Guten Tag Herr Schnabel! Wie waren die ersten 100 Tage im Amt für Sie?
Die ersten 100 Tage waren eine großartige Erfahrung! Ich wurde hier so herzlich aufgenommen, und gerade mir als Neuling bei der Polizei bedeutet das wahnsinnig viel! Ansonsten habe ich viel gelernt und lerne noch, insbesondere, was Polizei alles kann, wie sie aufgebaut ist, und das beeindruckt mich von Tag zu Tag aufs Neue. Vor allem beeindrucken mich die Kolleginnen und Kollegen, die, egal wo sie sind, immer professionell und motiviert sind. Wir haben rund 2.000 Beschäftigte im Polizeipräsidium Münster. Ich habe versucht, mich in allen Einheiten vorzustellen. Silvester habe ich die tolle Erfahrung gemacht, mit den Kollegen rauszufahren und sie dabei an verschiedenen Stellen der Stadt im Einsatz kennenzulernen. Ab und zu gehe ich auch mal hier auf der Wache vorbei. Ich habe außerdem inzwischen alle Wachen, auch die Autobahnwachen in Heek, Lotte und Recklinghausen, besucht.
Für mich ist es ganz wichtig zu sehen, wie die Kollegen vor Ort arbeiten – gerade für jemanden wie mich, der nicht in der Polizei aufgewachsen ist. In der Theorie kann man mir sagen, welches die Aufgaben sind, für mich ist es aber wichtig, was das in der Realität bedeutet. Wie das aussieht, wenn man zum Beispiel eine Versammlung begleitet. Ich habe mir in den letzten Wochen öfter mal an einem Samstag oder Sonntag eine Stunde Zeit genommen und bin zum Aasee oder nach Hiltrup gefahren oder habe mir angesehen, wie die Versammlung vor dem Schloss gelaufen ist, um zu erfahren, was die Kollegen dort machen. Da hängt jedes Mal eine wahnsinnige Verantwortung dran, die man von meinem Büro aus nur nach Schriftlage gar nicht einordnen kann. Ich hoffe nur, dass die Kollegen das nicht als zu übergriffig empfingen, wenn ich zu oft auftauche.
Sie leben seit rund 19 Jahren in Münster. Können Sie kurz in Stichpunkten Ihren bisherigen Lebensweg skizzieren?
Ich bin Jahrgang 1969, wurde in Tübingen geboren und bin bei den Großeltern aufgewachsen, erst in einem kleinen Dorf in Hessen und dann in Bünde / Ostwestfalen. In Bünde habe ich auch die Schule beendet und danach eine Banklehre in Herford absolviert, in Bielefeld habe ich studiert und bin dann dort 2001 zur Staatsanwaltschaft gekommen. 2006 ging es nach Düsseldorf, erst knapp sechs Jahre im Justizministerium, dann knapp vier Jahre im Gesundheitsministerium. Dann war ich ab 2016 ein gutes Jahr lang bei der Generalstaatsanwaltschaft Hamm und habe danach seit Frühjahr 2017 die Staatsanwaltschaft Düsseldorf geleitet. Ich habe es dann schließlich nach Münster geschafft und bin jetzt zum ersten Mal bei der Polizei.
Bielefeld, Hamm, Düsseldorf. Ist es schön, jetzt in Münster zu arbeiten?
Auf jeden Fall! Obwohl wir schon so lange hier wohnen, habe ich die Stadt niemals als Berufstätiger kennengelernt. Durch die Pendelei – ich war über 13 Jahre in Düsseldorf – kommt man abends spät nach Hause und geht morgens sehr früh weg, so dass immer nur das Wochenende bleibt. Ich habe es immer sehr schade gefunden, dass ich hier noch nicht so richtig verwurzelt war. Ich merke wie schön es ist, nicht nur einen kurzen Anfahrtsweg zur Arbeit zu haben – wir wohnen in Mauritz Ost – sondern auch hier in der Stadt präsent zu sein. Ich kann Bekanntschaften, die gelitten haben, wieder pflegen und habe auch schon viele neue Bekanntschaften gemacht. Das ist ein tolles Gefühl!
Ihre bisherige Amtszeit in Münster ist geprägt von den Auswirkungen der zweiten Welle der Corona-Pandemie. Inwiefern wird Ihre Arbeit von dieser Situation beeinflusst?
Corona ist für alle eine große Herausforderung, auch für die Polizei. Zum einen muss sie immer einsatzfähig sein, das ist ganz klar. Zum anderen heißen Infektionsschutz und Kontaktvermeidung im Dienst, dass Corona eine zusätzliche Einschränkung und Belastung ist. Sei es das Maskentragen, sei es das Abstandhalten oder dass man sich in Gruppen einteilt, damit es nicht zur Durchmischung unter den Kolleginnen und Kollegen kommt. Außerdem versuchen wir so gut es geht, Homeoffice zu ermöglichen. Dabei hat uns das Land gut mit Laptops und anderen Dingen unterstützt. Darüber hinaus unterstützen wir die Kollegen im Wach- und Wechseldienst oder auch vom Bezirksdienst der Stadt bei der Überwachung der Einhaltung der Cornaschutzverordnung.
Im Zusammenhang mit Corona gibt es aktuell viele Versammlungen, die müssen durch die Polizei immer begleitet werden. Und schließlich müssen wir darauf achten, dass die Kollegen möglichst gesund bleiben. Wir hatten zum Glück nicht viele coronapositive Fälle und es gab nur wenige schwere Verläufe. Das Wichtigste ist jetzt, dass die Impfungen für die Kolleginnen und Kollegen losgehen, die im unmittelbaren Einsatz am Bürger sind. Zum Glück ist es durch die Pandemie und durch den Lockdown ruhiger geworden, aber der Körperkontakt im Dienst lässt sich nicht immer vermeiden.
Sie betonten in den Medien, dass Ihnen das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger Münsters am Herzen liegt. Was meinten Sie damit?
Das ist richtig, das liegt mir am Herzen. Sicherheitsgefühl ist die Einschätzung jedes einzelnen, ob er Opfer einer Straftat werden kann, also ob ihm etwas passieren kann. Das ist ein rein subjektives Empfinden, was zunächst einmal nichts mit einer objektiven Gefährdung zu tun hat. Nehmen Sie das Beispiel Flugangst. Sie können jemandem mit Flugangst nicht sagen, dass das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel ist, das nimmt ihm nicht die Angst. Das müssen wir berücksichtigen und wahrnehmen. Wenn es um das Sicherheitsgefühl vieler Menschen geht, zum Beispiel in der Stadt Münster, wenn hier also viele den Eindruck hätten, dass sie hier nicht sicher leben können oder sich unsicher fühlen, wenn sie auf die Straße gehen, dann wäre das ein Problem. Das wäre ein Faktor, der dazu beiträgt, ob die Menschen Vertrauen in den Staat und seine Institutionen haben. Da mache ich mir in Münster aber – ehrlich gesagt – wenig Sorgen.
Für uns als Polizei und für mich persönlich bedeutet das aber auch, dass wir daran arbeiten müssen, dass die Menschen nicht nur sicher leben, sondern dass sie auch das Gefühl haben, sicher zu sein. Das eine hat mit dem anderen zunächst wenig zu tun. Was kann man als Polizei da machen? Wir müssen ansprechbar, präsent und nahbar sein und wir müssen da sein, wenn man uns braucht. Eine tolle Erfahrung habe ich gemacht, die ich von der Justiz so nicht kenne: Es kommen hier sehr viele Schreiben und Mails an, in denen sich die Bürgerinnen und Bürger für die Arbeit der Polizei bedanken. In der Justiz habe ich in vielen Jahren bei der Staatsanwaltschaft nie gesehen, dass sich mal jemand für die Arbeit bedankt. Das ist etwas sehr Schönes für die Polizei, dass ihre Arbeit positiv wahrgenommen wird. Vor ein paar Tagen erst hat jemand geschrieben, dass bei ihm der Einbruchalarm losging und in kürzester Zeit drei Streifenwagen vor Ort waren. Das hat ihm ein gutes Gefühl vermittelt. Es war zum Glück ein Fehlalarm, aber dieser Mensch hat live gesehen, dass die Polizei da ist, wenn man sie braucht. Deswegen versuchen wir den Dienst so zu gestalten, dass möglichst viele Kolleginnen und Kollegen draußen präsent sind. Zum einen sichtbar, also uniformiert und mit dem Streifenwagen. Wir haben aber auch viele Kolleginnen und Kollegen in Zivil im Einsatz, die man nicht wahrnimmt. Beides ist sehr wichtig und da sind wir auch gut aufgestellt.
Wo sehen Sie in Münster aktuell die größten „Baustellen“ bezogen auf Ihre Arbeit?
Als Polizeipräsidium Münster haben wir schon seit einem knappen Jahr eine besondere „Baustelle“: Die EK [Anm.: Ermittlungskommission] Rose, der Missbrauchskomplex. Das wird uns noch lange Zeit beschäftigen. Es sind über 80 Kolleginnen und Kollegen eingesetzt, die riesige Datenmengen auswerten, Videos und Bilder sichten, Zusammenhänge erkennen und Chatverkehre auslesen müssen. Sie fehlen natürlich an anderer Stelle. Dieser Komplex ist eine besondere Belastung für das Polizeipräsidium Münster. Ansonsten haben wir seit einigen Jahren unsere speziellen Behördenziele und zwar zum einen – wenn man so will auch als Münsteraner Besonderheit – die Sicherheit des Radverkehrs und zum anderen die Sicherheit rund um den Hauptbahnhof.
Ist der Bereich Hauptbahnhof ein Hotspot?
Es gab in der Vergangenheit die Diskussion, ob dort ein Hotspot ist. Das ist zunächst nur eine Frage der Worte. Natürlich finden, wie in jeder Großstadt, am Hauptbahnhof bestimmte Straftaten häufiger statt als etwa in reinen Wohngebieten. Ich glaube, dass Münster, was die Sicherheitslage im Bahnhofsbereich anbelangt, nicht besser oder schlechter aufgestellt ist als andere Städte vergleichbarer Größe. Das heißt nicht, dass alles gut ist. Raub- und Körperverletzungsdelikte sind zuletzt am Hauptbahnhof zurückgegangen, das ist eine sehr gute Entwicklung. Natürlich spielt eine Rolle, dass dort die sichtbare Polizeipräsenz zugenommen hat und dass Maßnahmen konsequent durchgeführt werden. Ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg. Ich sage aber auch, dass wir dort mit anderen Stellen weiterhin zusammenarbeiten müssen. Mit der Stadt, mit der Bundespolizei, mit der ISG Bahnhofsviertel etwa. Außerdem möchte ich mich noch persönlich über die Arbeit von Indro informieren, die da schon seit über 30 Jahren ihre Arbeit tut. Kurz: Der Hauptbahnhof bleibt ein Thema, es wäre aber falsch anzunehmen, dass man dort große Angst um seine Sicherheit haben muss.
Münster hat ein wenig das Image der Insel der Glückseeligen. Sie haben zuvor in Bielefeld, Düsseldorf und Hamm gearbeitet. Was unterscheidet Münster aus polizeilicher Sicht von anderen Kommunen? Ist bei uns alles gut?
Also wenn Sie den Eindruck haben, dass Münster die Insel der Glückseeligen ist, dann ist das sehr gut, dann haben Sie ein gutes Sicherheitsgefühl und wir alle unsere Arbeit gut gemacht. Hamm, Bielefeld und insbesondere Düsseldorf habe ich als Staatsanwalt kennengelernt und die Justizstatistik ist eine andere als die polizeiliche Statistik. Das sind aber nur nackte Zahlen und daher möchte ich mich zu der polizeilichen Lage in diesen Städten nicht äußern. Mein Eindruck ist schon, dass Münster eine besondere und in vielerlei Hinsicht glückliche Stadt ist. Ich glaube, dass uns andere Städte völlig zu Recht beneiden, sei es wie zuletzt beim Sozialbericht oder bei der Corona-Inzidenz. Mein Vor-Vor-Vorgänger hat vor rund zehn Jahren gesagt, dass man in Münster schon großes Pech haben muss, um Opfer einer Straftat zu werden. Ich kann heute aus statistischer Sicht sagen, dass die Wahrscheinlichkeit nicht besser geworden ist.
Ja, auch wir haben unsere Baustellen, aber andere als andere Großstädte etwa im Ruhrgebiet oder an der Rheinschiene. Bei uns spielen eher Diebstähle und Unfälle rund ums Fahrrad eine größere Rolle, weil wir die Fahrradhauptstadt sind. Daran müssen wir natürlich arbeiten und wollen das auch tun, insgesamt aber glaube ich, dass es etliche Städte gibt, die uns beneiden.
2018 haben Sie die Staatsanwältin Britta Zur zur landesweit ersten Sonderdezernentin für Straftaten gegen Einsatzkräfte und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes ernannt. Ist Gewalt gegen Polizeibeamte ein Thema, das Sie besonders umtreibt und wo Sie Handlungsbedarf sehen?
Das Thema treibt mich tatsächlich um. Ich finde es unmöglich, dass Gewalt oder auch nur Respektlosigkeit gegen denjenigen geübt wird, die sich um die Sicherheit der Menschen verdient machen, oder wie bei den Rettungskräften, die sich um die Gesundheit der Menschen kümmern. Hier muss der Rechtsstaat eine ganz klare Kante zeigen. Das machen wir bei der Polizei. So stelle ich regelmäßig Strafantrag, wenn einer meiner Leute beleidigt oder angegriffen worden ist. Ich weiß, dass auch die Justiz und die Staatsanwaltschaft in Münster sehr konsequent durchgreifen. Das finde ich gut. Glücklicherweise, das mag auch an Corona liegen, sind die Zahlen, was Widerstände oder tätliche Angriffe angeht, zuletzt etwas gesunken. Ich habe die Statistik für Münster über mehrere Jahre hinweg allerdings nicht im Kopf, meine aber, dass das Phänomen statistisch überall zugenommen hat. Was – wie mir die Kolleginnen und Kollegen, die im Wach- und Wechseldienst tätig sind, bestätigt haben – auch ein Problem darstellt, ist, dass das Klima ihnen gegenüber rauer geworden ist. Es gibt öfter eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber Polizeikräften und anderen Angehörigen des öffentlichen Dienstes. Das ist etwas, was man nicht allein mit polizeilichen Mitteln und nicht nur mit Strafen oder Verfolgung bekämpfen kann. Es ist vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der es darum geht, dass man Respekt gegenüber jedermann übt, insbesondere gegenüber denjenigen, die eigentlich dazu da sind zu helfen, zu unterstützen und für Sicherheit zu sorgen.
Bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wurde im vergangenen Jahr die bundesweit erste operativ tätige Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten (ZeOS) eingerichtet. Sie waren seinerzeit leitender Oberstaatsanwalt in Düsseldorf. Zeigt die Einrichtung dieser Stelle inzwischen Wirkung und ist das organisierte Verbrechen auch in Münster ein Thema?
Es hat mich sehr gefreut, dass ich die ZeOS noch mit aufbauen konnte, die im September letzten Jahres in Düsseldorf die Arbeit aufgenommen hat, und ich verfolge das natürlich ein bisschen aus der Ferne weiter. Die haben schöne erste Erfolge. So wurde gerade ein größeres Verfahren gegen Geldautomatensprenger eröffnet. Die ZeOS ist landesweit für herausragende Verfahren der organisierten Kriminalität zuständig. Also zum Beispiel, wenn es in den internationalen Bereich hineingeht. Ich bin überzeugt, dass es eine sehr gute Entscheidung der Justiz war, so eine Zentralstelle einzurichten.
Geht es um organisierte Kriminalität in Münster, kann ich aus polizeilicher Sicht sagen, dass wir kein ausgeprägtes Problem mit Clans, mit Mafiastrukturen oder auch mit Rockern haben. Natürlich gibt es auch hier organisierte Kriminalität. Durch die Entschlüsselung der sogenannten EncroChat-Handys [Anm.: verschlüsselte Kommunikation über spezielle Handys] ist viel Datenverkehr im kriminellen Milieu bekannt geworden und einzelne Verfahren spielen auch im Münsterland. Insgesamt sind wir im Bereich der organisierten Kriminalität (OK) aber vermutlich besser dran als andere Großstädte, was natürlich nicht heißt, dass es hier überhaupt keine OK gibt.
In Münster laufen gerade die Prozesse im Missbrauchskomplex. Fällt es Ihnen leicht, auch bei solchen Taten innerlich die Distanz zu wahren?
Wenn Sie Missbrauchstaten gegen Kinder ansprechen, gerade hier im Zusammenhang mit unserer EK Rose, lässt das natürlich keinen unberührt. Ich habe mir einzelne Videosequenzen angeguckt und war fassungslos angesichts dessen, was ich da gesehen habe. Das kannte ich so nicht und das hat mich auch sehr mitgenommen. Umso mehr sollte man Respekt und Achtung vor denen haben, die das seit vielen Monaten auswerten und eine professionelle Distanz aufrechterhalten müssen. Sie nehmen die Bilder trotzdem mit nach Hause. Ein ganz großes Kompliment daher an die vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich dieser Aufgabe stellen und die damit auch noch sehr lange beschäftigt sein werden. Die psychosoziale Unterstützung der Polizei kümmert sich um sie, auch die International Police Association (IPA), von der wir hier bei uns einen Verantwortlichen im Hause haben. Zudem ist unser Polizeiseelsorger bei der Unterstützung dieser Beschäftigten sehr engagiert.
Angebote sind da, sie werden vom Land zur Verfügung gestellt und vor allen Dingen, was ich sehr gut finde, auch in Anspruch genommen. Oftmals hat man als Polizeibeamtin oder -beamter ein gewisses Selbstverständnis und meint, Belastungen allein durchstehen zu müssen. Hier ist es wichtig, dass man sich trotzdem wenn nötig Hilfe holt, das Gespräch sucht und diese Dinge verarbeiten kann.
In Düsseldorf haben Sie das „Haus des Jugendrechts“ mit aus der Taufe gehoben. Was ist das und wäre dies auch ein Modell für Münster?
Häuser des Jugendrechts gibt es seit 2009 in Nordrhein-Westfalen. Es geht um Jugendstraftaten und betrifft also die Altersgruppe zwischen 14 und 20 Jahren. In einem Haus des Jugendrechts arbeiten Jugendkommissariate, Jugendstaatsanwälte und die Jugendgerichtshilfe, die zum Jugendamt gehört, unter einem Dach und mit kurzen Wegen zusammen. Wieso ist das so wichtig? Bei Jugendlichen muss man immer den Erziehungsgedanken des Gesetzes im Blick haben. Ziel ist, kriminelle Karrieren möglichst frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Das erfordert einen effizienten Informationsaustausch zwischen diesen drei Behörden, um für den einzelnen Jugendlichen, der mit einer Straftat in Erscheinung getreten ist, die richtige Sanktion findet. Das Jugendstrafrecht kennt – anders als das Erwachsenenstrafrecht – eine große Bandbreite an erzieherischen Maßnahmen. Indem man in der Zusammenarbeit der Behörden die Maßnahmen für die jungen Menschen findet, die für den Einzelnen funktionieren, wird die Arbeit effizienter und nachhaltiger.
Gerade im Jugendstrafrecht ist es nämlich wichtig, dass „die Strafe der Tat auf dem Fuße folgt“, es also nicht womöglich Monate oder Jahre dauert, bis irgendeine staatliche Reaktion erfolgt. So kann eine kriminelle Karriere womöglich schnell beendet werden bevor sie beginnt. Beim Aufbau eines Hauses des Jugendrechts sind wir in Münster auf einem guten Weg: Unser Jugendkommissariat ist schon in eine Liegenschaft umgezogen, Stadt und Staatsanwaltschaft werden folgen. Mehr will ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten.
Sind Sie Krimi-Fan? Schauen Sie den Tatort Münster und Wilsberg? Falls ja, wie gefällt Ihnen diese kriminelle Seite der Stadt?
Selbstverständlich schaue ich sowohl den Münster Tatort als auch Wilsberg. Ich mag beide, das sind Pflichttermine. Münster hat zwei Dauerbrenner im Fernsehen, großartig! Es liegt aber auf der Hand: Das ist Unterhaltung, die mir gefällt, auch wenn sie mit der eigentlichen Polizeiarbeit in der Regel wenig zu tun hat. Wer sich für richtige Polizeiarbeit interessiert, dem muss ich dringend einen aktuellen Dokumentarfilm empfehlen: „Die Wache“. Er spielt da vorne in unserer Wache am Friesenring. Zwei Dienstgruppen wurden über mehrere Monate von einer Dokumentarfilmerin begleitet. Ich habe den Film schon gesehen. Er gibt sehr authentisch den Alltag der Polizei ganz speziell hier in Münster wieder, man sieht viele Ecken der Stadt. Da kommen also nicht ständig Leichen vor oder ein spontanes Geständnis oder sonst irgendwas, nein, der Film ist viel interessanter, weil er die echte Polizeiarbeit zeigt. Vor allem sieht man, dass in den Uniformen ganz individuelle Menschen sind. Man lernt diese Menschen sehr schön kennen und erfährt, was sie motiviert hat, Polizist zu werden. Wie sie ihren Beruf sehen, was ihnen Spaß macht, was für sie auch eine Belastung ist. Meine Empfehlung: Schauen Sie den Film an!
Herzlichen Dank für dieses Interview!
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