In einem Zug online gehen und bleiben – das ist nicht immer ganz einfach. Die Bahn rüstet zurzeit ihre Fernverbindungen auf WLAN um, ab dem 13. März steht Fahrgästen aber auch – zum ersten Mal in NRW – in zwei Zügen des DB-Nahverkehrs ein kostenfreier Internet-Zugang zur Verfügung. Insgesamt stattet DB Regio NRW vier der zwischen Mönchengladbach und Münster verkehrenden Regionalexpress-Fahrzeuge mit WLAN aus – zu Testzwecken. Die Nahverkehrstochter der Deutschen Bahn bringt das Pilotprojekt in Kooperation mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) auf die Schiene. Kosten: 500 000 Euro.
„Im Rahmen des einjährigen Pilotprojekts wollen wir Erfahrungen sammeln, wie zuverlässig das WLAN in einem Nahverkehrszug funktioniert, der in Regionen mit unterschiedlicher Ausleuchtungsstärke unterwegs ist“, sagt Michael Geuckler aus der Geschäftsleitung des NWL im DB-Regio-Werk in Münster, in dem die vier Züge umgerüstet werden. Die Linie RE 42 wurde als Teststrecke ausgesucht, weil sie sowohl durch das Münsterland als auch durch das Ruhrgebiet – also durch eine ländliche Region und einen Ballungsraum – führt.
„Viele Pendler legen zwischen Wohn- und Arbeitsort immer längere Strecken zurück“, heißt es seitens Andree Bach, Vorsitzender der Regionalleitung von DB Regio NRW. „Reisezeit wird damit auch im Nahverkehr zunehmend zur wertvollen Nutzzeit.“ Diese effektiv und verlässlich für berufliche oder private Belange verwenden zu können, schaffe einen Mehrwert gegenüber dem Individualverkehr. Bach: „Die Voraussetzungen für WLAN in Bestandsfahrzeugen quasi ,unter dem rollenden Rad‘ zu schaffen, ist eine besondere Herausforderung. Das Pilotprojekt wird uns nicht nur technische, sondern auch wirtschaftliche Erkenntnisse zur Möglichkeit der Nachrüstung bereits im Einsatz befindlicher Züge bringen.“
In einem Nahverkehrszug ist es nicht wie im heimischen Netz damit getan, den Router in eine Buchse einzustecken. Für die Empfangstechnik muss auf dem Dach des Zuges zunächst eine spezielle Antenne installiert werden. Außerdem verlegen Elektriker im Inneren des Schienenfahrzeugs ein aufwendiges Kabelsystem, wofür Teile der Innenverkleidung entfernt werden. Auch anders als bei einem stationären WLAN-Anschluss sind für eine stabile Internetverbindung im fahrenden Zug besondere Herausforderungen zu meistern. Dazu gehört zum Beispiel die stark variierende Netzabdeckung der Mobilfunkanbieter entlang der Strecken. Zum Teil gibt es Funklöcher, insbesondere in ländlichen Gegenden.
Um möglichst umfassende Erfahrungen sammeln zu können, wird es im Laufe des Testbetriebs immer wieder technische Anpassungen geben. So wird unter anderem geprüft, wie der WLAN-Empfang entlang der Strecke stabil gehalten werden kann. Auch die Datenrate soll variieren, um herauszufinden, wie möglichst viele Fahrgäste gleichzeitig mit der bestmöglichen Geschwindigkeit surfen können. Ähnlich wie bereits in den ICE-Zügen, soll es später auch ein „Content-Portal“ geben, über das Fahrgäste zum Beispiel auch Nachrichtensendungen und Spielfilme schauen können. Erst einmal soll der surfende Fahrgast aber 50 MB pro Tag erhalten. Eine besondere Rolle bei dem Pilotprojekt spielt auch die Meinung der Fahrgäste. Deshalb ist die Durchführung von Kundenbefragungen vorgesehen.
Eine auffällige Fensterbeklebung sorgt dafür, dass die mit WLAN ausgestatteten Fahrzeuge erkennbar sind. Denn am Schalter sollen die Kunden dazu keine Informationen bekommen, weil man sie dort schlichtweg nicht hat. Im Zug selbst informieren Plakate, wie die Anmeldung am Router funktioniert: Sobald der Browser des Smartphones, Tablets oder Laptops erstmals im Zug-WLAN gestartet wird, öffnet sich die Startseite des Routers. Hier erscheinen zunächst die Nutzungsbedingungen. Diese müssen mit einem Klick auf den Button „Hier online gehen“ akzeptiert werden. Eine persönliche Registrierung ist im System der Testfahrzeuge nicht notwendig.
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