„Bayti“ ist Arabisch und heißt „mein Zuhause“. „Bayti hier“ ist der Name eines ungewöhnlichen interkulturellen Modelabels, das vor rund einem Jahr in Münster gegründet wurde und dessen erste Modenschau im randvollen „Teilchen & Beschleuniger“ für Begeisterung sorgte.
„Die Menschen, die zu uns geflüchtet sind, sollten dort integriert werden, wo sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen können“, sagt Michael Kortenbrede, einer der Initiatoren des Projektes. Im Gievenbecker Welcome Café traf der BWL-Student auf das junge Paar Ilham Hasan und Mohammad Ali Alnamous, die sich 2015 nach ihrer getrennten Flucht aus Damaskus in Münster wieder getroffen haben. In ihrer Heimat haben die beiden in einer Fabrik Kleider für den westlichen Markt geschneidert. „Sie haben die Ergebnisse ihrer Arbeit nie auf der Straße gesehen, weil die Produkte direkt nach Europa exportiert wurden“, berichtet Kortenbrede. Schnell entwickelten die jungen Leute gemeinsam die Idee, die Einflüsse beider Kulturen so zu kombinieren, dass orientalische Muster, Stoffe und Schriftzüge auf westlichen Kleidungsstücken wie Sweatern, Shirts oder Rucksäcken zum Einsatz kommen. Das Startup-Unternehmen befindet sich gegenwärtig stilecht am Schifffahrter Damm in einer geräumigen Garage. „Das ist fast zu klischeehaft“, meint Kortenbrede lachend.
Das Ergebnis ihrer Arbeit haben die Ehrenamtlichen von „Bayti hier“ jetzt erstmals einem begeisterten Publikum an einem Ort vorgestellt, der ebenso ungewöhnlich war, wie die Entstehungsgeschichte selber. „Wie hatten die Idee, unsere Mode und das Projekt dahinter einem größeren Publikum vorzustellen. Nach mehreren Anfragen trafen wir auf die Leute vom ’Teilchen’, die sofort Feuer und Flamme waren“, erinnert sich Kortenbrede. In rund einer Stunde verwandelte sich das Restaurant an der Wolbecker Straße vom gemütlichen Café mit alten Plüschsesseln und Nierentischen in einen professionellen Catwalk.
Die innovative Idee der Studenten hat trotz der kurzen Zeit ihrer Existenz bereits namhafte Politiker und Medien auf sich aufmerksam gemacht. Die prominente Grünen-Politikerin Claudia Roth kam ebenso zum Gespräch vorbei wie Vertreter der lokalen SPD, Spiegel Online und die Zeit berichteten über das Projekt aus Münster. Eine Crowdfunding-Kampagne endete vor ein paar Tagen erfolgreich, rund 10.000 Euro kamen so zusammen, um den beiden syrischen Geflüchteten eine Grundlage zu schaffen, auf der sie weiter kreativ für das Label tätig sein zu können. „Die Mode von ‚bayti hier’ ist ein Statement für Toleranz und Offenheit und wir freuen uns sehr, dass so viele Leute uns unterstützen“, freut sich Michael Kortenbrede.
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