetäuschten Tod in einem geheimen Bunker im Keller des Hauses und sehnt die Auszahlung der Lebensversicherung herbei, um endlich das Land verlassen und wieder frei leben zu können.
Klein, aber oho!
Für eine urkomische Szene im neuen Münster-Tatort sorgt ChrisTine Urspruch, die in ihrer Rolle als Silke „Alberich“ Haller mit Professor Boerne in eine Diskussion um die „Gesetze der Physik“ gerät – und Boerne mit einer im wahrsten Sinne des Wortes „riesigen“ Kraft zu Boden wirft. Dennoch ist sie es, die Zweifel daran äußert, dass es Doreen war, die den Anwalt geschubst hat.
Als Boerne später die antike Kriegerfigur genauer unter dier Lupe nimmt, entdeckt er, dass das mörderische Artefakt nicht etwa aus einem Maja-Tempel stammt, sondern einem Flughafen-Souvenir-Shop! Eine weitere Lüge entlarvt Boerne dank seines Kurses in Omithologie. Im letzten Lebenszeichen von Jonas Prätorius, einem Videogruß vom Rio Negro erkennt Boerne den Balzruf einer besonderen Vogelart, die in ganz anderen Regionen heimisch ist. Noch erfreulicher als dieses neue Puzzleteil ist Liefers` grandiose Imitation eines paarungswilligen Federviehs.
Als die von Schuldgefühlen geplagte Doreen damit konfrontiert wird, dass die Sammlung ihres Mannes nicht authentisch ist, beginnt die längst überfällige Abnabelung. Sie besteht darauf, die Hälfte der Versicherungssumme den Erben von Weintraub zukommen zu lassen und versucht, ihren dominanten Ehemann zu verlassen – der sie bewusstlos schlägt und entführt. Als sie lädiert auf dem Beifahrersitz erwacht, greift sie Jonas bei voller Fahrt ins Lenkrad und verursacht einen schweren Unfall. Und in dieser letzten Szene versteht man auch endlich den Titel: Man stirbt nur zweimal.
Unser Fazit: Mit dem neuen Fall für Thiel und Boerne sahen wir eine gute Story mit vielen Ebenen. Kein absurder oder gar alberner Film, dafür mit viel Greifbarem. Bei den Witzen entschied man sich dieses Mal für Qualität statt Quantität. Wir finden den neuen Münster-Tatort sehr gelungen! Wie hat er euch gefallen?
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