Alaska 1898. Zu Tausenden und Abertausenden sind sie dem Ruf des Goldes gefolgt, das im Yukonriver schlummert. Die elementarsten Bedürfnisse missachtend haben sich Glücksritter und Abenteurer auf den Weg gemacht und sind nicht selten verhungert oder erfroren. Wirklich reich geworden sind meistens nur die Ausstatter, welche Schürfsiebe, Zelte oder Winterstiefel verkauft haben. Einer der größten Stummfilme, nämlich Charlie Chaplins „Goldrausch“ wurde gestern im Cineplex gezeigt – begleitet vom Sinfonieorchester Münster unter Leitung von Stefan Vaselka.
Der große Saal ist ausverkauft, und wer zu Anfang vielleicht noch denkt, dass die Musik nur nettes Beiwerk ist, und man vielleicht im Laufe des Filmes sogar vergisst, dass da ein echtes Orchester spielt, wird schnell eines besseren belehrt. Die gesamten 90 Minuten Filmlänge bleibt das Orchester, das auf der Bühne unterhalb des Filmes musiziert, schwach beleuchtet. Das Orchester begleitet die großen Slapstick-Szenen des genialen Charlie Chaplin ebenso großartig wie die kleinen dramaturgischen Verwerfungen. Chaplin ist in dem Film von 1925 selbst einer von denen, die ausziehen, das Glück zu suchen. Hunger und Kälte lernt er kennen. Zwischendurch, an Thanksgiving, erwärmt er sogar einen Schuh, den er sich brüderlich mit einem weiteren Glücksritter teilt. Zur Feier des Mahls spielt das Orchester einen Walzer. Übrigens wird nur Chaplins Originalmusik gespielt. Als die beiden Goldsucher schließlich einen Bären erlegen, geht es aufwärts, immerhin stärken sie sich soweit, dass sie die Kraft finden, wieder die Zivilisation aufzusuchen. In einem Tanzlokal lernt Chaplin seine Herzdame kennen. Natürlich geht auch das nicht alles so einfach, und Chaplin wird recht übel mitgespielt. Melancholie erzeugen die vielen Streicher, zwischendurch ertönt eine einsame Klarinette, es wird herzzerreißend. Zum Glück geht alles gut aus. Eine schöne Inszenierung und ein seltener Moment, dass es Standing Ovations im Kino gibt.
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