Die Stadtverwaltung hat 42 Maßnahmenvorschläge erarbeitet, wie die Radverkehrsinfrastruktur in Münster ausgebaut, komfortabler und sicherer gemacht werden soll. Ziel ist ein zusammenhängendes Netz, das die Menschen in und um Münster zum Radfahren einlädt. Die Stadt will mit den Maßnahmen auf über 100 Kilometern „anforderungsgerechte Radinfrastruktur auf durchgängigen Strecken“ schaffen, wie es in der Pressemitteilung heißt. Auf etwa 60 Kilometern Länge sind neue Fahrradstraßen vorgesehen.
Im Juni 2022 hat der Ausschuss für Verkehr und Mobilität der Stadt ein Fahrradnetz 2.0 als konzeptionelle Grundlage zur Weiterentwicklung der Radverkehrsinfrastruktur beschlossen. Die Verwaltung hat daraufhin mit einem beauftragten Planungsbüro 42 vordringlich umzusetzende Maßnahmenvorschläge erarbeitet. Am 29. November wird der Ausschuss für Verkehr und Mobilität darüber entscheiden, ob diese Vorschläge in das städtische Handlungsprogramm überführt werden und damit in die konkreten Planungen gehen können.
Die Verwaltung empfiehlt unter anderem umfassende Umbaumaßnahmen auf bestehenden Radwegen, um dort das Radeln komfortabler zu machen – beispielsweise auf allen Radwegen am Ring. Realisiert werden sollen auch Fahrradstraßen-Achsen, um hohen Radverkehrsaufkommen Rechnung zu tragen. Das betrifft etwa die „Fahrradtangente Ost“ von der Piusallee bis zum Hohenzollernring über Stolbergstraße, Gereonstraße, Heisstraße und Sophienstraße.
Auch der Neubau von Radwegen ist vorgesehen – zum Beispiel zwischen Handorf und Wolbeck am Alten Mühlenweg als Netzlückenschluss und zur sicheren Radverkehrsführung.
Erarbeitungsprozess der Handlungsempfehlungen
Wichtiger Baustein für die Erarbeitung der gutachterlichen Handlungsempfehlungen war die Definition von Zielbreiten für die jeweilige Radinfrastruktur auf Velo-, Haupt- und Basisrouten im Fahrradnetz 2.0. Standards für die Breite von Radwegen in Münster sind bereits im Radverkehrskonzept von 2016 festgehalten. Diese an die aktuellen Ansprüche anzupassen, ist wesentlicher Bestandteil einer bedarfsgerechten Fahrradinfrastrukturplanung. Neue Zielbreiten sind erforderlich, um die Verkehrssicherheit und den Komfort für Radfahrende zu erhöhen sowie dem zunehmenden Radverkehrsanteil, verschiedenen Fahrradtypen (etwa Lastenräder) und unterschiedlichen Fahrgeschwindigkeiten, zum Beispiel durch Pedelecs, Rechnung zu tragen.
Um die vordringlich umzusetzenden Maßnahmen ausfindig zu machen, waren weitere Kriterien relevant, wie etwa die finanzielle, zeitliche und räumliche Umsetzbarkeit, der Abgleich mit bereits laufenden Planungen oder aber auch den derzeitigen Unfallschwerpunkten.
Für die 42 Empfehlungen sollen bei positivem politischen Beschluss entsprechende Detailplanungen erarbeitet werden. Dabei wird die Öffentlichkeit eingebunden, um die Expertise der Bürgerinnen und Bürger einzuholen. Das Handlungsprogramm ist nicht statisch, sondern wird zukünftig entsprechend der städtebaulichen sowie verkehrlichen Entwicklungen fortgeschrieben. Frühzeitig wurden schon Maßnahmen konkretisiert und erste politische Beschlüsse, wie zum Beispiel zum Umbau der Schillerstraße zu einer Fahrradstraße 2.0 in 2024, für eine Umsetzung getroffen.
Fahrradstraßen 2.0 für den Außenbereich
Im Rahmen des Konzepts Fahrradnetz 2.0 will die Stadt auch neue Fahrradstraßen im Außenbereich einrichten. Damit sind Flächen gemeint, an die keine unmittelbare Bebauung anschließt. Für diese sollen neue Standards bei der Gestaltung gelten. Im urbanen und dicht besiedelten Stadtgebiet haben sich die Fahrradstraßen-Qualitätsstandards flächige Roteinfärbung, breite Fahrgasse und Bevorrechtigung gegenüber Nebenstraßen bewährt. Damit können Verkehrsteilnehmende Fahrradstraßen leicht wiedererkennen.
An Straßen ohne unmittelbar angrenzende Bebauung mit niedrigem Kfz-Verkehrsaufkommen sollen Fahrradstraßen künftig ein anderes Erscheinungsbild haben. Statt der flächigen Roteinfärbung sollen hier nur die Knotenpunkte rot eingefärbt werden, zudem sollen ein auffälliges Fahrradpiktogramm aufgebracht werden und die Markierung der sogenannten „Dooring-Zone“, also der Bereich, in dem sich eine Autotür öffnen kann, erfolgen.
Fahrradstraßen werden damit zukünftig unterschieden in „Fahrradstraßen Plus“, also durchgängig rot eingefärbt, und „Fahrradstraße Basis“, ohne flächige Roteinfärbung. Von den geplanten neuen Fahrradstraßen auf etwa 60 Kilometern Länge sollen ungefähr die Hälfte als „Fahrradstraße Basis“ ausgestaltet werden.
Bei positivem Beschluss der gutachterlichen Handlungsempfehlungen der Verwaltung werden diese in die weiteren Abstimmungen und Planungen überführt.
Weitere Informationen zum Fahrradnetz findet ihr unter www.stadt-muenster.de/fahrradnetz
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