Der typische Münster-Krimi – wenn man mal von denen ausgeht, die gleich reihenweise verfilmt wurden und werden – besticht zumeist weniger durch kriminalistische Raffinesse, als viel mehr durch reichlichen Humor, der manchmal gar ins Klamaukhafte abdriftet. Nicht so bei Paul Weilers neuem Werk „Tödliche neue Welt“.
Zuerst einmal fällt die eindeutige Zuordnung zu einem Genre alles andere als leicht. Sicher, auf dem (ausgesprochen wertig in der Hand liegenden) Umschlag steht „Kriminalroman“, aber hier spielt auch reichlich Thriller, Dystopie, Science Fiction, Gesellschaftskritik und sogar ein Hauch von Agenten- und Verschwörungsroman mit in die bunte Mischung hinein. Knallbunt eingefärbt wie das Titelbild des Romans beginnt auch die Handlung. Kunst ist angesagt, und zwar grellbunte solche – sehr zum Unmut von Hauptkommissar Alexander Ivens, dem ein reichhaltiges Frühstück deutlich gelegener käme als die zweifelhafte Ehre, den Verursacher dieser raumgreifenden Kunstinstallation persönlich kennenzulernen. Dieses ungewollte Vergnügen währt allerdings nicht lange, aber zumindest doch bis zum unerwarteten Lebensende des Künstlers.
Während sich dieser Todesfall alleine noch einigermaßen plausibel durch den wenig gesundheitsfördernden Lebensstil des japanischen Kunststars erklären ließe, werfen weitere, weit vor ihrer Zeit dahingeschiedene Personen mit ähnlichen Todesumständen doch einige kriminalistische Fragen auf. Es entspinnt sich eine Handlung, in der immer neue Knoten sich zu einem überraschenden Netz zusammenfügen, in das sich auch der Kommissar plötzlich verstrickt findet. Zum Glück erweisen sich neue und alte Kollegen als ausgesprochen hilfreich – bis fast vergessen geglaubte Geschehnisse mit Macht an die Oberfläche drängen und reichlich Zweifel sähen.
In einem futuristischen Münster in einer (vielleicht gar nicht so weit) entfernten, hochtechnisierten Zukunft ist niemand vor den Einflüssen digitaler Errungenschaften sicher, so sehr auch mancher auf Vermeidung eines allzu sehr digitalisierten Lebenswandels bedacht ist. Der Autor zeichnet hier allerdings kein reines Schreckensszenario, sondern durchaus auch recht spannende und realistische Ansätze und Einsatzmöglichkeiten modernster Technik.
Kriminalromantypische Klischees (der einsame, getrennt lebende Kommissar – selbstverständlich Technikmuffel – trifft auf die junge, motivierte, technikaffine Kollegin) werden zwar aufgegriffen, aber auch durch unerwartete Wendungen in Handlung und Handlungsmotivation aufgebrochen. Langweilig wird dem Leser sicherlich nicht, die Spannung wird bis zum überraschenden Ende durchgehalten und der interessante Genremix sorgt für reichlich Stoff zum Nachdenken – sowohl über die Möglichkeiten der Technik als auch über die Gesellschaft, in der wir leben möchten.
Paul Weiler: Tödliche neue Welt | Gmeiner-Verlag Meßkirch 347 Seiten |15,00 Euro | ISBN 978-3-8392-2430-4
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