Es begann diesmal ziemlich schleppend, sicherlich bedingt durch die ganzen Unsicherheiten durch und Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Aber jetzt stecken wir auch in Münster erkennbar mitten drin im Wahlkampf. Schließlich werden schon in vier Wochen, nämlich am 13. September, bei der Kommunalwahl NRW in Münster ein neuer Stadtrat, ein neuer Oberbürgermeister und ein neuer Integrationsrat gewählt. Wir bieten ab heute allen OB-Kandidaten die Möglichkeit, sich bei ALLES MÜNSTER in Interviews vorzustellen. Dabei haben sie natürlich auch die Gelegenheit, ein wenig aus den Wahlprogrammen ihrer Parteien zu verbreiten. Den Anfang macht Dr. Michael Jung von der SPD, bisher der Fraktionsvorsitzende der größten Oppositionspartei im Stadtrat.
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Herr Dr. Jung, wie bewältigen Sie und Ihre Partei den Wahlkampf unter Corona-Bedingungen?
Wir versuchen, Alternativen zu klassischen Diskussionsveranstaltungen anzubieten – zum Beispiel digitale Veranstaltungen, die auch recht gut besucht sind. Darüber hinaus versuchen wir, mit Menschen verstärkt über Social Media oder Open-Air-Diskussionsformaten ins Gespräch zu kommen – was im Sommer und mit Abstand bisher auch ganz gut funktioniert. Was aber fehlt, sind natürlich Veranstaltungen, bei denen auch die Kandidierenden unterschiedlicher Parteien aufeinandertreffen. Ich hoffe, dass es in den nächsten Wochen noch Möglichkeiten dazu geben wird.
Wohnraum ist in Münster schon lange knapp und wird immer teurer – was werden Sie und Ihre Partei dagegen tun?
Vor allem zwei Dinge: Wir wollen mit einem neuen Stadtteil in Münster zwischen Kanalkante und Umgehung viele neue Wohnungen bauen, damit auch nach der von CDU und Grünen jahrelang verschleppten Bebauung der Kasernenflächen bezahlbare Wohnugnen in Innenstadtnähe entstehen können. Dabei sollen ausschließlich bereits versiegelte Flächen neu genutzt werden – und 30 % der neuen Wohnungen sollen Sozialwohnungen sein und weitere 30 % für maximal 9 Euro/qm vermietet werden. Die Stadt selbst soll die Entwicklung betreiben, die Flächen sollen kein Spielfeld für Investoren werden. Der Vorschlag der Grünen, dass Wohnungssuchende doch besser außerhalb Münsters wohnen sollen, ist für uns keine Option. Münster muss für alle bezahlbar bleiben! Zum anderen wollen wir bestehende Mietverträge besser schützen: Mit Milieuschutzsatzungen für die Wohnquartiere der Innenstadt wollen wir Luxussanierungen und Gentrifizierung eindämmen – und so Menschen die Sicherheit geben, nicht aus ihren Wohnungen verdrängt zu werden.
Wie sieht in Ihren Augen eine vernünftige Verkehrspolitik für Münster aus? Was wollen Sie und Ihre Partei davon in den nächsten Jahren umsetzen?
Die Verkehrswende funktioniert nur mit guten Alternativen. Wir wollen daher Bus und Bahn in den kommenden Jahren neben dem Fahrrad zur schnellsten und günstigsten Form der Mobilität machen. Das Ein-Euro-Ticket (für eine Fahrt oder im Abo für einen Tag, und anders als bisher rund um die Uhr!) soll den Nahverkehr günstiger machen. Mit neuen Busvorrangspuren und einem Metrobussysstem auf den Hauptachsen wollen wir den Nahverkehr außerdem endlich auch wieder schneller machen. Durch die Aktivierung weiterer Bahnhaltepunkte wollen wir ein Stadtbahnnetz für Münster etablieren, mit dem man möglichst im 10 Minuten-Takt in die Stadt bzw. die Stadtteile oder ins Umland kommt. Für den Radverkehr wollen wir 20 Millionen Euro locker machen, damit die Radwege endlich breiter und sicherer werden – und auch mehr Radabstellanlagen gebaut werden in der Innenstadt, die dann auch gepflegt werden – Schrotträder müssen auch regelmäßig abtransportiert werden. Mit diesem Konzept wollen wir erreichen, dass es bessere Alternativen zum Auto gibt – reines Absperren der Innenstadt reicht nicht aus, weil sonst der Verkehr die benachbarten Wohnviertel überschwemmt. Wer eine autofreie Innenstadt will, muss funktionierende Alternativen anbieten.
Welche 3 Dinge wollen Sie und ihre Partei nach einer erfolgreichen Wahl zuerst für Münster durchsetzen? (Vorausgesetzt natürlich, dass Sie im Stadtrat die erforderliche Mehrheit dafür gewinnen können.)
Wir wollen Ernst machen mit dem Klimaschutz bei Gebäuden, Verkehrswende und Energie und die Klimaneutralität 2030 erreichen. Wir wollen den Bau neuer Wohnungen deutlich beschleunigen, damit es endlich eine Entspannung am Wohnungsmarkt gibt. Und wir werden den Beschluss fassen, endlich ein Familien- und Freizeitbad mit 50-Meter-Becken und Freizeitbereich in Gievenbeck zu bauen – klimaneutral versteht sich.
Da haben Sie und die SPD sich im Dezember 2015 trotz aller Zweifel zu einem Ja für das Hafencenter hinreißen lassen und mussten wenige Wochen später zusehen, dass CDU und Grüne koalieren. Fühlten Sie sich da nicht hintergangen? Und mit wem von den beiden wollen Sie vor diesem Hintergrund eigentlich zusammen regieren – denn ohne wird es ja wohl kaum eine Möglichkeit für Sie geben, weder als Senior- noch als Juniorpartner?
Wir haben inzwischen mit dem kleineren Markthallenkonzept statt eines klassischen Regalsupermarkts eine Lösung für den Hafen gefunden, die für den Stadtteil gut funktionieren kann und viele Bedenken konstruktiv aufgreift und eine Bauruine verhindert. Darüber hinaus setzen wir im neuen Rat darauf, dass sich wechselnde Mehrheiten nach Sachfragen finden. Damit hat Münster 2009-2014 gute Erfahrungen gemacht – bessere als zuletzt mit der gegenseitigen Dauerblockade von Schwarz-Grün.
Herr Dr. Jung, was unterscheidet Sie persönlich von Ihren Konkurrenten im OB-Wahlkampf in Münster?
Mich unterscheidet, dass ich das Preußenstadion auch von innen kenne.
Was wollen Sie als OB besser machen als der amtierende Markus Lewe?
Ich möchte, dass wir nicht mehr nur endlos diskutieren, sondern endlich auch Lösungen umsetzen – kurz: Ich möchte, dass man endlich auch mal konkrete Ergebnisse sieht!
Vertreter welcher anderer der jetzt zur Wahl angetretenen Parteien nervt Sie persönlich gerade besonders? Und warum?
Die AfD natürlich. Rassistisch, ausgrenzend, rechtsaußen. Im Rat darf kein Platz mehr sein für diese Hetze.
Hand aufs Herz: welchen Sportverein unterstützen Sie als Fan?
Von Kindheit an schlägt mein Herz für den SC Preußen. Natürlich auch in der vierten Liga. Aber hoffentlich bald in einem grundsanierten Stadion!
Dr. Michael Jung ist 44 Jahre alt und Lehrer am Annette-Gymnasium. Familienstand: unverheiratet Kinder: keine In Münster seit: immer Bisher höchstes politisches Amt: Fraktionsvorsitzer
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Meine Erfahrung mit dem OB Kandidat / SPD.
Die SPD mit seinem OB Kandidaten will Wohnviertel schaffen der bezahlbar ist, da wird ein Schlüssel 30% sozialen Wohnungen, 30% gedeckelte Mieten und 40% freier Wohnungsbau angedacht. Ich stelle mir ernsthaft die Frage warum man 40% freien Wohnungsbau macht wenn man sozialen Wohnungsbau nach vornebringen möchte. Sind hier Investoren im Spiel die am Kanal Luxuswohnungen bauen wollen?! Wenn man ernsthaft bezahlbaren Wohnraum schaffen möchte, warum dann die 40% freie Wohnbebauung? Das stinkt doch bis zum Himmel. Des Weiteren eine Bebauung auf Kosten von Verdrängung, Verdrängung von gewachsenen Strukturen die älter als 100 Jahre sind, auf Kosten von Ängsten die bei Kleingärtnern und Breitensportlern/Kindern erzeugt werden. Dieses Ziel verfolgt der OB Kandidat bis ins Letzte.
Jemand, der einen der ältesten Vereine Münsters zweimal bewusst anlügt (selbst erlebt), kann man so einer Partei Ihr vertrauen schenken? Da ich selber gewerkschaftlich aktiv war und Betriebsrat bin, war ich treuer SPD Wähler. Aber einem Mann mein Vertrauen zu schenken, der wohl Historiker und Lehrer ist, der aber nichts für Tradition über hat und keinerlei Bürgernähe beweist und Ängste schürt, kann ich nicht Wählen.
Schade das meine ehemalige Partei einen Kandidat ins Rennen schickt, der näher den Investoren als den Bürgern ist.
Warum bebaut die SPD nicht gleich die Promenade von Münster, weil das genauso ein „nogo“ ist, wie einen Verein der 138 Jahre alt ist und seit 110 Jahren an seinem Standort den Kindern aus drei Stadtvierteln kurze sichere Wege und eine sportliche Heimat bietet, zu vertreiben. Münster hat noch genügend andere Flächen Herr Dr. Jung und wir die Menschen aus Hansa, Herz-Jesu und Mauritz-Ost lieben und leben ihren Verein da wo er ist und wir werden um unseren Standort kämpfen. Denn dieser Tus Saxonia funktioniert nur da wo er ist!!! Und die Kleingärtner haben zum einen über ihr gesamtes Arbeitsleben sich kleine Oasen geschaffen, zum anderen brauchen junge Familien die nicht in den Urlaub fahren können ein Erholungsziel. Ich möchte die außergewöhnliche Solidargemeinschaft zwischen den Kleingärtnern und dem Verein loben, hier merkt man gerade den Zusammenhalt der über 100 Jahre und über Generationen gewachsen ist.
Verein und Kleingärtner sind schier erschrocken und fassungslos über die nicht vorhandene Bürgernähe.
Auch darüber darf mal ein OB Kandidat mal nachdenken.