
(Update, 09:03 Uhr) – In der Ursprungsversion des Textes schrieben wir, dass die AfD in Münster ihr bundesweit schlechtestes Ergebnis erzielt hat. In den Wahlkreisen Köln II und Tübingen waren es allerdings noch weniger. Diese Zahlen lagen bis Redaktionsschluss noch nicht vor. Wir haben den Artikel jetzt entsprechend korrigiert.
Zudem hat es Dr. Stefan Nacke (CDU) nun doch in den Bundestag geschafft, über Platz 14 der Landesliste. „Ich freue mich, dass ich erneut in den Bundestag einziehe und ich mich weiter für meine Themen wie den Arbeitsmarkt, die generationengerechte Altersversorgung und für eine liberale christlich-soziale Politik einsetzen kann“, erklärte er auf Anfrage von ALLES MÜNSTER.
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Auch wenn hier wie wohl überall in Deutschland alle drei Ampel-Parteien Federn lassen mussten, bleibt Münster mehrheitlich grün. So hat Sylvia Rietenberg sich am Ende recht deutlich mit 31,2 % im lange so wahrgenommenen Kopf-an-Kopf-Rennen um das Direktmandat für Münster gegen den CDU-Kandidaten Dr. Stefan Nacke (28,53 %) durchsetzen können. Und auch bei den Zweitstimmen liegen die Grünen mit 26,61 % wieder vorne – aber längst nicht mehr so deutlich, wie noch bei der letzten Bundestagswahl 2021. Dennoch ist es das von allen deutschen Wahlkreisen beste Ergebnis für die Grünen – gleichauf mit Freiburg. Die AfD fährt trotz Wachstum auch hier wieder eines ihrer deutschlandweit schlechtesten Ergebnisse ein.
„Wir gratulieren Frau Rietenberg und den Grünen. Und als Demokraten akzeptieren wir das Ergebnis selbstverständlich“, sagte uns Stefan Nacke am Abend in der Bürgerhalle des Rathauses. Andererseits hat seine Partei die Wahl auf Bundesebene gewonnen. „Friedrich Merz wird Bundeskanzler werden, wir werden eine Regierung bilden. Und es ist auch unendlich wichtig, dass wir das schnell stabil hinbekommen“, meinte Nacke. „Denn es sind große Aufgaben, die wir wahrnehmen müssen in Europa. Es geht um unsere Sicherheit, es geht um die Wirtschaftspolitik – da müssen Akzente gesetzt werden, da kommt es auf Deutschland an.“ Ob er selber Teil der regierenden Fraktion sein wird, war für ihn noch nicht klar. Schon bei der letzten Wahl hatte er erst mitten in der Nacht erfahren, dass er über die Landesliste in den Bundestag einzieht. Mehr Sicherheit gibt ihm auch diesmal der Listenplatz 14 nicht.
„Wir Grüne sind immer erstmal gesprächsbereit“
Während Stefan Nacke schon mehrere Jahre Erfahrung als Bundes- und Landtagsabgeordneter vorweisen kann, ist Sylvia Rietenberg ein Neuling auf der großen politischen Bühne. Sie kann dafür mit zehn Jahren in der Kommunalpolitik dagegen halten. Daher äußerte sie im Gespräch mit uns, dass sie diesen Blickwinkel im Augen behalten will: „Was in Berlin beschlossen wird, muss immer auch handhabbar in den Kommunen sein.“ Einen Schwerpunkt würde sie gerne in ihren persönlichen Fachbereichen setzten, also der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, in der Wohnungspolitik oder auch der Gesundheitspolitik. Dafür muss sie aber erst einmal abwarten, bis sich eine Regierungskoalition gegründet und die Fraktionen mit all ihren neuen Mitgliedern zusammen gefunden haben.
„Wir Grüne sind immer erstmal gesprächsbereit, das zeichnet uns aus“, sagte Sylvia Rietenberg uns zu den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen, als deutschlandweit noch längst nicht alle Stimmen ausgezählt waren. „Und wenn wir uns nicht in einer Koalition wiederfinden und in der Opposition sein werden, glaube ich, dazu kann ich nur sagen, auch da werden wir gute grüne Politik machen.“ Sie tritt damit an die Stelle von Maria Klein-Schmeink, die bei der Bundestagswahl 2021 mit 32,34 % erstmals in Münster die Mehrheit der Erststimmen für die Grünen geholt hat.
„Das Ergebnis ist eine Katastrophe für die SPD“
Münster ist aber nicht nur schwarz oder grün, sondern kennt auch andere politische Farben. Schließlich hat sich mit Svenja Schulze hier für die SPD eine amtierende Bundesministerin um das Direktmandat beworben. Letztendlich musste sie sich mit 20,58 % und damit den deutlich abgeschlagenen dritten Platz begnügen. Da sie auf Platz 4 der NRW-Landesliste ihrer Partei stand, wird Schulze auch weiterhin dem Bundestag angehören. Als einzige der Direktkandidaten aus Münster hat sie den Wahlabend nicht in Münster verbracht, sondern in Berlin. Von dort sandte sie schriftliche Grüße und versprach: „Ich will weiterhin Münsters starke Stimme in Berlin sein und insbesondere dafür kämpfen, dass Münster ein herausragender Forschungsstandort bleibt.“ Zum Wahlergebnis sagte sie weiter: „Ich gratuliere der CDU/CSU zum Wahlsieg. Das Ergebnis ist eine Katastrophe für die SPD, keine Frage. Als SPD müssen wir das jetzt genau analysieren und sowohl programmatische als auch personelle Schlüsse daraus ziehen.“ Welche das sein werden, ließ sie in ihrer Nachricht offen.
AfD trotz Zuwächse in Münster wieder schwächer als in allen anderen Wahlkreisen
Auffällig ist, dass die grüne Direktkandidatin Sylvia Rietenberg (31,20 %) deutlich mehr Stimmen erhalten hat als ihre Partei (26,61 %). Da haben sicherlich einige, die sich mit der Zweitstimme für eine andere Partei wie die SPD oder Die Linke entschieden haben, taktisch gewählt. So hat Kathrin Gebel, die Direktkandidatin der Linken, hier beachtliche 6,81 % der Erststimmen geholt, ihre Partei mit 12,51 % aber fast doppelt so viel und damit deutlich mehr als im Bundesschnitt. Die 28-jährige Studentin Gebel wird wegen ihres guten Listenplatzes sicher Mitglied im kommenden Bundestag sein, ebenso wie der ehemalige münstersche Ratsherr Ulrich Thoden, der im Wahlkreis Steinfurt III für Die Linke angetreten ist.
Die AfD blieb in Münster erneut deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt. Trotz eines Zuwachses von 2,87 auf 6,86 % erzielte die Partei hier einen der niedrigsten Stimmenanteile bundesweit. Noch weniger Stimmen erhielt sie lediglich in den Wahlkreisen Köln II und Tübingen, wo sie auf 6,3 % und 6,5 kam. Wie schon gewohnt, lag die Wahlbeteiligung in Münster mit 87,53 % höher als im Bundes- und im Landes-Durchschnitt.
Die ausführlichen Ergebnisse der Bundestagswahl für Münster - auch für die einzelnen Stimmbezirke - findet ihr auf der Seite https://wahlen.citeq.de, die die citeq für das Amt für Bürger- und Ratsservice der Stadt Münster erstellt hat.
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