Die Idee ist so einfach wie genial – Mit dem Linienbus bis zur Endhaltestelle fahren und den Weg zurück wandern. Genau das hat Ulrich Gerbing, Autor des urbanen Wanderführers „BusGang Münster“, getan. Gemeinsam mit dem Verleger Peter Schuto ist ihm auf diese Weise ein verblüffendes Werk gelungen, das Neu-Münsteranern ebenso wie alteingesessenen Bürgern die Gelegenheit bietet, auch weniger bekannte Ecken der Stadt auf neuen Wegen zu entdecken.
Meist ist der Bus das notwendige Übel, um den Ausgangspunkt einer Wanderung zwar umweltbewusst aber oft umständlich mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen. Im Fall des BusGang-Reiseführers ist er der Hauptakteur, ohne den das Buch nicht funktionieren würde. Der Wanderer begibt sich in die Hände von Verkehrsplanern, deren Routenplanungen und Linienführungen nichts mit landschaftlichen Reizen oder historischen Besonderheiten sondern ausschließlich mit praktischen Erwägungen zu tun haben. Es geht nicht um Schönheit sondern um Pendlerverhalten, Schülerströme und die Entlastung von Verkehrswegen. So haben die Ausgangspunkte der Wanderungen auch oftmals wenig romantische Namen wie Wolbeck Nogatstraße, Speicherstadt oder Technologiepark. Die Wege von der Endhaltestelle zurück zum Hauptbahnhof folgen glücklicherweise nicht den Buslinien, die der Wanderer ja bereits von der Hinfahrt kennt, sondern wurden vom Autor mit viel Liebe zum Detail neu ausgearbeitet und bieten oftmals vollkommen neue Perspektiven.
Der Reiseführer bietet zwar Karten, auf denen die Wanderroute eingetragen ist, gerade in den verwinkelten und kleinteiligen, urbaneren Abschnitten ist der Weg jedoch nicht immer zweifelsfrei zu erkennen. Die auf der Webseite www.busgang.de zum Download hinterlegten GPS-Dateien im GPX-Format oder als Link zur Komoot-Collection machen die Navigation auf dem Handy allerdings zum Kinderspiel. Im Begleittext zu jeder Wanderung liefert der Autor, der in Münster unter anderem als Stadtführer tätig ist, interessante und kenntnisreiche Hintergrundinformationen. Die Touren sind zwischen 6,3 und 17,1 Kilometer lang und unterteilt in Etappen. Wem die langen Touren zu lang sind, der bekommt Tipps zum Aufteilen in zwei Tagestouren.
Die Touren sind so unterschiedlich wie es die Endhaltestellen der Linien 1 bis 16 (mit wenigen Ausnahmen) zulassen und an dieser Stelle verblüfft der BusGang-Reiseführer mit einer beeindruckenden Bandbreite an Touren. Während zum Beispiel direkt die erste Tour eine klassische Münsterlandwanderung durch Felder und Wälder mit Gutshäusern, Aasee und allem Drum und Dran bietet und auch die Tour mit der Linie 8 mit viel Natur entlang der Werse aufwartet, führen andere Routen wie die der Linie 13 komplett durch bebautes Gebiet. Gerade diese Abschnitte machen den Wanderführer allerdings zu etwas Besonderem, wer würde sonst durch Berg Fidel wandern? Oder durch die Hochschulbereiche entlang der Corrensstraße? Oder über das Gelände des UKM?
Der Wanderführer „BusGang“ von Ulrich Gerbing und Peter Schuto ist eine echte Empfehlung für jeden, der Münster etwas anders kennenlernen möchte. Wir sind die Strecke 13 „Technologiepark“ für euch gewandert und haben dabei viele neue Ecken entdeckt. Dass neben dem beeindruckenden GEO1-Gebäude an der Corrensstraße eine „ackerdemische Wunderbrache“ liegt, auf der Studierende einen ökologischen Garten bewirtschaften oder dass die Uniklinik eine Werksfeuerwehr hat, auf deren Ausstattung viele kleinere Orte im Münsterland vermutlich ziemlich neidisch wären, wussten wir vorher auch nicht. Und dass der Leonardo-Campus sowohl architektonisch als auch geschichtlich dermaßen spannend ist, ebenfalls nicht. Also: Wanderschuhe anziehen, Rucksack packen und ab in den Bus!
Wer sich näher mit dem Spazierengehen beschäftigen möchte, dem legen wir neben dem „BusGang“ das wunderbare Buch „Einfach losgehen“ von Bertram Weisshaar ans Herz, erschienen im Eichborn Verlag.
Der Wanderführer "BusGang" von Ulrich Gerbing hat 224 Seiten und ist im BusGang Verlag erschienen. Das handliche Taschenbuch kostet 19,00 Euro. ISBN 978-3-9823445-0-8
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