Das usselige Wetter konnte der guten Laune der prominenten Gäste nichts anhaben, dabei war der Weg bis zum heutigen Spatenstich zum Bau der Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) nicht nur matschig sondern auch holperig. Dass ausgerechnet Münster 2019 den Zuschlag erhalten hat, ging anderen Bewerbern damals gewaltig gegen den Strich, Bayern und Baden-Württemberg, die sich neben weiteren Ländern ebenfalls beworben haben, vermuteten eine Bevorzugung der Westfalenmetropole durch die damalige Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, die gebürtig aus Brochterbeck stammt und deren Wahlkreis Steinfurt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Münster liegt.
Doch das war nur am Rande Thema bei der heutigen Auftaktveranstaltung im Hansa-Business-Park, insgesamt herrschte Aufbruchsstimmung und dass es zwischendurch immer wieder regnete, wertete Oberbürgermeister Markus Lewe als gutes Zeichen, „Immer wenn es in Münster bei einem Spatenstich geregnet hat, kam etwas Gutes dabei heraus“, wie das von seiner erst wenige Tage zurückliegenden Corona-Infektion noch deutlich angeschlagene Stadtoberhaupt zu berichten wusste. Jetzt soll es schnell gehen mit dem Bau der Großforschungsanlage und Batteriezellen-Produktion, bereits Ende des Jahres soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein, „Wir arbeiten hier mit Tesla-Tempo, nicht mit dem Tempo des Berliner Flughafens“, wie NRWs Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart gut gelaunt anmerkte. Was zwischen A1 und Dortmund-Ems-Kanal ab heute entstehen soll, ist nach Überzeugung aller Beteiligten eine weltweit einmalige und richtungsweisende Investition in die Zukunft, die dazu beitragen wird, Deutschland unabhängiger von asiatischer Batterietechnologie und den Importen fossiler Energieträger zum Beispiel aus Russland zu machen, „Die FFB kommt genau zum richtigen Zeitpunkt und wie gerufen“, betont Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung.
650 Millionen Euro für den Standort Münster
Investiert wird ordentlich, 150 Millionen Euro kommen von der Fraunhofer-Gesellschaft und weitere 500 Millionen Euro steuert der Bund bei. Am Ende soll am Standort Münster gleichzeitig geforscht und produziert werden. Dies sei auch einer der entscheidenden Unterschiede zur jüngst in Brandenburg ans Netz gegangenen Gigafactory von Tesla, wie der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Dr. Reimund Neugebauer, betont: „Es geht hier nicht darum, immer das gleiche Produkt in möglichst hoher Stückzahl zu fertigen. Wir werden neue Technologien möglichst schnell testen und weiterentwickeln.“ Ein wichtiges Ziel sei die Nachhaltigkeit der Batterietechnologie, die verwendeten Rohstoffe sollen möglichst vollständig wiederverwertet und im Wertschöpfungskreislauf erhalten bleiben, skizziert der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität, Prof. Dr. Johannes Wessels, einen wesentlichen Punkt der zukünftigen Forschungen in Münster. Markus Lewe verwies auf die zentrale Lage der Stadt im Herzen Europas und ist sich sicher, dass die neue Forschungsfertigung Batteriezelle als Inkubator der Innovation für die Region wirksam sein und weitere Ansiedlungen aus den Bereichen Forschung und Produktion nach sich ziehen wird.
Der aktuelle Zeitplan sieht für Ende dieses Jahres die Bereitstellung des ersten Bauabschnitts und damit den Beginn des Forschungsbetriebs am endgültigen Standort vor. 2025 soll dann auch der zweite Bauabschnitt fertiggestellt sein. Auf mehr als 55.000 Quadratmetern Fläche werden sich dann mehr als 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Produkten und Produktionsverfahren rund um die Batteriezelle beschäftigen.
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